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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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seinem Neffen lachend die blonden Locken. »Wenn ich wieder da bin, kannst du gern einen Blick drauf werfen. Ich habe sie in der Nacht noch abgezeichnet.«
    »Wozu?«
    »Nur so.« Walter zog vielsagend die rechte Augenbraue hoch.
    »Und wenn die Banditen kommen?«
    »Jetzt, wo ich Marcellos Geheimschrift entschlüsselt habe, weiß ich jedenfalls, in welche Richtung ich die Schufte nicht schicke.« Walter zwinkerte seinem Neffen abermals zu.
    »A propos Banditen …« Hugo stockte. »Ich habe mir da was überlegt.«
    »Auweia, was kommt denn jetzt?«, erwiderte Walter mit milder Ironie.
    Hugo ließ sich nicht beirren. »Ich habe mir überlegt, dass wir uns ihnen doch anschließen könnten, falls sie tatsächlich hier auftauchen. Dann gehen wir alle zusammen auf die Suche nach Mephisto – vielleicht sind die Banditen ja ganz nützlich, wenn uns in den Bergen … jemand … äh … jemand überfällt. Wenn wir Mephisto dann aufgespürt haben, erschlagen wir ihn mit seinem eigenen Schwert und schenken die Waffe hinterher den Banditen. Die können sie ja dann auf dem Schwarzmarkt verkaufen.«
    Walters Lachfältchen kamen abermals zum Vorschein. »Eine großartige Idee! Leider hat mir Marcello erklärt, wenn man den Unhold mit seinem eigenen Schwert erschlägt, löst sich die Waffe danach sofort in Luft auf.«
    Er ging zur Tür.
    »Onkel Walter! Warte doch mal!«
    Walter streckte noch einmal den Kopf zur Tür herein. »Tut mir leid, Hugo«, sagte er nachdrücklich. »Ich weiß, wie abenteuerlustig du bist, und würde genau wie du am liebsten sofort losziehen, um Marcello zu befreien. Aber ich sag’s zum letzten Mal – wir kennen diesen Otis nicht und ich setze nicht unser aller Leben aufs Spiel, indem ich mit ihm nach Dämonien ziehe und ein Schloss suche, das noch kein Mensch mit eigenen Augen gesehen hat. Und darum rate ich dir, junger Mann, falls du es immer noch nicht eingesehen hast, dir die Mühe zu sparen, mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen.«
    Hugo schaute verdattert drein. Dann zeigte er auf den Fußboden. »Du hast deinen Handschuh verloren.«
    Walter zog beide Augenbrauen hoch und seine Wangen färbten sich rosa. »Ach richtig, danke schön auch.« Er bückte sich und steckte den braunen Lederhandschuh ein. »Die verflixten Dinger fallen mir dauernd aus der Manteltasche – ein Wunder, dass ich nicht längst alle beide verloren habe. Und heute brauche ich siebestimmt, es wird schon richtig winterlich. So einen kalten Herbst habe ich noch nie erlebt. Als ich so alt wie du war, hatten wir im Herbst besseres Wetter.«
    Unter weiteren Bemerkungen über das Wetter schloss Walter die Haustür hinter sich.
    Hugo blickte Herkules an. »Denkst du dasselbe wie ich?« Er grinste mutwillig.
    »Kommt drauf an. Wenn du vorhast, Käse zu frühstücken und danach ein bisschen auf Katzenjagd zu gehen, schon.«
    »Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich denke mir nämlich, dass irgendwo in diesem Haus eine Kopie von Marcellos Karte versteckt ist.«
    Er musterte sehnsüchtig die Tür zum Arbeitszimmer.
    »Lass uns lieber warten, bis Onkel Walter uns die Karte selber zeigt«, gab Herkules zu bedenken, als er Hugos funkelnde Augen sah. »Bis er wieder da ist, können wir doch zum Hafen runtergehen und zuschauen, wie sich Lilywhites Vetter auf seine Forschungsreise vorbereitet. Das wird lustig, weil er bestimmt nicht weiß, wo bei einem Schiff vorn und hinten ist. Außerdem kannst du dort ein paar Stadtpläne an den Mann bringen, damit wir etwas zum Frühstück einkaufen können, und ich kann die Hafenratten ärgern.«
    »Die Tür ist nicht abgeschlossen«, sagte Hugo. »Demnach hat Onkel Walter nichts dagegen, wenn wir einen Blick in sein Zimmer werfen.«
    »Oder er verlässt sich darauf, dass wir nicht so neugierig sind«, wandte Herkules ein.
    Hugo überlegte einen Augenblick, dann gab er sich seufzend einen Ruck. »Na gut.« Er nahm seinen Mantel vom Haken. »Dann gehen wir eben Ratten ärgern.«

10. Kapitel
    S
ebastian Tumbledown-Smythe marschierte zielstrebig über das Deck seines bescheidenen Schiffes, der Eisenfaust . Der flache Rumpf lag tief im Wasser, ein einfaches weißes Segel hing schlaff an dem einzigen Mast.
    Sebastian war hoch gewachsen und schlank, hatte breite Schultern und kräftige, sehnige Arme. Sein knielanger Rock war aus schlichtem grauen Wollstoff, sein schwarzer Filzdreispitz wies weder Federn noch Litzen auf. Die schwarzen Augen unter der niedrigen Stirn blickten unstet hierhin und dorthin,

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