Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
eine Bibliothek, in der es einen sehr einladenden Sessel mit einer Leselampe gab. Wie magisch angezogen, ging er auf eine der Bücherwände zu und bewunderte die vielen alten Ledereinbände.
Plötzlich begann Jim zu knurren und Percy spürte wieder das merkwürdige Kribbeln in seinem Körper. Für einen Moment hatte er das Gefühl, in eine Steckdose gefasst zu haben, dann war alles wie zuvor.
Verwundert stellte Percy fest, dass er eines der Bücher aus dem Regal herausgenommen hatte. Ein Schakalkopf blickte ihm finster von dem Einband entgegen. Darunter befanden sich ein paar fremdartige Symbole.
Das müssen Hieroglyphen sein, überlegte Percy.
Er kniff überrascht die Augen zusammen. Je länger er die Zeichen betrachtete, desto stärker wurde in ihm die Gewissheit, dass sie so etwas wie »Das Buch der Toten« oder auch »Totenbeschwörung« bedeuteten.
Aber wie konnte er das wissen? Das war doch völlig unmöglich!
Plötzlich riss ihn Jim aus seinen Gedanken. Der Hund hatte wieder zu knurren begonnen und blickte das Buch in Percys Händen an, als ob er sich davor fürchtete.
»Also vor Büchern brauchst du nun wirklich keine Angst zu haben«, sagte Percy und stellte den Band wieder ins Regal zurück. »Aber wenn es dich beruhigt, können wir jetzt weitergehen.«
Percy widerstand dem Drang, auch noch die übrigen Bücher zu untersuchen, obwohl sie ebenfalls sehr interessant aussahen.
Jim zog ihn am Hosenbein ins nächste Zimmer. Dort fiel Percy ein Ölgemälde auf, das neben einem Spiegel hing. Es war das Porträt einer Frau mit langen rotblonden Haaren und großen veilchenblauen Augen. Sah diese Frau nicht seiner Mutter ziemlich ähnlich? Oder war es vielleicht Tante Caroline?
Jim war bereits vorausgelaufen und begann erneut, laut zu bellen.
»Ich komme!«, rief Percy und rannte durch zwei weitere Zimmer, in denen sich noch mehr Bücherregale befanden.
Schließlich hatte er Jim eingeholt. Er stand vor einer Art Schrank und bellte aus Leibeskräften. Der Schrank sah in der Tat sehr merkwürdig aus – fast wie ein Sarkophag für eine Mumie, den jemand aufrecht an die Wand gestellt hatte. Percy wollte Jim gerade beruhigen, als sich die Tür des Schranks mit einem lauten Knarren einen Spaltbreit öffnete.
Percy bekam einen solchen Schreck, dass er ein Stück zurückwich. Eine knochige Hand kam zum Vorschein und im nächsten Moment schwang die ganze Tür auf – und eine riesige Gestalt tappte auf ihn zu.
Percy machte auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Raum. Jim folgte ihm dicht auf den Fersen.
Als er einige Meter zurückgelegt hatte, drehte er sich im Laufen um. Aber sein Verfolger war nirgends zu entdecken.
Percy runzelte die Stirn. Hatte er sich das alles nur eingebildet? Wurde er langsam verrückt?
Da prallte er gegen eine Ritterrüstung. Scheppernd krachte das schwere Blech zu Boden und Percy schlug der Länge nach hin. Zum Glück wurde sein Sturz von einem kleinen Teppich aufgefangen. Erschöpft blieb er für eine Weile darauf liegen und schloss die Augen.
Jim war sofort bei ihm und stupste ihn mit der Schnauze an. Doch leider schien der Hund dabei einen verdeckten Mechanismus im Sockel der Rüstung zu betätigen, denn nachdem ein leises Klacken ertönt war, verlor Percy plötzlich den Boden unter sich. Gemeinsam mit Jim rutschte er einen steilen Gang hinab und landete Sekunden später ineinem Stapel Seidenkissen, der sich hinter einem der schweren Samtvorhänge der Eingangshalle befand. Percy sah gerade noch, wie sich einige Meter über ihnen eine schmale Klappe in der Decke schloss, die kurz darauf nicht mehr zu erkennen war – als hätte sie jemand fortgezaubert.
Benommen stand er auf und wollte gerade den Vorhang beiseiteschieben, als er unter sich vertraute Stimmen hörte.
»Wir freuen uns so sehr über deinen Besuch, liebe Agatha«, sagte Lady Caroline.
»Schön, dass du da bist«, meinte Cyril.
»Wie war denn die Reise, Tante?« Das war Claire.
»Geht so, geht so«, sagte Tante Agatha, die sich anhörte, als würde sie jeden Tag vierzig Zigaretten rauchen und eine Flasche Whisky trinken. »Auf der Landstraße kurz vor dem Schloss haben zwei Trottel in einem Polizeiwagen versucht, uns zu überholen. Hab sie in den Graben abgedrängt.« Tante Agatha stieß ein bellendes Lachen aus. »Gut, dass Morton nicht am Steuer saß. Nicht wahr, Morton?«
»Ganz wie Mylady meinen«, sagte eine höfliche, zurückhaltende Stimme, die sich so ähnlich anhörte wie die von Jasper.
Percy schob
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