Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
»Brenda ist verdammt hart im Nehmen. Die wird auch ohne unsere Hilfe ins Schloss zurückfinden.«
»Kein Zweifel«, meinte Linda. »Mich ärgert nur, dass wir nicht auf Sir Nightingale gekommen sind. Es hätte uns doch gleich verdächtig vorkommen müssen, dass seine Klamotten zwar in der Eisernen Jungfrau gesteckt haben, er selbst aber seit Brendas Entführung nicht wieder aufgetaucht ist.«
»Ich glaube, wir hatten zu der Zeit andere Sorgen«, erwiderte Percy. »Schließlich hat uns gleich nach der Entführung erst Onkel Eric und dann der Borger das Leben schwer gemacht.«
»Aber zum Glück scheint uns dieser Gang endlich einmal etwas
leicht
zu machen«, sagte Claire. »Schnurgerade mit ebenem Boden und genau der richtigen Höhe. Wenn wir das Tempo durchhalten, sind wir in fünfzig Minuten da.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so einfach wird«, murmelte Percy leise vor sich hin. »Bestimmt ist der Zugang zur Irrenanstalt versperrt oder bewacht …«
Die Zwillinge hatten ihn nicht gehört, und Percy entschied, dass das auch besser so war.
Schweigend liefen sie weiter durch den Gang.
Nachdem sie sein Ende erreicht und sich von dem Dauerlauf in der kalten, feuchten Luft etwas erholt hatten, kletterten sie einige Eisensprossen nach oben, die zu einer Luke führten. Entgegen Percys Befürchtungen war sie weder versperrt noch bewacht.
»Vielleicht ist das eine Falle«, flüsterte er.
»Ich glaube nicht, dass Dr. Uide nach seiner Mutanten-Nummer bei uns im Keller noch zum Fallenstellen aufgelegt war«, erwiderte Linda leise. »Der ist doch weggelaufen wie ein gehetztes Tier.«
Claire kletterte wieder nach unten, zog ihren dicken Pullover aus und wickelte ihn sich um die Hand. »Wir werden ja sehen«, sagte sie und kam zu Linda und Percy zurück. Sie drängte sich an ihnen vorbei, schob das Knäuel durch die Luke und wedelte ein paarmal damit hin und her.
Nichts geschah.
»Zumindest hockt da oben keiner, der nur darauf wartet, uns eins auf die Birne zu geben«, stellte Claire fest.
»Ich weiß nicht …«, sagte Percy zögerlich.
»Aber ich!« Claire stemmte sich durch die Öffnung, ehe Percy sie aufhalten konnte. »Hier ist niemand«, flüsterte sie nach einigen bangen Sekunden nach unten. »Die Luft ist rein.«
Percy und Linda stiegen nun ebenfalls das letzte Stück die Sprossen hinauf. Sie kamen in einen schmalen Raum mit gekacheltem Fußboden und weißen Wänden, der von einer flackernden Lichtröhre beleuchtet wurde. Die Lampe gab ein brummendes Geräusch von sich, das unheimlich von den Fliesen widerhallte. Es erinnerte Percy an die elektrischen Bohrgeräte, die Zahnärzte benutzen.
»Die Luft ist rein?«, zischte Linda plötzlich. »Und was ist
das
da?«
»Heiliger Kuhmist!« Claire zuckte erschrocken zusammen. »Der stand gerade eben noch nicht dort.«
Im flimmernden Licht der defekten Beleuchtung erblickten die drei die Gestalt eines riesigen Mannes, der am anderen Ende des Raums aufgetaucht war. Er schien sie zu beobachten, aber genau war das nicht zu erkennen, weil er eine Maske aus dunklem Leder vor dem Gesicht trug, die nur zwei ganz schmale Öffnungen für die Augen frei ließ. Unter den Sehschlitzen befand sich ein Gitter aus Metalldrähten, das wie ein Maulkorb den Mund des Unbekannten verdeckte.
Der Mann stieß ein Knurren aus und begann dann zu bellen. Gleichzeitig machte er einen Satz nach vorn. Das alles geschah so schnell, dass weder Percy noch die Zwillinge zurück zur Luke springen oder durch die Tür in der Wand rechts von ihnen fliehen konnten.
Percy bemerkte noch, dass der Mann so etwas wie eine Hundeleine um die Brust gebunden hatte, die sich hinter ihm straff spannte. Dann wurde er zusammen mit Claire und Linda gepackt.
»Wie fühlt es sich an, wenn man um den Sieg gebracht wird, hm?«
Dr. Uides bleiches Gesicht erschien direkt vor Percys Augen, die er nicht schließen konnte, weil der Irrenarzt mithilfe eines Metallbügels Klammern an seinen Lidern befestigt hatte. Auch seinen Kopf konnte Percy nicht drehen, denn er wurde durch einen weiteren Metallbügel fixiert, der außerdem mit der Rückseite einer Zwangsjacke verbunden war, die man ihm angelegt hatte. Jede noch so kleine Bewegung, die er machte, führte zu einem stechenden Schmerz in der Wirbelsäule.
Dr. Uide grinste und zeigte seine spitz gefeilten Zähne. »Wie fühlt es sich an, mein Freund?«, wiederholte er. »Wenn alles zerstört wird, was einem wichtig ist?«
In Percys Kopf tobte ein Sturm aus
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