Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
eine Weile, bis Percy und die anderen begriffen, dass tatsächlich die Mumie gesprochen hatte.
»Aber … aber was
machen
Sie hier bei uns im Schloss?«, stammelte Claire und wurde von ihrer Schwester in die Seite geboxt. »Ich meine … ich meine: Wer sind Sie?«
Die Mumie lachte, doch es hörte sich alles andere als fröhlich an. »Was ich hier mache, frage ich mich selbst jeden Tag«, sagte sie schließlich. »Besonders sinnvoll scheint meine Existenz nicht mehr zu sein, wenn man sich ansieht, was ich in den letzten zwölf Jahren zustande gebracht habe. Aber immerhin habe ich dafür gesorgt, dass in den verfluchten Räumen des Hauses Darkmoor Staub gewischt wird. Und ich habe die Blumen gegossen. Das Personal traut sich hier ja nicht her. Und das ist natürlich in jeder Hinsicht auch besser so.«
Obwohl der maskierte Mann ihrer eigentlichen Frage nach seiner Identität ausgewichen war, hatten die Mitglieder der Knochenbande auf einmal das Gefühl, dass von ihm keine direkte Gefahr ausging.
»Die verfluchten Räume?«, hakten Claire und Linda deshalb gleichzeitig nach und drängten noch näher an das Sofa heran.
»Allerdings«, erwiderte die Mumie.
Die Art und Weise, wie sie dieses Wort betonte, kam Percy eigenartig vertraut vor. Doch ihm blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
»Wisst ihr, wer Lionel Darkmoor war?«, fragte die Mumie und drückte sich noch tiefer in die Sofakissen.
Die Zwillinge und die beiden Jungen nickten.
»Unser Ururopa«, sagte Claire. »Außerdem hat unser Onkel Allan ein Tagebuch von ihm gefunden, in dem er von einer unsichtbaren Pyramide …«
»Ist euch schon einmal aufgefallen, dass es kein Porträt von Lionel Darkmoor in der Ahnengalerie gibt?«, unterbrach die Mumie sie.
Die Zwillinge hoben erstaunt die Augenbrauen.
»Stimmt!«, rief Claire auf einmal. »Das ist ja ein Ding! Ist mir noch nie wirklich bewusst geworden, aber von Lionel hängt dort tatsächlich kein Porträt.«
»Das liegt daran, dass in der Familie Darkmoor über seine Existenz ungern gesprochen wird. Allerhöchstens wird er als ein entfernter Verwandter erwähnt. Denn er ist für den Fluch dieses Hauses verantwortlich.«
»Was für ein Fluch?«, fragte Linda sofort. »Oder meinen Sie diesen ganzen Ägypten-Kram? Diesem Geheimnis sind wir ja gerade auf der Spur.« Sie drückte ihre Schultern nach hinten und hob ihre Nasenspitze nach oben. »Wir sind nämlich die Mitglieder einer Detektivgesellschaft. Und die Knochenbande hat schon einiges in Erfahrung gebracht, wie Sie ja ganz genau wissen. Schließlich haben Sie uns die ganze Zeit hinterherspioniert.«
Linda deutete mit ihrem rechten Zeigefinger anklagend in Richtung der Mumie, die darüber zu lächeln schien. Jedenfalls verzogen sich ihre Gesichtsbandagen leicht nach oben.
»Ich meine nicht den
Ägypten-Kram«
, sagte sie. »Lionel Darkmoor hat vor ungefähr hundertfünfzig Jahren den Ostflügel des Schlosses erbauen lassen. Die inneren Räume unter dem Turm sind wie ein Labyrinth gestaltet, oder besser gesagt, sie
sind
ein Labyrinth – und zwar ein besonders tückisches. Wer einmal hineintritt, findet nie wieder heraus, es sei denn, er besitzt eine Karte des Irrgartens. Lionel selbst hatte so eine Karte, aber damit niemand hinter sein Geheimnis kam, hat er den genauen Plan der Zimmer und Gänge mit einer unsichtbaren Tinte eingezeichnet, die nur mit einem Trick sichtbar gemacht werden konnte.«
»Durch das Erwärmen des Pergaments«, flüsterte Percy gebannt.
Diesmal schien die Mumie die Augenbrauen zu heben, denn die Bandagen über der Stirn bewegten sich.
»So ist es«, fuhr sie mit ihrer Erklärung fort. »Durch Erwärmen. Das alte Scheusal wollte sichergehen, dass niemand seinen Plan durchkreuzt.«
»Aber was ist so schlimm daran, ein Labyrinth zu bauen?«, wollte John wissen. »Im Garten ist doch auch eins.«
Die Mumie schnitt ihm das Wort mit einer schnellen Handbewegung ab. »Das Gartenlabyrinth wurde zur Erheiterung gebaut. Dieses hier nicht.«
»Warum wurde es denn
dann
gebaut?«, fragte Claire und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
»Um Lady Victoria Christie Knollys bei lebendigem Leibe einzumauern.«
»Wer ist Lady Victoria?«, fragte Claire erschrocken, obwohl sie die Antwort eigentlich kannte.
»Deine Ururgroßmutter«, erklärte ihr Gegenüber. »Sie ist in diesem Zimmer gestorben, während Lionel oben im Festsaal mit seiner
neuen
Frau Champagner getrunken hat.«
»Heiliger Bimbam!«, rief Linda.
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