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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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des Konstrukt Konzils beschäftigten ihn, gingen ihm wieder und wieder durch den Sinn.
    »Du kannst nicht alles, was du mit dir führst, sicher verstecken, dar Grimnebulin«, hatte der Avatar gesagt. »Lass in Zukunft nicht deine kostbaren Besitztümer neben den Bahngleisen liegen.
    Bring deine Krisismaschine zu mir«, hatte er gesagt, »zur Aufbewahrung.«

 
KAPITEL 8
     
     
    »Da sind ein Herr und ein – ein Knabe, die sie sprechen möchten, Herr Bürgermeister«, meldete Davinia durch das Sprachrohr. »Der Herr bat mich, Ihnen zu sagen, Mr. Rescue hätte ihn geschickt, wegen der – Installationen in der Abteilung F&E.« Sie stockte bei dem offensichtlichen Geheimcode.
    Rudgutter erkannte die mit den Handlingern abgesprochene Losung. »Schicken Sie sie herein.«
    Er konnte nicht still sitzen, rutschte in seinem Sessel hin und her. Die schweren Flügeltüren des Lemquist Rooms öffneten sich gravitätisch, und ein breitschultriger junger Mann stolperte hindurch, der einen verängstigt aussehenden Jungen an der Hand führte. Der Junge war in Lumpen gehüllt, wie eben erst aus der Gosse geholt. An einem Arm hatte er eine große Schwellung, mit einem schmutzigen Verband umwickelt. Der Mann war gut gekleidet, aber nach einer seltsamen Mode, zum Beispiel trug er eine weite Pluderhose, ähnlich denen der Khepri. Er sah eigenartig weiblich darin aus, trotz seines muskulösen Körperbaus.
    Rudgutter musterte ihn mit einem müden, schlecht gelaunten Blick.
    »Setzt euch.« Er schwenkte eine dicke Aktenmappe in Richtung des ungewöhnlichen Paares, dann sprach er weiter, schnell, abgehackt. »Ein unidentifizierter kopfloser Leichnam, an einen kopflosen Hund geschnallt, beide komplett mit toten Handlingern. Ein Paar Handlingerwirte, Rücken an Rücken, beide nicht bei Verstand. Ein …«, er schaute auf den Milizrapport, »ein Vodyanoi mit tiefen Wunden, und eine junge Menschenfrau. Es ist uns gelungen, die Handlinger zu extrahieren – die Wirte starben, eines echten, biologischen Todes, nicht diese lächerliche halbe Sache – und wir boten ihnen neue Wirtskörper an, sperrten sie mit zwei Hunden in einen Zwinger, aber sie rührten sich nicht. Es ist so, wie wir dachten. Mit dem Wirt saugen die Falter auch den Handlinger aus.«
    Er lehnte sich zurück und betrachtete die beiden verstört aussehenden Gestalten vor ihm.
    »Also …«, meinte er gedehnt, nach einer Weile abwartenden Schweigens, »ich bin Bentham Rudgutter. Wie wär’s, wenn ihr mir verratet, wer ihr seid – und wo MontJohn Rescue steckt und was passiert ist.«
     
    In einem Besprechungszimmer hoch oben im Spike schaute Eliza Stem-Fulcher über den Tisch hinweg auf den ihr gegenübersitzenden Kaktusmann. Sein Kopf, ohne Hals aus den Schultern herauswachsend, befand sich hoch über dem ihren. Die Arme lagen bewegungslos auf der Tischplatte, mächtig, klobig, wie junge Baumstämme. Seine Haut war von hunderttausend Kratzern und Schmarren gezeichnet, in dem pflanzlichen Gewebe zu knotigen Wülsten vernarbt.
    Der Kaktus rasierte seine Stacheln nach einem System. An den Innenseiten von Armen und Beinen, den Handflächen, allen Stellen, wo Fleisch gegen Fleisch drückte oder rieb, hatte er die kleinen Stacheln ausgezupft. An der Halsseite war vom Frühling eine kecke rote Blüte übrig geblieben. Wachstumsknoten sprossen an Schultern und Brust.
    Er wartete schweigend darauf, dass Stem-Fulcher das Wort ergriff.
    »Aus unseren Informationen«, sagte sie bedachtsam, »geht hervor, dass Ihre Fußpatrouillen gestern Nacht erfolglos gewesen sind. Wie die unseren auch, sei der Vollständigkeit halber hinzugefügt. Es bleibt noch zu verifizieren, doch allem Anschein nach hat es einen Kontakt zwischen den Gierfaltern und einer kleinen Luftaufklärungseinheit von uns gegeben.« Sie blätterte kurz in ihren Berichten. »Immer deutlicher zeichnet sich ab«, fuhr sie fort, »dass es keine Ergebnisse bringt, einfach nur die Stadt zu durchkämmen.
    Nun, aus mehreren Gründen, über die wir bereits gesprochen haben, nicht zuletzt unsere einigermaßen unterschiedlichen Arbeitsweisen, glauben wir nicht, dass es besonders fruchtbar wäre, unsere Patrouillen zu kombinieren. Hingegen erscheint es höchst sinnvoll, unsere Anstrengungen zu koordinieren. Wir halten es daher für vertretbar, für die Dauer dieser gemeinsamen Mission Ihrer Organisation eine rechtlich zulässige Amnestie zu gewähren. In gleicher Weise sind wir bereit, eine zeitlich befristete Öffnung des Luftraums für

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