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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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ganze Weile schwiegen beide. Man hörte nur das Meer rauschen und das Lagerfeuer knistern.
    Walter brach eine Schere von seinem gegrillten Krebs ab und legte sie auf einen Stein. Er brach den Panzer auf, pulte ein daumengroßes Stück weißes Fleisch heraus und reichte es Hugo. Das Krebsfleisch war weich, süß und zerging auf der Zunge.
    »Mmm, ist das lecker!«, sagte Hugo. »So zart. Und gar keine Gräten.«
    Walters Schnurrbart bebte. »Ja, es schmeckt entschieden besser als gekochte Steckrüben, da muss ich dir zustimmen.«
    Als sie beide Krebse vertilgt hatten, legten sie sich im Sand auf den Rücken.
    »Heute Nacht habe ich geträumt, ich wäre der erste Entdecker, der Indien auf dem Seeweg erreicht«, erzählte Hugo. »Ich habe mir deine Karten oft angeschaut – ich schätze, wenn manden richtigen Kurs einschlägt, könnte man Indien von Plymouth aus in einem halben Jahr erreichen.«
    »Von England nach Indien in einem halben Jahr?« Walter pfiff durch die Zähne. »Also, ich bezweifle ja stark, dass man irgendwann derart schnell reisen kann.«
    »Was meinst du, auf welchem Erdteil wir hier sind?«, fragte Hugo.
    »Keine Ahnung. Wir sind ein ganzes Stück weiter nach Norden gesegelt als Kolumbus. Aber ich bin ohnehin der Meinung, dass er nicht weit genug gesegelt ist, um nach Indien zu kommen. Ein unbekannter Erdteil war ihm im Weg.«
    »Was glaubst du, wie viele Erdteile es überhaupt gibt?«
    »Tja, das ist die Frage aller Fragen! Aber meiner Einschätzung nach stehen wir kurz davor, es herauszufinden. Das goldene Zeitalter der Entdeckungsreisen ist angebrochen. Die Welt ist Millionen Jahre alt, aber erst seit ein paar Jahren verfügen wir über die richtigen Schiffe und die erforderlichen Kenntnisse, um die Weltmeere zu befahren. Diaz hat schon das Kap umrundet, und Kolumbus entdeckt jedes Mal, wenn er losfährt, einen neuen Landstrich. Da Gama behauptet, dass er demnächst als Erster nach Indien segelt – natürlich nur, wenn du ihm nicht zuvorkommst.«
    Hugo grinste. »Tja, Da Gama muss sich ranhalten!«
    »Wir wissen mit jedem Tag mehr über die Welt, die uns umgibt«, fuhr Walter fort. »Im Kielwasser der großen Entdecker sind die Kartografen dabei, die Weltkarte ständig zu erweitern und zu verbessern. Unsereiner darf sich glücklich schätzen, dass er seinen Teil dazu beitragen darf.« Er senkte die Stimme und sprach im Flüsterton weiter: »Karten sind der Schlüssel zum Verständnis der Welt, Hugo! Ist die Weltkarte erst einmal vollständig,kann uns nichts mehr aufhalten! Sobald es verlässliche Karten gibt, wüsste ich keinen Grund, weshalb es nicht eines Tages möglich sein sollte, einmal um die ganze Welt zu segeln.«
    Hugo führte den Gedanken eifrig fort. »Vielleicht überqueren ja irgendwann ganz gewöhnliche Leute die Weltmeere, um andere Länder zu bereisen.«
    »Du hast wirklich eine blühende Fantasie, lieber Neffe«, erwiderte Walter amüsiert. »Als Nächstes willst du mir noch weismachen, dass der Mensch eines Tages mit einem Zauberschiff zum Mond segelt.«
    Hugo wurde rot. Er strich sich das Haar aus der Stirn und überlegte. »Demnach könnten wir hier genauso gut auf einem unbekannten Erdteil sein wie auf einer kleinen Insel?«
    »Richtig. Fest steht nur eins: Dieser Landstrich ist auf keiner mir bekannten Karte verzeichnet.«
    Eben davon hatte Hugo so lange geträumt – einen noch gänzlich unbekannten Landstrich zu entdecken. Er holte tief Luft. Die Luft war klar. Weder Abwässer noch schwitzende Menschenmengen verseuchten diese Gegend.
    »Hier ist es so schön friedlich«, sagte er versonnen. »Es wäre furchtbar schade, das alles zu ruinieren, indem man scharenweise Handelsleute hierher holt.«
    »Wir können unsere Entdeckung nicht ewig geheim halten«, erwiderte Walter schmunzelnd.
    »Können wir nicht wenigstens ein Mal hier übernachten – nur wir beide?«, bettelte Hugo. »Bitte! Hier ist es wie im Paradies!«
    Das Feuer war heruntergebrannt. Die Flammen waren erloschen, die Glut knisterte leise. Die Sonne versank im Meer, der Himmel hatte sich blutrot und tintenblau gefärbt.
    »Meinetwegen. Aber nur eine Nacht!«, willigte Walter ein. Er gab der Begeisterung seines Neffen gern nach, aber wenn er ehrlich war, spürte er, wie sich sein eigener Entdeckergeist regte. Es war schon lange her, dass es ihn vor lauter Vorfreude so in den Fingern gejuckt hatte. »Aber erst müssen wir noch etwas Brennholz sammeln, sonst erfrier…«
    Ein ohrenbetäubendes Kreischen über

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