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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sein markantes Kinn war beständig drohend vorgereckt.
    Während er sein Schiff inspizierte, erteilte Tumbledown-Smythe seiner Besatzung in barschem Ton Befehle.
    »Wilkins, binde das Tau da drüben fest, sonst lass ich dich damit auspeitschen!«, rief er scharf und weiße Wölkchen quollen aus seinen Nüstern wie bei einem angriffslustigen Stier. »Jacobs, du Lumpenhund, wenn du nicht sofort die Säcke da hinten in den Frachtraum wirfst, werf ich dich über Bord! Hawkins, wenn du nicht endlich meine Fahne am Mast aufziehst, kannst du dir gleich meine Schwertklinge aus dem Leib ziehen!«
    Die Seeleute beeilten sich, seinen Befehlen Folge zu leisten: Taue wurden festgebunden, Säcke im Frachtraum verstaut, die Fahne aufgezogen. Tumbledown-Smythes Wappen bestand aus einemroten Rechteck, das von einem großen weißen X durchkreuzt wurde.
    Hugo sah dem Treiben vom Kai aus zu, Herkules saß auf seiner Schulter.
    »Was ist das denn für ein Wüterich?«, raunte der Mäuserich. »Und was hat er mit Ruperts Vetter gemacht?«
    »Ich verstehe schon, was du meinst«, antwortete Hugo. »Auch ich kann mir nur mit Mühe vorstellen, dass dieser Bursche auch nur entfernt mit Rupert verwandt ist. Er wirkt so energisch und … na ja … tüchtig.«
    »Um nicht zu sagen: seetüchtig.«
    »Komm. Mal sehen, ob wir ein paar Stadtpläne loswerden.«
    Zum Glück hatte gerade ein französisches Schiff im Hafen angelegt und Hugo hatte im Handumdrehen zwei Stadtpläne verkauft. Dafür erstand er an einem Marktstand einen Laib Brot und eine dicke Scheibe Pökelfleisch – wobei er darauf achtete, dem dicken Händler nicht das Gesicht zuzuwenden.
    Als Hugo wieder nach Hause kam, waren seine Nase und seine Finger halb abgefroren.
    »Wir sind wieder da!«, rief er und schlug die Tür hinter sich zu.
    Keine Antwort.
    Hugo ging zum Tisch und sah sich im Zimmer um.
    »Onkel Walter?«
    Als Hugo den Blick senkte, sah er das unterbrochene Schachspiel vom Vorabend auf dem Tisch stehen.
    Hugos Schachpartien mit Onkel Walter dauerten oft zwei, drei Tage, weil sie das Spiel immer wieder unterbrachen, um ihren alltäglichen Pflichten nachzukommen. In den Pausen durfte keiner das Schachbrett anrühren. Die beiden Spieler gestatteten sich nicht einmal, zwischendurch über die Spielsituation nachzudenken, geschweige denn, dass einer in der Abwesenheit des anderen eine Figur verrückte. Bis heute jedenfalls.
    Denn eine Schachfigur war weitergerückt.
    Noch verwunderlicher war, dass Onkel Walter einen derart unüberlegten Zug gemacht hatte. Sein König stand völlig ungeschützt und konnte mühelos von Hugos Turm oder Springer geschlagen werden.
    Hugo bekam eine Gänsehaut. Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Er holte Herkules aus der Westentasche. »Guck mal, Onkel Walter hat einfach allein weitergespielt.«
    »Also so was! Das hätte ich nie von ihm gedacht …«, sagte Herkules missbilligend und kletterte auf Hugos Handrücken, um das Spielbrett besser überblicken zu können. »Außerdem hatte er es offenbar so eilig, den Schauplatz seines Verbrechens zu verlassen, dass er seinen Mantel auf dem Boden liegen gelassen hat.«
    »Halt mal!« Hugos Herz klopfte heftig. »Onkel Walter lässt seinen Mantel nicht einfach auf dem Boden liegen, und schon gar nicht geht er an einem Tag wie heute ohne Mantel aus dem Haus.«
    »Hast recht. Es ist bitterkalt draußen.«
    »Ich glaube, da ist etwas faul«, sagte Hugo mit zitternder Stimme. »Ich glaube, jemand hat Onkel Walter gezwungen, das Haus überstürzt zu verlassen.«
    »Du glaubst, er wurde … entführt ? Aber von wem?«
    »Von den Banditen!«

11. Kapitel
    L
os, komm«, Herkules sprang vom Tisch und flitzte zur Tür. »Wir zeigen diesen Banditen, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist!« Er stellte sich auf die Hinterbeine und ballte die Vorderpfötchen. »Wenn wir mit einer ganzen Herde Büffeloger fertig werden, ist eine Handvoll lumpiger Banditen für uns ja wohl ein Klacks!« Er hieb energisch in die Luft.
    »Ich will deinen Mut ja nicht in Abrede stellen«, sagte Hugo, »aber wir wissen doch gar nicht, wo die Banditen Onkel Walter hingebracht haben. Wir waren ziemlich lange unten am Hafen. Die Kerle können schon zwanzig Meilen oder noch weiter entfernt sein.«
    »Wir wissen immerhin, dass sie nach Rumänien wollen«, verkündete Herkules und breitete wütend die Pfoten aus.
    »Stimmt. Auf geht’s nach Rumänien! Wenn wir dort sind, fragen wir uns einfach durch.

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