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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kein Kartograph dorthin vorgewagt. Irgendwie unheimlich, sich vorzustellen, dass es dort mitten im Gebirge ein kleines Gebiet gibt, das noch nie ein Mensch erforscht hat.«
    »Jedenfalls ist noch niemand, der den Versuch dazu unternommen hat, zurückgekehrt.«
    Hugo gab sich einen Ruck und rollte die Karte wieder zusammen.»Und woher wissen wir, auf welchen Teil von Dämonien sich Marcellos Karte bezieht?«, fragte Herkules.

    Hugo winkte unbekümmert ab. »Kein Problem. Wir brauchen nur Marcellos Legende zu entschlüsseln. Und wenn wir unterwegs selbst eine Karte von Dämonien anfertigen, merken wir schon, wenn wir in die betreffende Gegend kommen. Aber jetzt lass uns endlich aufbrechen!«
    Er klemmte sich die zusammengerollte Karte und den Davis-Quadranten unter den Arm und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Eigentlich hat Onkel Walter ziemlich wenig Unordnung gemacht, wenn man bedenkt, dass ihn die Banditen bestimmt zur Eile gedrängt haben. Ob er uns mit den Dingen, die er angerührt hat, einen Hinweis geben wollte?«
    Herkules’ Schnäuzchen zuckte gespannt. »Der Mantel auf dem Boden sollte uns vielleicht sagen, dass er unfreiwillig das Haus verlassen hat. Womöglich hat er das Arbeitszimmer nur abgeschlossen, damit du in dem Krug nachsiehst und die Kopie von Marcellos Karte findest.«
    »Und dass er ausgerechnet die Karte im Regal vorgezogen hat, auf der Lovdiv drauf ist, war bestimmt auch kein Zufall«, pflichtete ihm Hugo bei. »Aber warum er die Schachfigur weitergerückt hat, kapiere ich noch nicht. Du vielleicht?«
    »Hab keinen blassen Schimmer«, erwiderte Herkules.«
    »Ist jetzt auch egal – vielleicht fällt es uns ja unterwegs noch ein. Aber zuerst müssen wir noch jemanden abholen!«
    Hugo zog sein Wams über, und Herkules flüchtete sich auf seinen Hemdkragen, um nicht plattgedrückt zu werden.

12. Kapitel
    H
ugo lief durch die belebten, kopfsteingepflasterten Gassen und rannte im Zickzack zwischen den Passanten hindurch. Herkules lugte aus der Westentasche heraus. Der Fahrtwind drückte ihm die Ohren an den Kopf, und er jubelte und johlte im Takt von Hugos Schritten, die ihn ordentlich durchrüttelten: »Schneller, Hugo!« oder: »Achtung – ein Pferd!«
    Vor dem Gasthof Zum Seebären bremst Hugo jäh ab und musste erst einmal, die Hände auf die Knie gestützt, wieder zu Atem kommen. Er holte ein paarmal tief Luft, dann richtete er sich schnaufend auf und betrat den Gasthof.
    Der Seebär war ein schmales, in die Häuserzeile gezwängtes Fachwerkgebäude. Die Wirtin, eine drahtige junge Frau, hatte ein schmuddeliges Tuch um das strähnige Haar gebunden. Sonst trug sie ein schlammbraunes Kleid und ein Wolltuch um die knochigen Schultern. Als sie Hugo erblickte, stand sie auf und lächelte den Jungen freundlich an. Ihre Zähne waren braun und faulig.
    »Guten Tag«, grüßte Hugo und musste sich sehr beherrschen, dass er vor dem abstoßenden Anblick nicht zurückzuckte. »Ich bin auf der Suche nach einem Bekannten und hoffe sehr, dass Sie mir weiterhelfen können.« Er drückte sich absichtlich gewählt aus, um einen guten Eindruck auf die Dame zu machen.
    Deren Lächeln erlosch schlagartig, sie kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Ich kenn deinen Kumpel nich«, gab sie zurück. »Hab noch nie von ihm gehört.«
    »Aber ich habe Ihnen doch noch gar nicht gesagt, wie er heißt!«
    Die Wirtin kicherte. »Ach so – stimmt ja. Wie heißt er denn?«
    »Otis Phem. Ich glaube, er logiert in Ihrem schönen Etablissement.«
    »Ich kenn keinen Otis Phem, und wenn doch, dürft ich’s dir nicht sagen. Tut mir leid.« Die Frau zuckte die Achseln.
    »Warum denn nicht?«
    »Manche von meinen Gästen sind wichtige Leute. Die wollen ungestört bleiben.« Sie verschränkte die mageren Arme vor der Brust. »Und solange sie bei mir wohnen, dürfen sie auf meine Verschwiegenheit zählen, jawoll! Hab ich dem einen grad erst heut Morgen versprochen. Ich sag, ›Herr Phem‹, sag ich, ›Sie dürfen auf meine Verschwiegenheit zählen.‹«
    Als Otis’ Name fiel, spürte Hugo Herkules in seiner Wamstasche aufgeregt zappeln. Er selbst tat, als habe er nichts bemerkt.
    »Und Sie sind bestimmt eine Frau, die hält, was sie verspricht«, erwiderte er und sah sich dabei unauffällig um. Auf dem verstaubten Tresen entdeckte er ein aufgeschlagenes Gästebuch, in dessen Mittelfalz eine Schreibfeder lag. »Ihr Gästebuch ist dann wahrscheinlich auch nicht für fremde Augen bestimmt, nicht wahr?«, erkundigte er

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