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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einzige Posten, der auf diesem Kahn noch zu haben wäre, ist der eines erfahrenen Rattenfängers und das auch nur aufgrund gewisser widriger Umstände.Nicht etwa, weil ich nicht in der Lage wäre, eine Weltumsegelung zu planen!«
    Hugo blieb stehen und drehte sich um. »Entschuldigung, haben Sie eben ›Rattenfänger‹ gesagt?«
    »Aye. Gestern gab’s leider ein kleines Missverständnis«, brummte Sebastian. »Ich hab dem Smutje gesagt, er soll den Schiffskater füttern, und er hat verstanden, er soll den Kater ver füttern. Daraufhin gab’s gestern Abend Eintopf mit Fleischeinlage.«
    Hugo verzog angeekelt das Gesicht. »Sie haben den Bordkater gegessen?«, fragte er lauter als nötig, damit man es aus seinem Tornister nicht schadenfroh kichern hörte.
    »Hat gar nicht so übel geschmeckt«, entgegnete Sebastian. »Jedenfalls haben wir keine Katze mehr an Bord, dafür aber Proviant für ein halbes Jahr. Da wird es auf dem Kahn im Handumdrehen von Ratten nur so wimmeln. Jedenfalls wenn wir nicht noch ganz schnell einen erfahrenen Rattenfänger auftreiben, was ziemlich unwahrscheinlich ist.«
    Hugos Augen funkelten. »Wenn ich Ihnen einen erfahrenen Rattenfänger bringe, darf ich dann mitsegeln?«
    Sebastian Tumbledown-Smythe musterte ihn argwöhnisch.
    »Willst du mir etwa weismachen, dass du einen Kater im Tornister hast?«
    »Naja, ein Kater ist es nicht direkt!« Hugo öffnete seinen Tornister. »Eher das Gegenteil!«

14. Kapitel
    W
illst du mich auf den Arm nehmen, Kleiner?«, fauchte Sebastian. Er malmte grimmig mit dem Unterkiefer und starrte Herkules feindselig an, der auf Hugos flacher Hand Männchen machte. »Wenn du das Vieh nicht sofort von meinem Schiff entfernst, entferne ich den Kopf von deinen Schultern – und das ist keine leere Versprechung!«
    Schon hatte Sebastian sein Schwert gezückt und kitzelte Hugo mit der empfindlich scharfen Spitze an der Gurgel.
    »Ich wollte Sie nicht auf den Arm nehmen«, widersprach Hugo. »Das ist mein Freund Herkules! Er ist der beste Rattenfänger von ganz England …«
    Herkules bohrte Hugo eine Kralle in die Handfläche und sah ihn böse an.
    »… wenn nicht in ganz Europa«, setzte Hugo eilig hinzu. »Ja, ich würde behaupten, er ist der beste Rattenfänger der Welt.«
    Sebastian warf abermals den Kopf in den Nacken und lachte wiehernd wie ein Esel. Ein paar Matrosen hatten den kleinen blonden Jungen mit dem großohrigen Mäuserich entdeckt und waren neugierig näher getreten.
    »Sag ihnen, dass ich mich vor nichts und niemandem fürchte«, zischelte Herkules seinem Freund zu.
    Hugo ging nicht darauf ein, worauf er spürte, wie sich eineganze Reihe winziger Krallen schmerzhaft in seine Handfläche grub.
    »Und er, äh, fürchtet sich vor nichts und niemandem«, verkündete Hugo den belustigten Zuhörern.
    Herkules richtete sich so hoch auf, wie er konnte, und verschränkte die Vorderpfoten vor der Brust.
    Die Matrosen stießen einander an und lachten über das possierliche Tierchen.
    »Du hast vergessen: ›und er ist stark‹!« Herkules fuhr auch noch die Klauen an den Hinterpfoten aus.
    »Aua! Und er ist stark wie ein Bär!«, rief Hugo.
    Herkules stellte sich wie ein Kraftmensch auf dem Jahrmarkt in Pose und ließ die Muskeln spielen. Die Matrosen johlten.
    »Bitte geben Sie dem kleinen Kerl Gelegenheit zu beweisen, was in ihm steckt«, sagte Hugo. »Ich wette mit jedem von Ihnen um einen Goldtaler, dass dieser Mäuserich Ihnen binnen einer Minute auf Ihrem Schiff eine Ratte gefangen hat.«
    Zustimmendes Getuschel der Umstehenden.
    »Das ist natürlich alles Unsinn, aber lustig wird es bestimmt«, sagte Sebastian spöttisch. »Komm meinetwegen mit deiner Maus an Bord. Aber wenn du zu viel versprochen hast, schmeiß ich euch alle beide achtkantig über die Reling.«

    Matrose Flutter wurde offiziell zum Buchmacher ernannt und sammelte die Wetteinsätze der Seeleute ein. Herkules wärmte sich so lange schon einmal auf, indem er auf dem Deck auf- und abflitzte. Dann gab es eine kurze Diskussion darüber, wie man beurteilen sollte, ob Herkules die gestellte Aufgabe innerhalb der vereinbarten Minute löste.
    Der Steuermann Hawkins schlug vor, Herkules solle sechzig Ratten in einer Stunde (gemessen mit dem Stundenglas des Schiffes)fangen, denn das entspräche durchschnittlich einer Ratte pro Minute. Hugo wandte ein, dass sechzig Ratten hintereinander dann doch eine zu gewaltige und ziemlich unfaire Aufgabe für einen einzelnen Mäuserich seien, und nach einer

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