Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Mord und das noch viel skandalösere Auftreten von Inspektor Fortescue zu unterhalten. Selbst Dick und Dolores war die Lust aufs Herumtoben vergangen. Mit finsterer Miene hockten sie unter dem schwarzen Steinway-Flügel und schnitzten mit ihren Taschenmessern Kerben in dessen Beine. Nur Onkel Toby zwinkerte vergnügt lächelnd vor sich hin. Den Schock im Keller schien er bereits überwunden zu haben, denn erwar schon wieder bei gutem Appetit und knabberte an einer fingerdicken Salami.
Plötzlich fiel Percy auf, dass er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte, und sein Magen knurrte geräuschvoll. Bei dem Gedanken an die Mailänder Salami lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Er konnte auf einmal an nichts anderes mehr denken. Mit großen Augen sah er zu, wie Onkel Toby das letzte Stückchen Wurst unter seinem Walrossschnauzer verschwinden ließ.
Während er sich noch genüsslich die dicken Finger ableckte, betrat Inspektor Fortescue den Raum. Das allgemeine Gemurmel verstummte und es wurde mucksmäuschenstill im Saal.
Percy drückte eine Hand gegen seinen Bauch und hoffte, dass dieser sich nicht gleich wieder zu Wort meldete. Doch es half nichts. Er knurrte sogar ganz besonders laut.
»Unerzogener Hund!« Eine dicke Dame schaute ärgerlich zu Jim und wischte dabei ihre Stirn mit einem Tüchlein ab, das nach Kölnisch Wasser duftete.
»Licht an, aber dalli!« Fortescue schritt zielstrebig auf den Hocker vor dem Flügel zu und kletterte darauf. Nachdem Jasper die Kronleuchter angeschaltet hatte, blickte der Inspektor selbstgefällig in die Runde. Offensichtlich genoss er die allgemeine Aufmerksamkeit in vollen Zügen.
»Wie ich bereits sagte, ist der Fall sonnenklar und stellt für die modernen Polizeimethoden keine große Herausforderung dar«, begann er seine Ansprache.
Ein gewaltiger Windstoß ließ die Fensterscheiben klirren, und Fortescue schaute ärgerlich im Saal umher, so als ob die anwesenden Schlossbewohner für das heraufziehende Unwetter verantwortlich seien.
»Also«, fuhr er schließlich fort, »der Tatort ist zwar von Ihnen völlig durcheinandergebracht worden, aber zum Glück sagt man mir nach, dass ich ein Genie der Spurensicherung bin.« Er stampfte zur Bekräftigung seiner Worte mit dem Fuß auf den Hocker. Im Saal erklang wieder ein Raunen und Tuscheln und ein Windstoß ließ erneut die Scheiben wackeln. Einige Schneeflocken wirbelten gegen das Glas.
»Der Mörder des Zimmermädchens ist natürlich einer der Angestellten gewesen«, führte Inspektor Fortescue seine Schlussfolgerungen weiter aus.
»Brenda war unsere
Köchin
«, unterbrach ihn Lord Darkmoor.
Inspektor Fortescue räusperte sich ungehalten. »Das tut überhaupt nichts zur Sache. Darf ich um Ruhe bitten? Ich werde Ihnen jetzt sagen, wer für diese abscheuliche Tat verantwortlich ist. Es war …«, Fortescue schaute triumphierend umher, »… der Gärtner!«
Wieder klirrten die Scheiben. Gleichzeitig ging das Licht im Saal aus.
Percy hatte das Gefühl, als ob ihm jemand mit einem Hammer auf den Kopf gehauen und seinen leeren Bauch mit einer Horde wilder Wespen gefüllt hätte. Der nette Wallace sollte ein Mörder sein? Das war doch nicht möglich!
Auch die Darkmoors waren über die Verkündung des Inspektors ziemlich erstaunt, mit Ausnahme von Onkel Eric. »Ich hab’s ja immer gewusst, dass dieser nichtsnutzige Wallace uns nur Ärger einbringt«, behauptete er mit lauter Stimme.
»Aber das ist doch nun wirklich
completment
verrückt, mein Bester,
n’est-ce pas?«
, widersprach Onkel Toby. »Warum sollte denn der gute Wallace unsere liebe Brenda umbringen? Die beiden waren ein Herz und eine Seele.«
»Pah!« Lord Eric begann, aufgebracht am Lichtschalter zu drehen, allerdings ohne Erfolg. »Und warum habe ich den alten Wallace dann gestern Nacht kichernd aus der Küche rennen sehen?«
»Der Mord ist aber doch in unseren Kellerräumen passiert«, gab Onkel Toby zu bedenken.
Onkel Eric machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach was, der Wallace war’s.«
»Selbstverständlich«, ereiferte Inspektor Fortescue sich und wedelte mit seinem Notizbuch. »Ich habe mich noch niemals bei einem Fall geirrt.«
Das Licht ging wieder an, und alle begannen, aufgeregt durcheinanderzureden.
»Und dieser Wahnsinnige läuft noch frei herum – wir sind alle in Lebensgefahr!«, rief die dicke Dame vor Percy mit schriller Stimme.
»Dieser Unhold muss dingfest gemacht werden!«, kreischte eine andere Lady in einem geblümten
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