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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Angst und Schrecken zu verbreiten.«
    Der Glatzkopf überlegte. »Na schön. Und wenn wir einfach nur brüllend hinreiten, das Pferd abmurksen und den Proviant klauen?«
    »Ich weiß nicht recht … Das Pferd abzumurksen ist auch irgendwie plump. Es reicht doch, einfach hinzureiten und dem Burschen das Pferd samt Wagen und Proviant abzunehmen.«
    »Auf dem Gebrüll besteh ich aber! Da liegt mir echt was dran«, entgegnete der Glatzkopf.
    »Wenn’s unbedingt sein muss …«, gab der zottige Riese nach. »Obwohl ich persönlich lieber drauf verzichten würde. Brüllen tun doch alle. Das ist so was von abgedroschen.«
    Der Glatzkopf drehte sich nach dem dritten Reiter um und verdrehte theatralisch die Augen. »Mein kleiner Banditenbruder – das Sensibelchen!«
    Der Dritte zuckte die Achseln (was nicht ganz einfach war, weil man ihm die Hände an den Sattelknauf gefesselt hatte). »Ich wusste gar nicht, dass ihr beide Brüder seid«, erwiderte er. »Dabei sind wir jetzt schon monatelang gemeinsam unterwegs. Wir sollten uns öfter mal unterhalten.«
    »Wir sind sogar Zwillinge«, sagte der zottige Riese.
    Der Dritte blickte verblüfft vom einen zum anderen. »Zwillinge?«
    Die beiden nickten stolz.
    »Aber keine eineiigen«, stellte der Zwerg klar.
    »Ach nein?«
    »Nein. Ich hab blaue Augen und mein Bruder braune.«
    »Nicht zu vergessen, dass du klein und glatzköpfig bist und dein Bruder groß und zottig wie ein Bär.«
    Die Zwillinge machten finstere Mienen.
    »Dabei fällt mir ein, dass ihr euch noch gar nicht vorgestellt habt, obwohl ihr beide wisst, wie ich heiße. Das ist ungerecht.«
    »Halt bloß die Klappe, Jake«, sagte der Zwerg warnend.
    »Sehr erfreut, Jake.« Der Gefesselte nickte dem Riesen zu. »Wenn ihr mich endlich losbinden würdet, könnte ich dir jetzt die Hand geben, wie es sich gehört.«
    »Hör nicht drauf, Jake, er will dich bloß reinlegen«, sagte nun der zottige Riese warnend.
    Der Gefesselte fragte belustigt: »Ach, ihr heißt alle beide Jake? Das ist mir auch noch nicht untergekommen, dass zwei Brüder denselben Namen haben. Eure Eltern haben euch wahrscheinlich ›kleiner Jake‹ und ›großer Jake‹ gerufen, was?«
    Der Riese nickte und setzte überflüssigerweise hinzu: »Ich war der Große.«
    »Ehrlich? Dann war Jake bestimmt der Lieblingsname eurer Eltern, oder?«
    »›Gregory‹ fanden sie eigentlich schöner«, erwiderte der kleine Jake. »Aber wir haben schon einen Vetter namens Gregory.«
    Ihr Gegenüber hob die Augenbrauen. »Aha.«
    Der kleine Jake stieß einen Eulenruf aus, worauf zwei weitere zwielichtige Kerle zu Pferde die Anhöhe heraufkamen und sich zu den dreien gesellten.
    »Heißen die beiden etwa auch Jake?«, erkundigte sich der gefesselte Mann.
    »Er hier heißt William Blut.« Der kleine Jake zeigte auf den Banditen mit den glatten schwarzen Haaren. »Und der hier ist Tommy Tod.«
    »Nun, die Namen passen jedenfalls gut zu dem Beruf, den sie gewählt haben«, meinte der Gefesselte.
    Die Banditen sahen einander fragend an. »›Billy‹ und ›Tommy‹? Wie jetzt?«, fragte der kleine Jake.
    »Ach, nicht so wichtig. Hört mal – wenn ihr euch als Truppe einen Namen machen wollt, müsst ihr euch aber auch alle zusammen irgendwie nennen. Wie wär’s mit: ›Die vier Reiter der Apokalypse‹ ?«
    Die Banditen tuschelten hinter vorgehaltenen Händen miteinander und kamen überein, dass ihnen der Vorschlag gefiel.
    »Ist natürlich ein bisschen blöd, dass sich euer furchterregender Ruf nicht herumsprechen kann, wenn ihr eure Opfer jedes Mal abmurkst«, gab der Gefesselte in beiläufigem Ton zu bedenken.
    »Ach so. Da hab ich noch gar nicht dran gedacht …«, sagte der kleine Jake nachdenklich.
    »Was haltet ihr davon«, der große Jake wies auf das Lagerfeuer am Fuß der Anhöhe, »wir überfallen jetzt den Reisenden da unten. Dabei können wir meinetwegen aus vollem Hals brüllen, aber wir murksen niemanden ab.«
    »Außer jemand leistet Widerstand«, sagte der kleine Jake.
    »Und wenn einer fliehen will?«, hakte Tommy nach.
    »Dann nicht«, beschied ihn der große Jake. »Nur, wenn jemand Widerstand leistet.«
    Billy stopfte dem Gefesselten einen zerlumpten Knebel in den Mund, band ihm ein großes Taschentuch über Nase und Kinn und setzte ihm einen breitkrempigen Hut auf. Dann vermummten sich auch die Banditen und zogen sich die Hüte tief ins Gesicht. Tommy Tod nahm das Pferd des Gefesselten am Zügel, und die Banditen preschten unter weithin hallendem

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