Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
bis zum Ball heute Abend. Brenda wird euch etwas zu essen bringen.«
»Einen Augenblick noch«, mischte sich nun Lord Darkmoor ein, der bislang geschwiegen und nachdenklich an seiner Pfeife gezogen hatte. »Du solltest nicht so streng mit unserem Detektiv sein, Liebling. Ich finde, dass Sam ganz hervorragende Arbeit geleistet hat. Und wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Entführer ja tatsächlich extra im Keller gewartet, bis Percy aus dem Haus war.«
Er schaute Sam Jackberry an. Der Detektiv ließ sein Feuerzeug aufflammen und nickte.
»Daraus ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Erstens: Percy wurde oder wird beobachtet. Denn sonst hätte der Entführer nicht wissen können, dass er sich morgens mit Claire, Linda und John trifft, um Ausflüge ins Moor zu unternehmen, Murmeln zu spielen oder Redensarten zu erfinden, die etwas mit Knochenbanden zu tun haben.«
Er sah seine Töchter so lange an, bis beide verlegen zu Boden blickten. Dann fuhr er fort: »Zweitens: Der Entführer wollte
nur
Mr und Mrs Pumpkin mitnehmen. Percy sollte hier im Schloss bleiben. Wenn wir den Grund dafür kennen, sind wir ein großes Stück weiter und haben das Geheimnis der Entführung wahrscheinlich gelöst.« Er machte wieder eine Pause und paffte einige Rauchwolken in die Luft.
»Ihr geht jetzt wirklich am besten auf eure Zimmer. Solange wir nicht wissen, wer euch angegriffen und das Schloss in Brand gesetzt hat, solltet ihr nicht mehr in der Gegend herumstreunen. Sam und ich werden uns noch einmal am Waldrand umsehen, bevor der Schneesturm da draußen noch schlimmer wird.«
Kaum hatte er das gesagt, drückte eine Windböe gegen die großen Fenster. Das mittlere sprang auf und eine der Scheiben zerbrach mit einem lauten Klirren.
»Sieht ganz so aus, als müsste Jasper mit seinem Handfeger antraben«, meinte Sam.
Als die Familie am Abend des zweiten Weihnachtstags zum großen Ball zusammenkam, verriet das Verhalten der Schlossbewohner nicht, dass sie erst kurz zuvor von einer Mumie heimgesucht worden waren und mit Müh und Not einen Schlossbrand verhindert hatten.
Percy war sich nicht ganz sicher, ob er diesen unerschütterlichen Gleichmut seiner Verwandten bewundern oder befremdlich finden sollte.
Lord Darkmoor war so höflich und zuvorkommend wie immer, und Onkel Adalbert lächelte still und zerstreut vor sich hin – so als hätte er gerade einen Automotor auseinandergenommen und nicht etwa ein monströses Kraken- U-Boot mit mörderischen Tentakeln.
Lady Caroline kümmerte sich mit gewinnendem Lächeln um das Wohl von Tante Agatha, Onkel Toby machte ein Scherzchen nach dem anderen und Onkel Monty erklärte den Damen, die sich um ihn scharten, was für grandiose Filmszenen er im Schloss drehen würde, wenn nur erst der Hirschkopf mit dem großen Geweih wieder auftauchte und er ein paar
wirklich
gruselige Räume gefunden hätte.
Allerdings stellte Percy fest, dass Onkel Eric ihn inzwischen nicht mehr ansah, als wäre er ein einziges Ärgernis, sondern als wäre er ein verfaultes, schimmelndes Stück Obst, das man noch dazu mit Gift gefüllt hatte. Wenn er hingegen in Cyrils und Jasons Richtung blickte, taten diese so, als seien sie vollkommen mit ihren Limonadengläsern oder ihrem Putenbraten beschäftigt.
Percy musste wieder an den Albtraum mit der Eisernen Jungfrau denken, und obwohl er sehr müde war und ihm die Augen bei Lord Darkmoors Rede mehr als einmal zufielen, wollte er das Zubettgehen so lange wie möglich hinauszögern. Aber an Schlaf war ohnehin nicht zu denken. Claire und Linda hatten nämlich beschlossen, dass nach den neuesten Erkenntnissen von Sam Jackberry dringend ein weiteres Treffen der Knochenbande anberaumt werden musste. Um kein Aufsehen zu erregen, würden die vier sich gegen elf vom Ball verdrücken – angeblich, weil sie von den Abenteuern der letzten Tage so müde waren – und dann schnell in ihre Pyjamas schlüpfen und sich in Claires und Lindas Zimmer treffen. Dort konnten sie in Ruhe alle Fakten zusammentragen und so den Übeltäter überführen.
Percy unterdrückte ein Gähnen. Da stupste Jim ihn unter dem Tisch mit der Schnauze an. Percy schaute überrascht auf. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass alle anderen aufgestanden waren und nun in Grüppchen in den angrenzenden Zimmern zusammenstanden. Rasch eilte er ihnen hinterher.
»Ich würde dich ja gerne um den ersten Tanz bitten«, sagte Claire, nachdem er sie im Musikzimmer gefunden hatte. »Aber ich glaube, dass wir uns jetzt
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