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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Vielleicht ist ja irgendwem ein Trupp Banditen und ein Gefangener mit zerzausten weißen Haaren und buschigem weißen Schnurrbart aufgefallen.«
    Herkules nickte eifrig und wollte schon zur Tür hinaus, aber nach ein paar Trippelschritten blieb er stehen, drehte sich um und musterte Hugo argwöhnisch.
    »Du machst dich doch nicht etwa über mich lustig, oder?«
    »Tut mir leid. Ich finde nur, wir sollten erst mal kurz nachdenken, bevor wir losziehen.«
    »Auch wieder wahr.« Herkules stellte die großen Ohren auf. »Schieß los! Ich bin ganz Ohr!«
    »Einen richtigen Plan habe ich leider auch noch nicht. Mal überlegen …« Hugo atmete tief durch. Die Schmetterlinge in seinem Bauch führten sich inzwischen schon wie ein ganzer Schwarm Gänse auf. »Marcellos Karte geht von Lovdiv aus, und die Banditen werden Onkel Walter erst einmal dorthin bringen, schätze ich. Wenn wir sie bis dahin noch nicht eingeholt haben, müssen wir ihnen wohl oder übel über die Grenze nach Dämonien folgen. Sie werden sich an Marcellos Karte halten … und die haben wir leider nicht. Aber wir kennen jemanden, der sie besitzt.«
    Herkules runzelte die Stirn. »Da komme ich jetzt nicht ganz mit.«
    »Anders ausgedrückt: lass uns packen.«
    Hugo ging in sein Zimmer und kehrte mit seinem Tornister zurück. Er packte seinen Kompass, sein abgewetztes ledergebundenes Notizbuch, ein paar Stücke Zeichenkohle und zwei warme Decken hinein. In der Ecke lehnte das Schwert an der Wand, das ihm Snowdon seinerzeit geschenkt hatte – der Fürst der entlegenen Insel, die sie auf ihrer ersten Forschungsreise entdeckt hatten. Hugo schob die Waffe in den Gürtel, dann drückte er die Klinke von Onkel Walters Arbeitszimmertür herunter – und hielt inne.
    Herkules kletterte an Hugos Hemd hoch und setzte sich auf seine Schulter. »Brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben«, redete er seinem Freund zu. »Die Lage ist so ernst, dass Onkel Walter bestimmt nichts dagegen hätte.«
    »Ich habe kein schlechtes Gewissen«, erwiderte Hugo. »Es ist abgeschlossen.«
    Er machte kehrt und ging zum Regal, wo der schwere Steingutkrug stand. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte die Hand hinein, wie er es so oft heimlich getan hatte, als Onkel Walters Arbeitszimmer für ihn noch tabu gewesen war. Doch als er in dem Krug umhertastete, streiften seine Finger etwas, das sich gar nicht wie ein Schlüssel anfühlte.
    Aufgeregt angelte Hugo das zusammengefaltete Blatt aus dem Gefäß und faltete es auf.
    »Das ist bestimmt eine Kopie von Marcellos Karte!«, raunte er. »Es steht auch etwas in Geheimschrift drauf, wie Onkel Walter gesagt hat.«
    Herkules kletterte auf Hugos Handgelenk und streckte neugierig den Kopf vor.

    Gebannt betrachteten die beiden Freunde die Karte mit der verschlüsselten Botschaft.
    »Was bedeutet das?«, fragte Herkules schließlich.
    »Damit können wir uns jetzt nicht befassen.« Hugo faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie in den Tornister. »Wir müssen uns ranhalten.«
    Er griff noch einmal in den Krug, förderte den Schlüssel zutage und schloss das Arbeitszimmer auf.
    »Was willst du eigentlich hier drin?«, erkundigte sich Herkules.
    »Wenn wir nach Rumänien wollen, brauchen wir unterwegs eine Landkarte.« Hugo sah sich suchend um.
    Er hatte damit gerechnet, das Zimmer verwüstet vorzufinden, weil die Banditen es durchwühlt hatten, aber alles war an seinem Platz. Onkel Walters Davis-Quadrant stand wie immer ganz oben auf dem Regal, niemand hatte die auf den Brettern verstauten und neben dem Regal an die Wand gelehnten zusammengerollten Karten angerührt.
    Als Hugo das Regal betrachtete, stockte ihm mit einem Mal der Atem. Eine Karte war ein Stückchen herausgezogen.
    »Aha!«, frohlockte er, zog die Rolle ganz heraus und schwenkte sie wie ein Schwert.
    Er breitete die Karte auf dem Tisch aus und musterte die Tintenzeichnung. Mit dem Zeigefinger fuhr er Berge und Täler nach und versuchte sich die Landschaft vorzustellen. Er glaubte die klare Bergluft zu riechen, den Schnee unter seinen Stiefeln knirschen zu hören. Dann stellte er erstaunt fest, dass Dämonien auf der Karte mit einer Kreuzschraffur eingetragen war.
    Die Grenze war deutlich zu erkennen – im Norden ein Fluss, im Süden ein Wald. Dazwischen lag eine ovale Fläche, an die die südlichen Karpaten grenzten.
    »Das sieht ja aus, als sei Dämonien kartografisch noch nicht erfasst«, sagte Herkules.
    Hugos Herz schlug schneller. »Oder als hätte sich noch

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