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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Lupus, er möge seinen Gefangenen auf den Boden setzen. Sofort flitzte der Mäuserich zu seinem Doppelgänger hinüber und baute sich vor ihm auf. »Pass mal auf, Bürschchen!«, sagte der und zückte seinen Kaktusstachel. »Diese Höhle ist zu klein für uns beide.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung!«, erwiderte der andere Herkules und schwang einen genau gleich aussehenden Stachel.
    »Einer von uns muss hier verschwinden.«
    »Welch großzügiges Angebot. Du wirst uns fehlen.«
    »Ich gehe hier nicht weg. Ich bin nämlich der echte Herkules.«
    »Ganz im Gegenteil, Freundchen. Ich bin der echte Herkules.«
    »Schon gut, schon gut!«, rief Hugo. »Das kann ja noch die ganze Nacht so weitergehen. Erzählt mir etwas über euch, aber fasst euch kurz. Jeder hat höchstens dreißig, na meinetwegen vierzig Wörter zur Verfügung.«
    Der Herkules, der zuerst von draußen hereingekommen war, trat vor und warf sich selbstbewusst in die Brust. »Ich bin der echte Herkules, weil ich gut aussehe, mutig bin und mit dir durch Dick und Dünn gehe. Du bist mein allerbester Freund, und das ist ja wohl der beste Beweis dafür, dass ich der Richtige bin.«
    Der zweite Herkules schnaubte verächtlich und trat seinerseits vor. »Der echte Herkules bin ich! Ich sehe viel besser aus und bin viel mutiger als dieser lächerliche Abklatsch.« Er zeigte auf seinen Doppelgänger. »Ich weiche dir nicht von der Seite, weil du hilfsbereit, unerschrocken, großherzig und optimistisch bist, und weil Freundschaft etwas unermesslich Wertvolles ist.«
    Hugo strahlte ihn an. Der eisige Hauch des Zweifels wich der Wärme freundschaftlicher Gefühle. Der falsche Herkules merkte, dass er enttarnt war, und stürzte sich auf den echten Herkules. Der konnte sich gerade noch unter dem Kaktusstachel wegducken, wurde aber von seinem Gegner zu Boden geworfen.
    Beide Mäuseriche landeten, alle viere von sich gestreckt und auf den Bäuchen kreiselnd, auf dem kalten Felsboden. Sie rappelten sich hoch und umkreisten einander lauernd. Zwischendurch vollführten sie Finten mit ihren Waffen oder stießen richtig zu. Hugo und Kristall waren ganz gebannt und beobachteten das Schauspiel stumm.
    »Ich habe den Überblick verloren – welcher ist denn nun der Richtige?«, sagte Hugo.
    »Wie wär’s, wenn wir auf Nummer Sicher gehen und sie alle beide wegjagen?«
    »Die Armbinden!«, rief Hugo da aus. »Daran können wir sie unterscheiden.« Er versuchte, in dem flauschigen schwarz-weißenKnäuel der ineinanderverschlungenen Kämpfenden einen roten Zipfel zu erspähen.
    Die beiden Widersacher überschlugen sich immer wieder. Mal rang der eine den anderen nieder, mal war es umgekehrt. Kristall und Hugo gingen näher heran und versuchten mit den Blicken das sich hin und her wälzende Durcheinander aus Pfoten und Schwänzen zu entwirren.
    Der eine Herkules schleuderte den anderen mit einem kräftigen Tritt der Hinterpfoten durch die Luft, sodass er quer durch die Höhle flog und mit dem Kopf auf einen Stein knallte. Beide standen rasch wieder auf, aber der eine taumelte jetzt benommen, worauf der andere einen Kiesel aufhob und damit auf den Gegner losstürzte.
    »Der da ist der Vampir!«, rief Hugo warnend. »Er trägt die Binde am linken Arm. Achtung, Herkules!«
    Doch Hugos Ruf war noch nicht verklungen, da schoss ein silbergrauer Blitz durch die Höhle. Kristall fauchte wie ein Leopard, packte den Mäuserich mit dem Kieselstein und drückte ihn mit beiden Vorderpfoten zu Boden.
    »Hey, lass mich los!«, protestierte der falsche Herkules.
    »Du wolltest meinen Freund umbringen, du Ungeheuer!«, fauchte Kristall und hielt ihm das Maul zu.
    Der echte Herkules war wieder einigermaßen zu sich gekommen und trat auf seinen Doppelgänger zu.
    »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, hä? Da fehlen dir wohl die Worte!«
    »Alles in Ordnung, Herkules?«, fragte Hugo mitfühlend.
    »Alles bestens.« Herkules grinste schief und musterte seinen Doppelgänger. »Ich steh bloß noch ein bisschen neben mir.«
    »Was sollen wir mit dem kleinen Vampir machen?«, überlegte Hugo.
    »Ich glaube nicht, dass er noch lange so klein bleibt«, entgegnete Kristall. »Unter meiner Pfote bebt es schon ganz komisch. Ichglaube, er nimmt wieder seine eigentliche Größe an. Geh mal zu Lupus rüber.«
    Die Katze drehte den Mäuserich geschickt um und warf ihn mit der Pfote in die Luft. Kurz bevor der schurkische Nager wieder herunterfiel, machte sie einen Satz und beförderte ihn mit einem

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