Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
hat Gack
tatsächlich
in meinem Strumpf herumgewühlt, auch wenn sie das Gegenteil behauptet. «
»Und Cyril hat sich alle Schokoladenengel unter den Nagel gerissen«, ergänzte John. »Und fast alle Karamellbonbons noch dazu.«
Benommen schlug Percy seine Bettdecke zurück und strich sich mit den Händen eine Haarlocke aus der Stirn.
»Ich hatte einen furchtbaren Albtraum«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich habe geträumt, dass Cyril und Jason mich in den Keller verschleppt haben …« Percy nahm Claire die Krawatte und Linda den Anzug ab. Die schrecklichen Bilder seines Traums begannen langsam zu verblassen. Er atmete tief durch und betrachtete die Kleidungsstücke.
Noch nie hatte er sich am Weihnachtsmorgen derart fein gemacht. Die Zwillinge trugen grüne Kleider, die besonders gut zu ihren kupferroten Haaren passten, und John hatte einen dunkelblauen Cordanzug an, der ihm etwas zu klein war. Vor allem am Bauch. Als er bemerkte, dass Percy ihn ansah, wurde er rot.
»Die Hose ist ein bisschen eingelaufen«, nuschelte er.
Percy ging mit den Sachen ins Badezimmer und zog sich um. Ihm war noch immer ein wenig schwindelig, und seine Beine fühlten sich an, als ob er die ganze Nacht irgendwo herumgelaufen wäre. Nicht
irgendwo
, schoss es ihm durch den Kopf, und er dachte wieder an die Irrenanstalt und die weißen Gänge mit dem grellen Licht … Percy schaute sich seinen Pyjama an. Der Saum war an einem Ärmel abgerissen. Er war sich eigentlich
ganz sicher
, dass der Schlafanzug heil gewesen war, als er ihn gestern Abend angezogen hatte.
Aufgeregt lief er ins Zimmer zurück. »Hier, schaut euch das mal an«, sagte er und hielt seine Pyjamajacke hoch.
Claire pfiff durch die Zähne und Linda grinste.
»Schicke Unterwäsche«, sagte Claire.
Percy blickte an sich hinab und wurde nun genauso rot wie John. Er murmelte etwas Unverständliches und verschwand erneut im Badezimmer. Schnell zog er sich die Anzughose und das weiße Hemd an.
»Mein Pyjama hat
Flecken
und er ist
zerrissen!
«, rief er durch die angelehnte Tür.
»Skandalöse Zustände«, sagte Claire. »Seit dem vermeintlichen Mord sind die Zimmermädchen wohl etwas durch den Wind.«
»Jasper wirkte heute Morgen auch etwas mitgenommen. Vielleicht hat er Schnupfen.«
»Aber das meine ich doch gar nicht«, sagte Percy. »Mein Pyjama sieht so aus, als ob ich heute Nacht
tatsächlich
mit Cyril und Jason im Keller bei der Eisernen Jungfrau gewesen wäre.«
»Bei der Eisernen
was?
« John hustete.
»Können wir das nicht später diskutieren? Das mit den Süßigkeiten war kein Spaß. Cyril und Jason greifen wirklich alles ab, wenn wir nicht rechtzeitig da sind.« Linda ging zur Zimmertür.
»Ich mache auch keinen
Spaß
«, beeilte sich Percy zu erklären. »Plötzlich war da auch dieser Dr. Uide. Er hat mich in seine Irrenanstalt entführt und wollte, dass ich ihm irgendetwas besorge. Und er hat gesagt, dass er etwas in meinem Unterbewusstsein sucht …«
Claire, Linda und John sahen ihn mitleidig an und Percy kam sich mit einem Mal ziemlich lächerlich vor. Was für einen Quatsch erzählte er denn da?
»Mensch, Percy, das wird schon wieder«, sagte Claire. Sie ging zu ihm und nahm ihm die Krawatte aus der Hand. Dann band sie einen hübschen Knoten hinein, legte sie ihm um den Hals und schob den Seidenstoff unter seinen Hemdkragen. Dabei kam ihr Gesicht seinem so nah, dass er den Duft der Seife riechen konnte, mit der sie sich gewaschen hatte. Das Aroma von Rosen und Vanille stieg ihm in die Nase.
»Jetzt ist doch Sam hier«, sagte sie leise. »Er wird bestimmt bald alles aufklären und deine Eltern finden. Und wir helfen ihm dabei, auch wenn er der Ansicht ist, dass wir das nicht tun sollten.« Sie hustete ein wenig, als würde sie sich an den Zigarettenrauch von gestern Abend erinnern. Dann schlug sie Percy auf die Schulter und sagte so frech und unbekümmert wie immer: »Und jetzt vergisst du mal für einen Augenblick deine Albträume und machst mit uns Jagd auf die Geschenkemopser. Auf geht’s!« Sie zog Percy an der Hand mit sich.
»Und woher sollen dann die Spuren an meinem Pyjama kommen?«, versuchte er es noch einmal, aber seine Argumentation ging in Jims aufgeregtem Gebell unter.
Schließlich gab Percy auf und lief mit seinem Hund, den Zwillingen und John durch die Flure von Darkmoor Hall, die dank der vielen Mistelzweige, roten Kerzen und der bunten Weihnachtsdekoration wesentlich heiterer aussahen, als es sonst der Fall war.
Kaum waren
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