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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Besonderem beschäftigt, als mich mein Freund fragte, ob ich Lust hätte, eine Runde auf seinem Rücken zu drehen, wenn er auf Futtersuche ginge. Aber als wir losgeflogen waren, musste er unbedingt mit seinen albernen Flugkunststücken angeben, bis ich mich nicht mehr festhalten konnte. Das reinste Wunder, dass ich mir nicht das Genick gebrochen habe! Jetzt sitze ich hier schon stundenlang fest und versuche vergeblich, den blöden Felsen hochzukommen. Ich habe gesehen, dass du auch Schwierigkeiten beim Klettern hast, und da dachte ich, du könntest ein bisschen Ermutigung brauchen. Aber du wolltest mich ja mit einem Ast pieken.«
    »Das tut mir ehrlich leid«, erwiderte Hugo. »Ich wollte dir nichts tun.«
    »Dein Glück«, bemerkte der kleine Nager. »Wenn du nämlich noch näher gekommen wärst, hätte ich dich niedergeschlagen.«
    Hugo entfuhr unwillkürlich ein Kichern.
    »Das war kein Witz!«, sagte die Maus beleidigt. »Ich bin das stärkste Geschöpf auf der ganzen Insel.«
    »Du?«
    »Wer sonst?« Das Tierchen drückte die Brust heraus und machte den Schwanz lang. Dann fügte es etwas hinzu, das klang wie: »Sei nicht böse.«
    »Wie bitte?«, fragte Hugo. »Warum sollte ich dir böse sein, dass du so stark bist?«
    »Hä?«
    »Hast du nicht eben gesagt: ›Sei nicht böse‹?«
    »Nö.«
    »So hat es sich aber angehört.«
    »Aha.«
    »Was hast du denn dann gesagt?«
    »Ich habe gesagt, ›für meine Größe‹«, erwiderte das Tierchen verlegen, und seine Ohren färbten sich am Rand knallrot. »Ich habe gesagt, ich bin das stärkste Geschöpf auf dieser Insel – für meine Größe.«
    Hugo musste sich das Lachen verbeißen. »Aber du bist winzig klein!«
    »Na und?«
    Hugo wechselte lieber das Thema. »Warum hat dich dein Freund nicht wieder aufgelesen, nachdem er dich abgeworfen hat?«
    »Er sucht wahrscheinlich oben auf der Klippe nach mir, das dumme alte Flatterschwein. Ich habe nach ihm gerufen, aber er hört mich offenbar nicht.«
    »Meinst du, er kommt noch drauf, dass du hier unten bist?«
    »Na klar. Glaub schon. Wahrscheinlich. Wenn ich’s mir recht überlege, vielleicht auch nicht.« Das Tierchen seufzte. »Wie bist du eigentlich hierhergekommen?«
    »Mit einem Boot. Ich bin mit meinem Onkel hergerudert, aber die fliegenden Ratten haben ihn entführt.«
    »Die Skavagoren? Das sind die allerletzten Viecher.«
    »Darum will ich ja auch unbedingt hier hochklettern – um meinen Onkel zu befreien.«
    »So ist’s recht!« Das Tierchen ballte kämpferisch die Vorderpfoten. »Man soll nie aufgeben!«
    »Na so was – das hat mein Vater auch immer gesagt.«
    »Ich würd’s diesen fliegenden Scheusalen selbst zu gern mal zeigen!«, verkündete die schwarz-weiße Maus.
    »Ein Bauer und ein Springer können bekanntlich ein ganzes Heer besiegen.«
    »Wie bitte?« Die Maus verstand kein Wort.
    »Ach, das war bloß noch etwas, was mein Vater immer gesagt hat.« Hugo lächelte. »Warum hüpfst du nicht in meine Tasche, und wir versuchen gemeinsam, deinen Freund zu finden?«
    »Ich bin dabei – solange ich der Springer sein darf.«
    »Wie es dir beliebt«, erwiderte Hugo.
    Die Maus krabbelte an seinem Hosenbein hoch auf sein Wams und ließ sich in die Tasche fallen, lugte aber gleich wieder daraus hervor.
    »Ach übrigens – ich heiße Herkules.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Hugo. »Schließlich bist du für deine Größe das stärkste Geschöpf auf dieser Insel. Angenehm – Hugo.«
    »Macht’s dir was aus, wenn ich ein Nickerchen halte? Es ist so gemütlich hier drin, und weil ich den ganzen Morgen versucht habe, den Felsen hochzuklettern, bin ich total erledigt. Außerdem muss ich meine Kräfte schonen. Für unseren Überfall auf die Skavagoren.«
    Und schon war Herkules wieder in der Tasche verschwunden.

    Hugo ging ein paar Meter am Strand entlang, um es an einer anderen Stelle der Felswand zu versuchen. Als er prüfend das Gestein befühlte, streifte seine Hand etwas Raues, Vorstehendes, das sich wie eine Ader die Klippe bis ganz nach oben hochzuziehen schien. Nachdem Hugo eine Weile daran gezerrt und gezogen hatte, löste es sich krachend, nur oben am Rand der Klippe saß es noch fest – es war ein Seil.
    Hugo packte das Seil mit beiden Händen, stemmte einen Fuß gegen die Felswand, lehnte sich zurück und kletterte Schritt für Schritt nach oben, langsam, aber stetig. Es war anstrengend, aber er kam voran.
    An einem etwa einen Meter breiten Felsvorsprung machte er Halt und zog sich hinauf,

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