Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
und
Seetang und ein Kettenhemd aus Kronkorken und alten Sechser-
packhaltern aus Kunststoff. Sein Gesicht war voller blasiger Algen und sein Bart wucherte in alle Richtungen. Seine tiefblauen Augen loderten vor Zorn.
Der Seehund, der der Gott des East River sein musste, fragte:
»Bist du eigentlich lebensmüde, Kleiner? Oder einfach nur
strohdoof?«
Der bärtige Geist des Hudson schnaubte: »Mit strohdoof kennst
du dich ja aus, East.«
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»Sieh dich vor, Hudson«, knurrte East. »Bleib auf deiner Seite der Insel und kümmere dich um deinen eigenen Kram.«
»Oder was? Schmeißt du mir sonst wieder ein Müllboot in die
Fresse?«
Sie schwammen aufeinander zu, bereit zum Kampf.
»Aufhören!«, rief ich. »Wir haben ein größeres Problem!«
»Der Kleine hat Recht«, fauchte East. »Bringen wir ihn zusam-
men um, danach kämpfen wir gegeneinander.«
»Klingt gut«, sagte Hudson.
Ehe ich protestieren konnte, schoss der gesamte Müll vom
Boden hoch und flog aus allen Richtungen auf mich zu: Glasscherben, Schutt, Konservendosen, Reifen.
Aber damit hatte ich gerechnet. Das Wasser vor mir verdichtete sich zu einem Schild und der Müll prallte davon ab. Nur ein Stück kam durch – eine riesige Glasscherbe, die meine Brust traf und mich eigentlich hätte umbringen müssen, aber sie zerbrach an
meiner Haut.
Die beiden Flussgötter starrten mich an.
»Sohn des Poseidon?«, fragte East.
Ich nickte.
»Kleines Bad im Styx genommen?«, fragte Hudson.
»Genau.«
Beide stöhnten angewidert.
»Na, das ist ja toll«, sagte East. »Wie sollen wir ihn denn dann umbringen?«
»Wir könnten ihm einen Elektroschock versetzen«, sagte Hud-
son nachdenklich. »Wenn ich nur ein paar Kabel finden könnte …«
»Jetzt hört mir zu!«, sagte ich. »Die Armee des Kronos versucht, Manhattan zu erobern.«
»Meinst du, das wüssten wir nicht?«, fragte East. »Ich kann
seine Boote spüren. Sie sind schon fast drüben.«
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»Ja«, stimmt Hudson zu. »Und ein paar fiese Monster überquer-
en meine Gewässer.«
»Dann haltet sie auf«, sagte ich. »Ertränkt sie. Versenkt ihre Boote.«
»Warum sollten wir?«, knurrte Hudson. »Sollen sie doch den
Olymp besetzen. Kann uns echt egal sein.«
»Aber ich kann euch bezahlen.« Ich zog den Sanddollar hervor,
den mein Vater mir zum Geburtstag geschenkt hatte.
Die Flussgötter machten große Augen.
»Der gehört mir!«, sagte East. »Gib ihn mir, Kleiner, und ich
verspreche dir, keiner von Kronos’ Abschaum wird den East River überqueren.«
»Vergiss es«, sagte Hudson. »Der Sanddollar gehört mir, es sei denn, ich soll diese ganzen Schiffe den Hudson überqueren
lassen.«
»Wir teilen.« Ich zerbrach den Sanddollar. Aus der Bruchstelle rieselte sauberes Süßwasser, als ob die Verschmutzung in der
Bucht dadurch aufgelöst würde.
»Ihr kriegt jeder die Hälfte«, sagte ich. »Und im Gegenzug haltet ihr Kronos’ gesamte Armee aus Manhattan heraus.«
»Oh Mann«, jammerte Hudson und streckte die Hand nach dem
Sanddollar aus. »Ich war schon so lange nicht mehr sauber.«
»Die Macht des Poseidon«, murmelte East River. »Er ist ein
Mistkerl, aber wie man Verschmutzung wegkriegt, das weiß er.«
Sie wechselten einen Blick, dann sagten sie wie aus einem
Munde: »Abgemacht.«
Ich reichte jedem einen halben Sanddollar, den sie ehrfurchts-
voll entgegennahmen.
»Äh, die Invasoren«, erinnerte ich sie vorsichtig.
East winkte mit der Hand. »Schon versenkt.«
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Hudson schnippte mit den Fingern. »Meute von Höllenhunden
soeben untergegangen.«
»Danke«, sagte ich. »Bleibt sauber.«
Als ich zur Oberfläche aufstieg, rief East: »He, Kleiner, wenn du mal wieder einen Sanddollar auszugeben hast, dann komm zurück.
Falls du überlebst.«
»Fluch des Achilles«, schnaubte Hudson. »Die bilden sich im-
mer ein, der könnte sie retten, stimmt’s?«
»Wenn der wüsste«, sagte East zustimmend. Beide lachten und
lösten sich dann im Wasser auf.
Annabeth telefonierte am Ufer, hörte aber auf, sowie sie mich sah.
Sie wirkte ziemlich erschüttert.
»Es hat geklappt«, sagte ich. »Die Flüsse sind sauber.«
»Gut«, sagte sie. »Denn wir haben ein neues Problem. Michael
Yew hat gerade angerufen. Eine ganze Armee marschiert über die Williamsburg Bridge. Die Apollo-Hütte braucht Hilfe. Und Percy, das Monster, das den Feind anführt … das ist der Minotaurus.«
Wir zerstören eine Brücke
Zum Glück hatte Blackjack gerade
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