Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Wollkleid.
»Bringt die Kinder in Sicherheit!«, forderte ein älterer Herr mit Zwicker auf der Nase.
»Ruhe bitte! Ruhe, hab ich gesagt!«, versuchte Inspektor Fortescue, sich wieder Gehör zu verschaffen, was ihm jedoch nicht gelang. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf, verfehlte dabei aber den Hocker und traf stattdessen die Tasten. Ein schauerlicher Klingklang ließ die Schlossbewohner verstummen. Noch einmal holte Inspektor Fortescue schwungvoll mit seinem Bein aus, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte mit den Armen rudernd mitten in den Flügel hinein. Für einen Augenblick ragten nur noch die langen Beine des Inspektors hervor. Dann krachte der Flügel mit einem gewaltigen Scheppern in sich zusammen. Dick und Dolores schafften es gerade noch rechtzeitig, darunter zu entwischen.
Inspektor Fortescue krabbelte mühsam aus dem Trümmerhaufen hervor und spuckte eine Klaviertaste aus, die irgendwie in seinen Mund gelangt war. »Ich verlange die sofortige Auslieferung des mörderischen Gärtners. Auf der Stelle!«, rief er.
»Sie verlangen jetzt gar nichts mehr, sondern verlassen unser Schloss«, sagte Lord Darkmoor. Im Saal war es auf einmal wieder mucksmäuschenstill geworden. »Jasper, würden Sie den Inspektor bitte zur Tür begleiten? Ich möchte nicht, dass noch weitere Teile unserer Einrichtung Schaden nehmen.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Der Butler war wie aus dem Nichts direkt hinter Fortescue aufgetaucht. Erst jetzt fiel Percy auf, wie groß und breit Jasper eigentlich war.
»Was erlauben Sie sich!«, beschwerte sich der Inspektor.
»Ich erlaube mir, von meinem Hausrecht Gebrauch zu machen. Und da Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, ist Ihre Anwesenheit auf unserem Grund und Boden nicht länger notwendig.«
»Der Gärtner muss sofort verhört werden!«, verlangte Inspektor Fortescue.
»Ich habe Ihre interessante Verdächtigung zur Kenntnis genommen«, sagte Lord Darkmoor. »Ich werde mit Wallace darüber sprechen. Er wird der Polizei natürlich zur Verfügung stehen.«
»Der Inspektor soll sich den Halunken am besten gleich schnappen«, meinte Onkel Eric, dem deutlich anzumerken war, wie wenig er von Fortescues Hinauswurf hielt.
»Kommen Sie, Sir«, sagte Jasper und legte dem Inspektor seine große Hand auf die Schulter.
Fortescue zuckte zusammen. Er blickte schräg nach oben in das Gesicht des Butlers und beschloss daraufhin, seinen Widerstand aufzugeben.
»Wir sprechen uns noch«, sagte er mit zorniger Stimme an Lord Darkmoor gewandt. »Ich bin in spätestens fünf Stunden wieder hier,
mit
einem Durchsuchungsbefehl
und
meinen Männern. Und dann werden Sie und Ihre Sippschaft Ihr blaues Wunder erleben!«
»Wir werden sehen.« Lord Darkmoor beobachtete, wie der Inspektor von Jasper hinausgeführt wurde. Dann holte er seine Pfeife aus der Tasche, stopfte sie mit Tabak und zündete sie an. Nachdem er ein paar Wölkchen in die Luft gepafft hatte, sagte er: »Ich möchte euch bitten, nicht den Kopf zu verlieren. Es ist schon schlimm genug, dass die arme Brenda ermordet worden ist, falsche Verdächtigungen helfen uns da auch nicht weiter.«
»Wallace ist eine Gefahr für uns alle. Er muss sofort hinter Schloss und Riegel«, widersprach Onkel Eric. »Und wenn du nicht in der Lage bist zu handeln, werde ich es tun!«
»Ich werde mit Wallace reden«, entgegnete Lord Darkmoor. »Und bis dahin erwarte ich, dass meinen Anweisungen Folge geleistet wird. Und zwar von
allen!
«
»Es ist wirklich eine Schande, dass du unser Familienoberhaupt bist«, knurrte Onkel Eric. »Wenn Allan noch leben würde, dann hätte er mit diesem Gärtner kurzen Prozess gemacht.«
»Bist du dir da so sicher?«, erwiderte Onkel Cedric kühl. Er paffte drei weitere Rauchwölkchen. »Wie dem auch sei, unser Bruder ist vor zehn Jahren unter Umständen verschwunden und für tot erklärt worden, an die wir wohl alle nicht gern erinnert werden. Ob es eine Schande ist, dass ich als der Ältere von uns beiden die Familiengeschäfte leite, muss jeder selber beurteilen. Auf jeden Fall ist es rechtmäßig und in unserem Familienbuch so verfügt.« Er wandte sich von Onkel Eric ab.
»Jeder geht jetzt bitte seinem normalen Tagewerk nach, auch wenn das schwerfällt. Percy, kommst du bitte mit mir mit?«
Percy zuckte zusammen, als Lord Darkmoor seinen Namen erwähnte. Mit wackeligen Knien ging er auf ihn zu.
»Wallace ist natürlich unschuldig«, sagte Lord Darkmoor so laut, dass jeder im Saal es hören konnte. »Du
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