Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
hinunter.
    Der wilde Mann war als Erster wieder auf den Beinen, breitete abermals die langen Arme aus und stieß ein schauriges Gebrüll aus. Die beiden Wölfe duckten sich tief auf den Boden und schlichen um ihn herum, das übrige Rudel versammelte sich hinter ihnen.
    Beide Parteien beäugten einander einen Augenblick, dann löste sich ein einzelner Wolf aus dem Rudel und stürzte sich auf den Mann. Aber der war schneller. Mit einem flinken Hieb erwischte er den Wolf an der Schnauze. Das Tier flog jaulend in den Schnee.
    Knurrend starrte der Mann einem Wolf nach dem anderen in die Augen, als wollte er die Tiere warnen, dasselbe zu versuchen wie ihr Artgenosse. So standen sie sich einige Sekunden reglos gegenüber, dann ergriff das Rudel die Flucht und wurde von der Nacht verschluckt.
    Der Mann spähte noch einen Augenblick ins Dunkel. Sein bösartiges Knurren wurde mit jedem Atemzug leiser. Das lange, verfilzte Haar hing ihm in die niedrige Stirn, auf seinen Wangen sprossen struppige Borsten. Nur die Nase und zwei Flecken um die Augen sparte der drahtige Bartwuchs aus. Als er sich umdrehte, sah er, dass ihn Hugo und Kristall mit großen Augen anstaunten.
    »Bleib, wo du bist!«, befahl Hugo so energisch, wie er konnte.
    Der wilde Mann machte ein Stück vor dem Jungen halt. Er bückte sich, bis seine eisblauen Augen auf einer Höhe mit Hugos Augen waren, dann bleckte er die krummen und schiefen Zähne.
    »Noch ein Schritt und ich schlag dir den Kopf ab, du hässliches, haariges Ungeheuer!«
    Zu Hugos großer Verwunderung blieb der wilde Mann tatsächlich wie angewurzelt stehen.
    Er ließ den Kopf hängen und schob schmollend die bebende Unterlippe vor. »Brauchst nicht gleich so gemein zu sein«, jammerte er. »Ich weiß selber, dass ich kein besonders schöner Anblick bin, aber wer kann schon was für sein Aussehen? Ich versuch ja, es mir nicht zu Herzen zu nehmen, aber ›hässliches, haariges Ungeheuer‹ genannt zu werden, macht die Sache nicht gerade besser.«
    »Ich nehm’s ja schon zurück«, entschuldigte sich Hugo verlegen und überrascht zugleich. »Es ist bloß, dass ich dachte … ich dachte, du willst mich umbringen.«
    »Wie kommst du denn darauf?« In einer Geste gekränkter Unschuld breitete der Mann die Hände aus.
    Hugo trat beklommen von einem Fuß auf den anderen. »Tja, ich weiß auch nicht«, erwiderte er und gab sich Mühe, die behaarten Handflächen seines Gegenübers nicht anzugaffen. »Wahrscheinlich,weil du mit gefletschten Zähnen und fuchtelnden Armen auf mich zugestürzt bist.«
    »Und gebrüllt hast du auch«, setzte Kristall hinzu. »Ganz schön schaurig übrigens.«
    »Aber ich hab doch nicht euch angebrüllt«, lautete die bekümmerte Antwort. »Ich hab die Wölfe angebrüllt.«
    Der Mann ließ sich in den Schnee sinken, schlang die langen Arme um die angezogenen Beine und legte den Kopf auf die Knie.
    Hugo und Kristall wechselten einen verdutzten Blick. Der wilde Mann brach in leises Schluchzen aus. Zwischendurch schniefte er vernehmlich.
    Hugo ging zu ihm und strich ihm zögerlich über die struppige Mähne. »Jetzt heul doch nicht gleich. Wir sind heilfroh, dass du rechtzeitig aufgetaucht bist.«
    »Ehrlich?« Der wilde Mann hob den Kopf. Seine Augen waren gerötet, der Rotz lief ihm aus der Nase. »Ich wollte euch keine Angst einjagen. Wenn man aussieht wie ich, ist es furchtbar schwer, Freunde zu finden. Jeder rennt sofort weg … darum verstecke ich mich ja auch hier im Gebirge.«
    »Ach, sooo schrecklich siehst du auch wieder nicht aus«, sagte Hugo freundlich. »Jetzt, wo ich dich aus der Nähe sehe, würde ich sogar sagen, du … du siehst ausgesprochen charaktervoll aus.«
    »Echt? Hast du wirklich eben gesagt, dass ich charaktervoll aussehe?«
    »Und noch einmal vielen Dank, dass du die Wölfe verjagt hast«, mischte sich Kristall wieder ein. »Du hast uns das Leben gerettet.«
    »Ach, das war doch nicht der Rede wert«, wehrte der wilde Mann ab. »Außerdem hätten sie euch wahrscheinlich sowieso nichts getan.«
    »Ich bin jedenfalls froh, dass du nicht abgewartet hast, um das herauszufinden. Ich bin übrigens Hugo.«
    »Ich heiße Lupus.«
    »Und das ist Kristall«, fügte Hugo an.
    »Mit wem redest du da?«, erkundigte sich Herkules, der gerade erst wieder aufgewacht war und unbeholfen auf Hugos Schulter kletterte.
    Hugo deutete mit dem Kinn auf Lupus.
    Der schläfrige Herkules drehte den Kopf zur Seite, bis sein Blick den wilden Mann streifte.
    »Huch!«, kreischte er

Weitere Kostenlose Bücher