Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Und hinter dem Tisch der gleiche Schrank. Und dort, wo die Eingangstür war, befand sich auch hier eine Tür. Sogar der Teppich vor dem Kamin war der gleiche!
Percy ging zu der Tür und spähte vorsichtig hindurch. Dahinter erstreckte sich ein langer Flur, der ebenfalls durch einen grünen Lichtschimmer erleuchtet wurde.
»Claire? Linda? John?«, rief er, so laut er konnte. Aber noch immer bekam er keine Antwort. Er widerstand dem übermächtigen Drang umzukehren und ging mit zitternden Knien hinein.
Auf der linken Seite entdeckte Percy eine schmale Treppe, die nach unten führte, und ganz hinten auf der rechten Seite konnte er im grünen Zwielicht eine weitere Tür erkennen. Um sich abzulenken, rätselte er darüber, wie solche ausgedehnten Gänge und Räume im Verborgenen bleiben konnten. Tatsächlich legte sich seine Furcht ein wenig, aber nur bis er über Onkel Adalberts fliegenden Spazierstock stolperte. Er lag vor dem Sockel einer schwarzen Ritterrüstung. Percy hob ihn auf.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Irgendetwas Schreckliches war hier passiert. Die anderen mussten gerannt sein, denn er war höchstens eine halbe Minute nach ihnen durch die Geheimtür gekommen. Und warum rennt jemand derartschnell und unüberlegt einen unbekannten Gang entlang? Doch nur, weil etwas Bedrohliches hinter ihm her ist!
Percys Hände schlossen sich fest um den Griff des Spazierstocks.
»Claire? Linda? John?«, rief er wieder, aber außer einem knisternden Zischen bekam er keine Antwort.
Percy wischte sich mit der schweißnassen Hand über die Stirn. Er blickte sich um … und sah im nächsten Moment, was das merkwürdige Geräusch verursachte. Hinter ihm im Flur stand eine Gliederpuppe. Sie sah genauso aus wie die, mit deren Hilfe er Heinrich das Geständnis entlockt hatte, und Percy war sich ziemlich sicher, dass sie gerade noch nicht dort gewesen war.
Plötzlich setzte sich die Gliederpuppe in Bewegung. Sie hob den Arm und kratzte mit ihren langen hölzernen Fingern über die Tapete. Dann begann sie, ihren Kopf hin und her zu drehen und ihren rechten Arm wie eine Keule zu schwingen. Dort, wo sie über die Tapete gekratzt hatte, hing diese in Streifen von der Wand. Mit drehendem Kopf und schwingendem Arm bewegte sie sich langsam auf Percy zu.
Sekundenlang stand er wie angewurzelt da und beobachtete mit offenem Mund, wie die zischende Gliederpuppe näher und näher kam. Ihre langen Holzbeine staksten wackelig und mit abgehackten Bewegungen über den Flur. Auf einmal öffnete sich oben auf ihrem Kopf ein kleines Loch und eine grünliche glibberige Flüssigkeit sprudelte daraus hervor.
Percy machte einen Satz nach vorn und rannte auf die Treppe zu.
Die Gliederpuppe ließ ihren Keulenarm in seine Richtung sausen, und Percy konnte ihm nur ausweichen, indem er vier Stufen auf einmal nehmend nach unten sprang. Er bekam jedoch einige Tropfen von der Flüssigkeit ab, die knisternd und zischend kleine Löcher in seinen Mantel fraß. Percy schrie entsetzt auf und versuchte, ihn im Laufen auszuziehen. Dabei stolperte er und fiel die Treppe hinunter.
Gleich darauf erschien die Gliederpuppe hinter dem Mittelpfeiler der Treppe. Percy rappelte sich auf, riss den Mantel herunter und stürmte einen weiteren Flur entlang. Hinter sich hörte er wieder das Zischen der Gliederpuppe, und er versuchte, noch schneller zu laufen.
Doch seine Verfolgerin hatte ihn schon bald eingeholt. Der Keulenarm sauste über ihn hinweg und hätte Percy zu Mus gestampft, wenn er nicht gerade in die Knie gegangen wäre. Er sprang zur Seite, rollte über seine Schulter ab und machte einen Satz nach vorn. Dann duckte er sich, packte den Spazierstock mit beiden Händen und schlug der Puppe die Beine unter dem Körper weg. Klappernd brach sie in sich zusammen.
Percy machte kehrt und rannte zurück zur Treppe. Im Laufen schaute er sich noch einmal nach seiner Verfolgerin um und rannte dabei gegen eine Ritterrüstung. Im gleichen Moment hörte er ein Knarren und Ächzen.
»Oh nein, nicht schon wieder!«, stöhnte er.
Aber es war zu spät. Eine Falltür tat sich neben dem Sockel der Rüstung auf und Percy rutschte eine lange Röhre hinab. Wenige Augenblicke später landete er auf etwas Weichem.
»Na bitte, was habe ich euch gesagt? Percy kommt, um uns zu retten.«
Er starrte in das Gesicht von Claire.
»Wo wart ihr denn bloß?«, fragte er vorwurfsvoll.
»Was soll das heißen: Wo wir waren?«, entrüstete sich Claire. »Wir sind ganz bestimmt nicht
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