Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
inzwischen an der Abzweigung angekommen, die links zu dem Galgenbaum führte, und sahen im rechten Gang einen dunklen Durchgang in der Wand, der ihnen beim letzten Mal gar nicht aufgefallen war.
»Hier muss es sein«, sagte Claire. »Das ist der Weg, über den Dr. Uide sich ins Schloss geschlichen hat. Jetzt nichts wie los!«
Sie wollten gerade in den finsteren Gang treten, als sie eine Gestalt bemerkten, die aus der Tunnel-Abzweigung kam, die zum Galgenbaum führte. Der große Schatten bewegte sich nur langsam vorwärts und jemand schnaufte ziemlich laut.
»Heiliger Strohsack!«, riefen die Zwillinge.
»Brenda!«, schrie Percy. »Menschenskinder! Das ist ja Brenda.«
Die drei liefen der Köchin entgegen und umarmten sie.
»Sachte, sachte, Kinder!«, japste Brenda. »Ich brauche jetzt als Erstes ein großes Glas mit irgendwas. Hauptsache, hochprozentig. Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist.«
»Doch«, meinte Linda. »Wir glauben dir
alles!
Uns ist nämlich noch viel mehr passiert.«
»Du bist entführt und eingesperrt worden«, sagte Claire. »Und du konntest dich befreien!«
»Das will ich meinen«, erwiderte Brenda. »Aber sagt bloß, dass ihr auf der Suche nach mir seid! Wo sind wir hier überhaupt?«
»In einem Geheimgang«, erklärte Claire. »Angeblich ist die ganze Gegend mit solchen unterirdischen Tunneln durchzogen. Sie wurden früher von Schmugglern benutzt.«
»Hauptsache, man kann sie
jetzt
dafür benutzen, in meine Küche zurückzukehren. Gehen die Telefone wieder? Wir müssen die Polizei verständigen.«
»Äh, ja, die Polizei …« Claire, Linda und Percy tauschten schnell Blicke aus.
»Ich glaube, die Telefone sind noch kaputt«, sagte Percy. »Im Schloss geht gerade alles etwas durcheinander.«
»Meine Güte, durcheinander bin ich auch.« Brenda hob ein Nudelholz hoch, das sie in ihrer linken Hand hielt. »Schaut euch das mal an. Das habe ich aus meiner Schürze gezogen und damit dem Entführer eins übergebraten, nachdem ich meine Fesseln gelöst hatte. Der Trottel hat vergessen, mich zu filzen, und dann ist er vor mir auf einem Stuhl eingeschlafen. In so einer engen Kammer, in der es lausekalt war. Nach Baumrinde und Wald hat es dort auch gerochen.«
»Du warst in einem Versteck unter dem Galgenbaum eingesperrt «, erklärte Percy ihr.
»Unter dem Galgenbaum?« Brenda sah ihn misstrauisch an. »Woher wisst ihr das?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Percy zögerlich. »Wir haben den Hohlraum entdeckt, bevor du entführt wurdest …«
»Wer hat dich dorthin gebracht?«, fragten Claire und Linda gleichzeitig.
»Ihr werdet es nicht glauben«, antwortete Brenda aufgebracht. »Sir Nightingale!«
»Nein!«, rief Percy überrascht. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie der kleine, dünne Sir Nightingale die schwere Brenda aus dem Schloss befördert haben sollte.
»Und weißt du, wer sein Komplize war?«, fragte Claire. »Onkel Toby!«
Nun war es Brenda, die »Nein!« rief.
»Doch!«, sagte Linda. »Er hat es uns gestanden.«
Brenda schüttelte den Kopf. »Und wo ist er jetzt?«, fragte sie. »Mit dem werde ich mal ein Wörtchen reden.«
»Das geht leider nicht mehr«, entgegnete Linda. »Sam hat ihn, äh, außer Gefecht gesetzt.«
»Den Rest erzählen wir dir nachher«, meinte Claire. »Wir müssen jetzt noch ganz schnell etwas erledigen. Eine Kriegslist, zusammen mit Papa. Onkel Adalbert kann dir alles erklären. Er ist bei John und verarztet ihn.«
»Du musst einfach dem Gang hier folgen.« Linda deutete in die Dunkelheit hinter sich. »Dann kommst du in einen Raum mit einem Tisch und einem Spiegel und von dort führt eine Treppe nach oben zu dem Keller mit den Weinfässern. Bis vor Kurzem stand eins von denen noch auf der Falltür, aber Papa hat es zur Seite geräumt.«
»Und was macht
ihr
jetzt?«, fragte Brenda, deren Blick noch misstrauischer geworden war.
»Uns beeilen«, sagte Claire schnell und zog Percy und ihre Schwester in den Gang, der zu der Irrenanstalt führte.
Sie begann zu laufen.
»Das ist zwar nicht die feine englische Art«, erklärte sie den anderen Mitgliedern der Knochenbande. »Aber wenn wir jetzt noch weiter mit Brenda diskutieren, findet die Party bei Dr. Uide ohne uns statt.«
Percy wusste, dass Claire recht hatte, fühlte sich aber trotzdem schlecht, weil sie Brenda einfach so hatten stehen lassen. Linda sah ebenfalls nicht besonders glücklich aus.
»Jetzt mach nicht so ein Gesicht«, sagte Claire zu ihrer Schwester.
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