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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Überzeugung des Rescue-Dextriers würde man bei der geringsten Unstimmigkeit seitens des Innenministeriums nicht zögern, bekannt zu machen, dass nach neusten Informationen die mörderischen, heimtückischen Handlinger sich in der Stadt eingenistet hätten. Vielleicht würde Rudgutter der aufgebrachten Bevölkerung sogar die Wirtskörperfarm ausliefern. Die Handlingergemeinschaft würde ausgemerzt werden, mit Stumpf und Stiel.
    Deshalb empfand der Rescue-Dextrier eine gewisse Genugtuung, während er dahinflog, auch wenn er dieser beängstigenden Erfahrung sonst nichts Positives abzugewinnen vermochte. Einen Sinistral durch die Luft tragen, das hatte es schon einmal gegeben, obwohl diese Methode gemeinsamen Jagens noch nie zuvor versucht worden war; aber fliegen, ohne sehen zu können wohin, war ein höchst unangenehmes Gefühl.
    Der Hundesinistral sandte seine Sinne aus wie Finger oder Fühler, die Hunderte von Metern nach allen Richtungen tasteten, um ungewöhnliche Geräusche in der Psychosphäre aufzuspüren. Er orientierte sich mittels der Spiegel an seinem Helm und raunte dem Dextrier zu, wie er fliegen sollte.
    Er hielt auch Verbindung mit allen anderen Handlingerpaaren.
    Irgendeiner fühlt irgendetwas? Vorsichtig meldeten die anderen Sinistrals, nein, da wäre nichts. Sie setzten ihre Suche fort.
    Rescue-Handlinger spürte, wie der böige Wind den Körper seines Wirts mit kindischen Klapsen traktierte und dessen Haarschopf hin und her wehte.
    Der Hunde-Handlinger reckte und streckte sich, versuchte, seinen Wirtskörper in eine bequemere Haltung zu manövrieren, während er über einen Wald aus qualmenden Schloten, Essen und Kaminen hinweggetragen wurde - Ludmead – und dann in Richtung Mafaton und Chnum.
    Der Sinistral löste die Augen des Hundewirts für einen Moment von den Spiegeln. Vor ihm, und doch hinter ihm zurückbleibend und sich entfernend, dominierte die leviathaneske beinerne Blüte der Rippen den Horizont, ließ die Hochbahngleise daneben wie Spielzeug erscheinen. Wenn er nach unten schaute, sah er die weißen Steinbauten der Universität vorbeiziehen.
    Am äußersten Rand seiner mentalen Reichweite registrierte der Sinistral ein seltsames Prickeln in der Aura der Stadt. Sein Jagdinstinkt erwachte und er richtete den Blick wieder in die Spiegel.
    Gemach, gemach, geradeaus und höher, befahl er dem Rescue-Handlinger, hier ist etwas bleibt bei mir, raunte er über die Stadt hinweg den anderen jagenden Sinistrals zu. Er fühlte, wie sie stutzten und ebenfalls ihre Dextrier anwiesen, langsamer zu fliegen, wie sie verharrten und auf seinen Rapport warteten.
    Der Dextrier tastete sich auf den bewegten Fleck im PsychÆther zu. Die Unruhe seines Sinistrals ging auf ihn über, und sofort errichtete er Barrieren, um nicht davon angesteckt zu werden. Waffe!, dachte er, das bin ich, nicht denken!
    Er stieg senkrecht durch die Luftschichten, arbeitete sich hinauf in eine dünnere Atmosphäre. Nervös öffnete er den Mund seines Wirts und rollte dessen Zunge aus – Vorbereitungen zum Stichflammen. Er öffnete die verschränkten Arme seines Wirts und hielt die Pistole schussbereit.
    Der Sinistral erforschte den Bereich der Störung. Er merkte einen fremden Hunger, eine niemals ganz gestillte Fressgier, triefende Säfte Tausender Gehirne, die den Flecken Psychosphäre tränkten wie Bratfett. Eine vage Spur ausgeschwitzter Seelen und dieses perversen Appetits sickerte davon ausgehend durch den Himmel erdwärts.
    Zu mir zu mir Gevattern es ist hier ich habe es gefunden, wisperte der Sinistral über die Stadt. Wellen gemeinsamer Erregung gingen von den Sinistrals aus, den fünf Epizentren, kreuzten sich und zeichneten kryptische Muster in die Psychosphäre. In Tar Wedge und Badside und Ketch Heath quirlte Luft, als die Doppelgestalten wie an Schnüren gezogen quer über die Stadt nach Ludmead strebten.

 
KAPITEL 6
     
     
    »Erschreckt nicht über meinen Avatar«, lispelte der seines Gehirns beraubte Untote, während sein Blick aus den verstört aufgerissenen Augen über Isaac und die anderen hinweg ins Leere ging. »Ich vermag keine Stimme zu synthetisieren, deshalb bediene ich mich dieses abgelegten Körpers, der im Fluss trieb, um mit Blutleben zu kommunizieren. Das«, er deutete nach hinten, auf den Giganten aus Schrott, »bin ich. Dies«, er streichelte seinen von Zuckungen geschüttelten Kadaver, »ist mir Hand und Zunge. Ohne das alte Cerebellum, das den Körper mit widersprüchlichen Impulsen verwirrte,

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