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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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›Wasser?‹ gemeint.«
    »Ach so. Und ich dachte schon, du kannst mir nicht folgen. Beziehungsweise kapierst überhaupt nichts mehr.«
    »Mitnichten. Die Sache war mir schon klar, als der Bürgermeister umgekippt ist.«
    Hugo machte für jeden Tag der Reise einen Strich in sein Notizbuch und trug jedes Wochenende die zurückgelegte Strecke auf Onkel Walters Karte ein. Jeden siebten Tag maß er nachmittags mit dem Davis-Quadranten den Breitengrad und verzeichnete ihren Standort mit einem waagerechten Strich auf der vorgesehenen Route. Anschließend verglich er die Umgebung mit der Zeichnung auf der Karte und stellte fest, wo genau sie sich befanden.
    Manchmal kamen sie zügig voran und Karamells plumpe Hufe legten Meile um Meile holpriger Landstraßen und Feldwege zurück. Dann war Hugo am Ende der Woche sehr zufrieden. Manchmal kämpften sie sich aber auch durch dichten Wald, oder strömender Regen verwandelte Wege und Felder in unpassierbaren Morast. Nach einer solchen Woche ergaben Hugos Berechnungen, dass sie nur eine kläglich kurze Strecke zurückgelegt hatten, und seine Zuversicht schwand.
    Ab und zu kam es auch zu Verzögerungen, weil sie umkehren und ein Stück zurückfahren mussten. In Bayern war Hugo einmalzu ungeduldig, um einen Wald zu umfahren. Nachdem sie sich einen ganzen Tag lang mühsam vorangekämpft hatten, musste sich Hugo eingestehen, was ihm im Grunde die ganze Zeit klar gewesen war. Die Bäume standen einfach zu dicht. Kehrtzumachen und wieder aus dem Wald herauszukommen, kostete sie einen weiteren Tag.
    Mit jedem Tag stand die Sonne mittags tiefer am Himmel, aus Regen wurde Schnee. Der aufgewühlte Matsch gefror zu harten Furchen, sodass der Karren schlimmer holperte und ruckelte denn je und sie noch langsamer vorankamen.
    Eines Nachts, es war bitterkalt, und sie hatten anstrengende Wochen hinter sich, entfachte Hugo im Windschutz des dicken Wagenrads ein kleines Lagerfeuer. Karamell wieherte erfreut und kam dichter an die Flammen heran.
    Auch Herkules wärmte sich die Pfötchen. »Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs? Eine Ewigkeit?«
    Hugo schlug sein Notizbuch auf und zählte flüsternd die Striche, die er für jeden Sonnenaufgang gemacht hatte. »Drei Monate und fünfundzwanzig Tage«, sagte er stirnrunzelnd. »Das heißt, wir haben nur noch sechs Tage, wenn wir Mephisto mit dem Juwelenschwert töten und Marcello erlösen wollen.«
    »Und was ist mit Onkel Walter?«
    »Den wollte ich eigentlich schon vor Wochen eingeholt haben. Nicht mal Otis sind wir inzwischen begegnet. Im schlimmsten Fall müssen wir uns ohne die beiden nach Dämonien hineinwagen. Da sie sich ebenfalls an Marcellos Hinweise halten werden, müssen wir vorher seine Geheimschrift entschlüsseln.«
    »Dabei könnte uns Walter bestimmt prima helfen«, meinte Herkules.
    »Überhaupt wäre es prima, wenn er jetzt hier wäre.« Hugo lächelte gezwungen.
    Herkules ballte die Pfoten. »Sei nicht traurig. Vielleicht ist Walter ja ganz in der Nähe, ohne dass wir es wissen.«
    »Nett, dass du mich trösten willst, Herkules, aber sieh dich doch mal um.« Hugo breitete die Arme aus. »In dieser Ödnis ist weit und breit kein Mensch.«
    Zweihundert Meter weiter nach Süden ging es sanft bergauf, wie eine Falte in einem nachlässig drapierten Tischtuch. Oben auf der niedrigen Anhöhe hatten drei Reiter ihre Pferde angehalten. Im Flüsterton planten sie den Hinterhalt, während sie das Lagerfeuer, das Pferd und einen gestikulierend Selbstgespräche führenden Jungen beobachteten.

18. Kapitel
    I
ch glaub, ich weiß, wo wir die nächste Mahlzeit herkriegen«, verkündete der erste Reiter. Er war klein und rundlich. Sein kahler Schädel war von einem Kranz langer, strähniger Locken umgeben.
    »Mir knurrt schon der Magen, wenn ich den da unten nur kochen seh«, erwiderte der zweite Reiter, ein wahrer Riese mit dickem Schnurrbart und zottigem Schopf. Verglichen mit ihm wirkte das Pony, auf dem er saß, wie ein Spielzeug. Hätte er die Knie nicht angezogen, hätten seine Füße auf dem Boden geschleift.
    »Ich weiß, wie wir’s machen«, sagte der kleine Glatzkopf. »Wir reiten hier den Hang runter, brüllen dabei aus vollem Hals, murksen sie allesamt ab und klauen ihnen den Wagen und den Proviant.«
    »Wie wär’s, wenn wir ausnahmsweise mal niemanden abmurksen?«, schlug der zottige Riese vor. »Immerzu alle umzubringen wird allmählich ein bisschen … na ja … langweilig. Manchmal denk ich, es hätte mehr Klasse, einfach nur

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