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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ihr wart verbunden. Man raunte – von deinen Forschungen. Fliegende Ungeheuer und thaumaturgische Maschinen. Ich wusste, dass Yagharek gefunden hatte, was er suchte. Wofür er tausend Meilen weit gewandert war. Du würdest Gerechtigkeit aufheben, Grimneb’Lin. Ich komme, um dich zu bitten – das nicht zu tun.
    Es war vollbracht. Er war verurteilt worden und bestraft. Und es war vorbei. Wir dachten nicht – wir wussten nicht, dass er einen Weg finden könnte – dass man Gerechtigkeit rückgängig machen könnte.
    Ich komme, um dich zu bitten, Grimneb’Lin, dass du ihm nicht hilfst zu fliegen.«
     
    »Yagharek ist mein Freund«, wiederholte Isaac bestimmt. »Er ist zu mir gekommen und hat mir einen Auftrag gegeben. Er hat mich bezahlt. Als – wir in Schwierigkeiten geraten sind, als es kompliziert wurde und gefährlich – nun, er war mutig und hat uns geholfen. Er war unser Gefährte bei einem – außergewöhnlichen Unterfangen. Und ich schulde ihm ein Leben.« Er schaute zu Lin, dann wieder auf den fremden Garuda. »Ich stehe in seiner Schuld wegen der gemeinsam bestandenen Gefahren. Er war bereit, sein Leben in die Schanze zu schlagen. Er hätte den Tod finden können, doch er ist geblieben, und ohne ihn … Ich glaube nicht, dass ich es überlebt hätte.«
    Seine Worte waren ein Plädoyer: beherrscht, aufrichtig und ergreifend.
    Was hat er getan?
    Isaac gab sich geschlagen. »Was hat er getan?«, fragte er.
    »Er ist schuldig«, sagte Kar’uchai nüchtern, »der Wahlverwehrung im zweiten Grade, mit äußerster Missachtung.«
    »Was soll das heißen?«, rief Isaac aus. »Was hat er getan? Was hat das zu bedeuten? Wahlverwehrung? Damit kann ich nichts anfangen!«
    »Es ist das einzige Verbrechen, das wir kennen, Grimneb’Lin«, erwiderte Kar’uchai in unverändert gleichförmigem Tonfall. »Einem anderen die Möglichkeit zu nehmen, frei zu wählen, seine konkrete Realität zu vergessen, ihn zu entwirklichen, zu vergessen, dass du ein Nodus in einer Matrix bist, dass Handlungen Folgen haben. Wir dürfen einem Mitgeschöpf nicht die Selbstbestimmung verwehren. Was anderes ist Gemeinschaft, als ein Mittel, um dass wir Individuen alle die Möglichkeit haben, frei zu wählen.«
    Kar’uchai zuckte die Schultern und deutete mit einer vagen Kopfbewegung auf die Welt draußen. »Eure städtischen Institutionen … Reden und reden von Individualität und ersticken sie in Klassendünkel und Hierarchie, bis die einzige Wahl, die jemand vielleicht noch hat, die zwischen drei Arten Verelendung ist.
    Wir haben viel weniger, in der Wüste. Wir hungern, manchmal, und dürsten. Doch uns steht es frei, jede Wahl zu treffen, die sich bietet. Außer, wenn jemand sich vergisst, die Wirklichkeit seiner Gefährten vergisst, als wäre er ein Individuum allein … Und stiehlt Nahrung und verwehrt anderen die Wahl, davon zu essen, oder verschweigt, dass er Wild gefunden hat und verwehrt anderen die Wahl, es zu jagen, oder gerät in Zorn und übt Gewalt ohne Grund und nimmt einem anderen die Freiheit zu entscheiden, dass er nicht verletzt werden möchte und nicht in Furcht leben.
    Ein Unmündiges, welches den Umhang eines geliebten anderen nimmt, um nachts daran zu riechen – es verwehrt die Wahl, den Umhang zu tragen, aber mit Respekt, mit einem Übermaß an Respekt.
    Andere Verwehrungen aber können nicht einmal Respekt anführen, um die Schwere der Tat zu mildern.
    Zu töten – nicht im Krieg oder zur Verteidigung – zu morden – das bedeutet einen solchen Mangel an Respekt, einen solchen gänzlichen Mangel an Respekt, dass man nicht nur die Wahl verwehrt, in diesem Moment zu leben oder zu sterben – sondern jede andere mögliche Wahl für alle Zeit, die hätte sein können: im Salzsumpf zu fischen oder zu würfeln oder Häute zu gerben oder Gedichte zu schreiben oder Eintopf zu kochen – all diese Möglichkeiten sind genommen durch diese eine Tat.
    Das ist Wahlverwehrung im höchsten Grade. Aber alle Verwehrungen rauben sowohl von der Zukunft als auch von der Gegenwart.
    Yagharek hat sich eines hässlichen, eines verabscheuungswürdigen Vergessens schuldig gemacht. Der Wahlverwehrung im zweiten Grade.«
    »Was hat er getan?«, schrie Isaac, und Lin fuhr aus dem Schlaf, mit flatternden, angstvollen Händen.
    Kar’uchai antwortete leidenschaftslos.
    »Bei euch hieße es Vergewaltigung.«
     
    Oho, bei uns hieße es Vergewaltigung!, dachte Isaac mit bitterem, beißendem Hohn, aber die Flut wütender Verachtung reichte nicht

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