Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
Kästchen lag eine Armbanduhr. Sie sah sehr robust und sehr wertvoll aus. Ehrfürchtig nahm er sie heraus und betrachtete sie von allen Seiten.
»Selbst wenn die nichts weiter kann, als die Zeit anzuzeigen, werden Cyril und Jason vor Neid erblassen«, war Linda sich sicher. »Gegen so eine tolle Uhr sind ihre blöden Gewehre echter Kinderkram.«
»Du vergisst, dass die mit ihren blöden Gewehren
wirklich
schießen können«, warf John ein, der gerade von Dick und Dolores mit Gummipfeilen attackiert wurde. Die beiden jüngsten Mitglieder des Darkmoor-Clans hatten Armbrüste mit dazu passender Munition bekommen.
»Vielleicht kann die Uhr ja auch etwas abfeuern«, gab Claire zu bedenken. Percy band sich das kostbare Stück vorsichtig um das linke Handgelenk, so als könnte das Gehäuse jeden Moment explodieren oder sich ein Schuss lösen. Als allerdings nichts weiter geschah, holte er tief Luft und stellte fest, dass er sich mit der Uhr tatsächlich
sehr
erwachsen vorkam. Er schielte zu Annabel und Fleur hinüber, die sich inzwischen auch ihren Geschenkstrümpfen zugewandt hatten. Sie beachteten ihn jedoch nicht weiter, sondern diskutierten, ob die Farbe der Lippenstifte, die sie bekommen hatten, zu ihren Kleidern passte.
Vermutlich hätte Claire ihm für seinen Blick diesmal sogar einen Kinnhaken verpasst, wenn nicht ihre ganze Aufmerksamkeit plötzlich von Onkel Monty in Anspruch genommen worden wäre. Percy konnte gar nicht so schnell gucken, wie die Mädchen an ihm vorbei zur Tür rannten, wo der Schauspieler in Begleitung von Onkel Toby und zweier Damen erschienen war. Während der dicke Lord sich mit vor Freude zitterndem Schnauzbart auf den Tisch mit den Süßigkeiten zubewegte, drängelten sich die Damen und die Zwillinge um Onkel Monty.
»Ich verstehe wirklich nicht, was die an dem finden«, sagte John und versuchte erfolglos, Dick die Armbrust wegzunehmen. Er hatte schlechte Laune, weil er von Onkel Adalbert nur einen kleinen metallischen Zylinder geschenkt bekommen hatte, der lange nicht so hübsch, geheimnisvoll oder spektakulär aussah wie die Geschenke der anderen.
Percy nickte. Er kam sich trotz seiner neuen Armbanduhr auf einmal vor wie ein kleiner Junge, den man in einer Ecke des Sandkastens sitzen gelassen hatte.
Monty Montgomery musste sein Gesicht mit irgendeiner Spezialcreme eingerieben haben, denn es glänzte mit seinen pomadigen Haaren um die Wette. Außerdem benutzte er offenbar große Mengen Rasierwasser, dessen penetranter Ge ruch Percy unangenehm in der Nase kitzelte. Er musste niesen und holte eins der Taschentücher von Lady Caroline aus der Schachtel. Geräuschvoll prustete er in den Stoff. Aber auch damit konnte er Onkel Montys lautes Lachen und seine aufgekratzte Stimme nicht übertönen.
»Stellt euch nur vor«, verkündete der Schauspieler, »es ist mir gelungen, meinen lieben Cousin Cedric davon zu überzeugen, dass wir unsere Filmszenen hier schießen können.«
»Es soll geschossen werden?«, fragte eine der Damen.
»Aber ja, meine Liebe«, lachte Onkel Monty und legte den Arm um die Schulter der Frau, was diese offensichtlich sehr genoss. »Wir Filmleute nennen es so, wenn wir die einzelnen Szenen für unsere Spielfilme mit der Kamera aufnehmen. Dabei kommt natürlich keiner zu Schaden, denn beim Film zählt einzig und allein die Schauspielkunst. Wenn bei uns Blut fließt, dann ist es nur Kunstblut.«
»Wie aufregend!«, hauchte die andere Dame.
»Nicht wahr, meine Verehrteste?« Onkel Monty nutzte die Gelegenheit, um seinen anderen Arm um ihre Taille zu schlingen.
»Wann beginnt ihr denn mit den Filmaufnahmen?«, fragte Claire und zerrte an seinem Hemd.
»Wer spielt die
weibliche
Hauptrolle?«, wollte Annabel wissen und versuchte, sich neben ihn zu drängen.
»Worum geht es in dem Film überhaupt?« Linda zupfte an Onkel Montys Krawatte, die mit kleinen Weihnachtsmännern bestickt war.
»Nicht alle auf einmal, meine Lieben«, lachte Onkel Monty.
Aber Percy merkte, dass es dem Darsteller der
Verliebten Mumie
eigentlich sehr recht war, so bestürmt und umschwärmt zu werden.
»Meine Partnerin wird die berühmte Glenda Perkins sein, aber da es in einem Film gar nicht genug schöne Damen geben kann, habe ich für euch alle eine großartige Überraschung! «
»Ach, wirklich?«, flöteten die beiden Frauen und die vier Mädchen gleichzeitig.
»Aber sicher. Ihr dürft alle in kleinen Nebenrollen mitspielen! «
Der einsetzende Jubel wurde durch ein Sirren und ein
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