Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Toby ihm bei. »Brenda war in der Tat die Seele unseres Hauses. Eine anständige Familie ist doch stets nur so viel wert wie die feinen Speisen, die sie zu sich nimmt. Dass es nun nie mehr ihren wunderbaren Kidney-Pudding, ihren Lammbraten mit Minzsauce und die feine Erdbeermarmelade geben soll, macht mir das Herz schwer.
Quel malheur!
«
Onkel Toby ließ sich mit einem Seufzer in einen Sessel fallen, dessen Federn unter seinem Gewicht geräuschvoll quietschten.
»Ich dachte dabei eigentlich weniger an unser leibliches Wohl als vielmehr an unser finanzielles«, erwiderte Lord Darkmoor.
»Wie bitte?«, fragte Onkel Toby erstaunt. »Unsere pekuniären Verhältnisse, lieber Cousin? Wie kann das sein? Ich verstehe leider gar nicht so recht …« Er räusperte sich.
»Brenda trug stets eine Kette um den Hals, an der sich ein kleiner Anhänger befand, in Form eines Herzens. Er war mit einem Rubin verziert.«
Claire kniff Percy aufgeregt in die Seite.
»Oh ja, ganz gewiss doch«, flötete Onkel Toby. »Ein wunderbares Schmuckstück. Es war bestimmt recht wertvoll?«
»Allerdings«, sagte Lord Darkmoor. »Aber nicht wegen des Rubins, sondern wegen seines
Inhalts
.«
»Wegen seines Inhalts?«
»Ja. Der Anhänger hatte einen geheimen Mechanismus, mit dem man ihn öffnen konnte.«
»Tatsächlich? Kaum zu glauben, dass unsere liebe, gute Brenda etwas dermaßen Raffiniertes trug.
Mon Dieu! Mon Dieu!
«
»Sie hat sich das nicht ausgesucht«, erklärte Lord Darkmoor ungeduldig. Percy und Claire hörten, wie er erneut an seiner Pfeife zog. »Es steht so in unserem Familienbuch. Die erste Köchin des Hauses muss diese Kette stets bei sich tragen, nicht einmal zum Schlafen darf sie sie ablegen. Aunt Annie hat das so verfügt.«
»Aunt Annie? Unsere werte Vorfahrin, der wir das außergewöhnliche Rezept für die Worcestershire-Sauce verdanken?«
»So ist es. Aunt Annie war zwar eine geniale Erfinderin von Saucen und Kräuterschnäpsen, aber ansonsten etwas wirr im Kopf, was nicht nur an den Kräuterschnäpsen gelegen hat, wenn du mich fragst. Ich bin mir ziemlich sicher,dass Allan nur wegen Annie und Adalbert auf die schiefe Bahn geraten ist. Ich werde nie vergessen, wie er damals unbedingt mit ihnen auf diese Ägyptenexpedition wollte. Na ja, wie dem auch sei, jedenfalls hat Annie verfügt, dass ihr Rezept für die Worcestershire-Sauce nicht abgeschrieben, auswendig gelernt oder auf andere Art und Weise kopiert werden darf. Es steht auf einer kleinen Papierrolle, in so einer winzigen Schrift, dass man ein starkes Vergrößerungsglas braucht, um sie überhaupt entziffern zu können.«
»Quel surprise!«
, rief Onkel Toby. »Und du meinst, der Mörder hat das gewusst?«
»Ja, davon gehe ich aus. Der Anhänger scheint mir das einzige logische Motiv für die Tat zu sein. Vielleicht ist Brenda nur aus Versehen ermordet worden, weil sie sich gegen den Diebstahl des Rezepts gewehrt hat.«
»Aber mein lieber Cedric«, unterbrach ihn Onkel Toby, »unsere Brenda sah doch nun wirklich sehr derangiert aus,
n’est-ce pas?
Ich meine … Also ich glaube nicht, dass jemand sie aus Versehen in diesen Zustand versetzt hat.«
Claire nickte heftig. Dabei rutschte sie zur Seite, und der Aufzug begann, leicht hin und her zu schwingen.
»Pass auf!«, zischte Percy. »Wenn wir gegen den Schacht stoßen, hören sie uns.« Er spürte, wie sein rechter Fuß unangenehm zu kribbeln anfing, traute sich aber nicht, sich zu bewegen.
»Da hast du sicher recht«, sagte Cedric Darkmoor. »Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass der Mörder und derDieb des Anhängers ein und dieselbe Person sind. Jemand hat gewusst, wie wertvoll die Kette ist. Wenn das Rezept für Aunt Annie’s Worcestershire-Sauce in McMurdochs Hände gelangt, können wir unsere Fabrik schließen. Niemand wird mehr unsere teure Würzsauce kaufen, wenn man sie bei den McMurdochs billiger bekommt. Nicht einmal die Queen. Egal wie sehr sich Tante Agatha am Hof für uns ins Zeug legt. Die Windsors sind sparsam.«
»Das wäre ja wirklich ganz außerordentlich schrecklich«, sagte Onkel Toby. »Wo soll denn dann das ganze Geld für unsere Haushaltsführung und unser Schloss herkommen? Wir werden verarmen.
Mon Dieu!
Wir werden schließlich enden wie die Bellefleurs oder die Huntingtons, die ihre Schlösser und Ländereien verkaufen mussten!«
»Die Lage ist tatsächlich ernst, deshalb habe ich dich ja um dieses Gespräch gebeten. Wir müssen den Täter so schnell wie möglich fassen.
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