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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und die schwarzen Lefzen, hinter denen das tödliche Gebiss funkelte. Unter dem Umhang zeichnete sich in Hüfthöhe etwas Längliches ab.
    »Das Juwelenschwert«, sagte Hugo leise.
    Die anderen reckten die Hälse. Herkules kletterte auf den Kopf seines Freundes und hielt sich an dessen blonden Locken fest.
    »Ist das der Vampanter?«, raunte Kristall.
    »Glaub schon«, erwiderte Hugo tonlos.
    Ihr Ziel war zum Greifen nah, Tod und Vernichtung ebenso.
    Auf einmal drängte sich Hugo eine lebhafte Erinnerung auf. Er sah vor sich, wie sein Vater in dem kleinen Haus, in dem sie früher als Familie gewohnt hatten, Käsestückchen in der Küche verteilte.
    »Was machst du da?«, hatte der kleine Hugo gefragt.
    »Ich vertreibe die Ratten«, hatte der Vater geantwortet.
    »Aber warum fütterst du sie dann mit unserem guten Käse, wenn du sie doch loswerden willst?«
    Der Vater hatte ihm zugezwinkert. »Wer behauptet denn, dass es guter Käse ist?«
    »Ich glaube, ich weiß, was wir machen«, raunte Hugo und pflückte sich Herkules aus dem Schopf. »Es ist ganz einfach.«

46. Kapitel
    M
ein Vater hat die Ratten bei uns zu Hause immer mit vergifteten Käsestückchen getötet«, erklärte Hugo, während er in seinem Tornister wühlte.
    »Ich will dich nicht entmutigen, aber ich glaube nicht, dass Mephisto ein großer Käseliebhaber ist«, wandte Herkules ein. »Und Gift haben wir auch nicht dabei.«
    »Doch.« Hugo zog zwei große Pilze aus seinem Tornister und schwenkte sie triumphierend. »Zum Glück habe ich die beiden neulich im Wald nicht weggeworfen.«
    »Aber ob Vampire Pilze mögen …«, meinte Lupus skeptisch.
    »Soweit ich es bis jetzt begriffen habe, ist Blut das Einzige, was der Vampanter zu sich nimmt«, sagte Herkules.
    »Eben!«, kam es von Hugo.
    »Willst du … willst du die Pilze etwa in Blut tauchen?«, fragte Lupus.
    »Es ist ganz simpel. Ich esse die Pilze und stelle mich dem Vampir als Köder zur Verfügung, ehe das Gift wirkt und mich lähmt. Mephisto wird mir das Blut aussaugen und ist daraufhin seinerseits gelähmt, vielleicht sogar bewusstlos. Dann kommt ihr drei aus dem Hinterhalt und stoßt ihm das Juwelenschwert ins Herz. Ein Kinderspiel, das Ganze.«
    »Und was wird aus dir?«, fragte Herkules besorgt.
    »Ich werde erst mal ein Mezzaghul, aber wenn ihr Mephisto getötet habt, bin ich ja wieder erlöst.«
    »Schon, aber du hast immer noch das Gift im Leib«, wandte Kristall ein.
    »Ach so, stimmt ja.« Hugo machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Halt mal!« Herkules war ganz aus dem Häuschen. »Als wir uns kennengelernt haben, Kristall, hast du uns doch erzählt, dass die Mezzaghule nach Mephistos Tod wieder zum Leben erwachen und neues Blut durch ihre Adern strömt.«
    »Richtig.«
    »Dann würde mein vergiftetes Blut durch gesundes Blut ersetzt«, schlussfolgerte Hugo.
    »Wer weiß, ob das auch stimmt. Lass es lieber, Hugo, es ist zu riskant«, erwiderte Lupus ungewohnt energisch.
    »Aber eine andere Lösung gibt es nicht!«
    »Doch. Ich esse die Pilze. Du hast mehr zu verlieren als ich. Ich bin schließlich ganz allein auf der Welt.«
    »Kommt nicht infrage, Lupus! Das kann ich nicht annehmen.«
    Lupus packte ihn mit den knochigen Fingern am Handgelenk.
    »Bitte!«
    »Nein. Das ist meine Aufgabe.« Aber da zog Lupus schon Hugos Hand zu sich heran und führte sie zum Mund. Hugo wehrte sich vergeblich gegen den eisernen Griff des starken Gebirgsmenschen.
    Lupus bog Hugo die Finger auf und aß ihm die Pilze aus der Hand. Dann ließ er den Jungen los, trat in den Flur hinaus und stürmte auf die vermummte Gestalt zu.

47. Kapitel
    D
er Vampir sah ihn kommen und reagierte blitzschnell und brutal. Er packte Lupus im Sprung und biss ihm in die Kehle. Dann warf er den Reglosen achtlos beiseite.
    Sein Blick wanderte den Flur entlang und fiel auf Hugo, der um die Ecke spähte. Der Vampir heulte wütend auf, wischte sich mit dem Handschuh das blutverschmierte Maul und setzte sich mit langen, flinken Schritten in Bewegung. Der schwarze Umhang wogte wie ein sturmgepeitschtes Meer hinter ihm her.
    Plötzlich blieb er stehen und krümmte sich, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt. Er fiel auf die Knie und griff sich an den Hals. Fauchend wie ein gefangener Tiger warf er den Kopf von einer Seite zur anderen, wobei sein blutiger Speichel die Wände besprühte, dann kippte er vornüber und schlug mit dem Kopf dumpf auf dem Steinfußboden auf.
    Hugo ging einmal um ihn herum und musterte ihn argwöhnisch.

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