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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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Reproduktion des Rosettasteins und stellte verschiedenen Hypothesen dazu auf, die sich später allesamt als falsch erwiesen. Doch anders als bei anderen ließChampollions Enthusiasmus nicht nach. Jedoch stellten ihn die politischen Unruhen zu jener Zeit vor Probleme. Er war ein überzeugter Sohn der Französischen Revolution und wurde zum Unterstützer Napoleons, als die Macht des Kaisers bereits im Niedergang begriffen war. Nach der Krönung Ludwigs XVIII. zum französischen König verlor Champollion seine Professorenstelle wegen seiner napoleonischen Einstellung. In den folgenden Jahren litt er unter drückender Armut und schlechter Gesundheit, sodass er sein Interesse am Rosettastein aufgeben musste. Erst im Jahr 1821 wurde Champollion von der Regierung rehabilitiert. Er lebte zu dem Zeitpunkt in Paris und nahm seine Forschungen mit neuer Energie und Entschlossenheit wieder auf.
    Er hatte sich längere Zeit nicht mit Hieroglyphen beschäftig, und ging daher mit einer neuen Sichtweise wieder an die Arbeit. Er hielt es für problematisch, dass die anderen Forscher die Hieroglyphen als einen mathematischen Code betrachteten, den es zu knacken galt. Doch Champollion sprach Dutzende Sprachen und konnte viele tote Sprachen lesen, und er wusste, dass Sprachen sich oft zufällig entwickeln, sich im Lauf der Zeit und durch den Zustrom neuer Gruppen in eine Gesellschaft verändern. Sprachen sind keine mathematischen Formeln, sondern lebendige und sich entwickelnde Organismen. Sie sind komplex. Er hatte eine ganzheitliche Sichtweise auf die Hieroglyphen. Er wollte herausfinden, um welche Art von Schrift es sich handelte – Piktogramme (bei denen tatsächliche Abbildungen der Dinge verwendet werden), Ideogramme (bei denen jedes Bild für einen Begriff steht), ein phonetisches Alphabet oder sogar eine Mischung aus allen dreien.
    Daher tat er etwas, an das seltsamerweise niemand bisher gedacht hatte: Er verglich die Anzahl der Wörter im griechischen und im Hieroglyphen-Abschnitt. Er zählte 486 Wörter im griechischen Text und 1419 hieroglyphische Zeichen. Champollion war davon ausgegangen, dass Hieroglyphen Ideogramme waren, und dass jedes Symbol für einen Begriff oder ein Wort stand. Die unterschiedlichen Zahlen widerlegten diese Vermutung jedoch. Als Nächstes suchte er nach Gruppen aus Hieroglyphen, die Wörter bildeten, kam dabei aber nur auf 180. Es gab keine eindeutige numerische Beziehung zwischen den beiden Texten, was nur den einen Schluss zuließ: Die Hieroglyphenschrift bestand aus Ideogrammen, Piktogrammen und einem phonetischen Alphabet. Damit war sie deutlich komplexer als angenommen worden war.
    Als Nächstes versuchte Champollion etwas scheinbar völlig Verrücktes und Sinnloses: Er nutzte sein Talent für Bilder und verglich die Formen der Buchstaben oder Zeichen im demotischen Text mit denen im Hieroglyphen-Text. Er entdeckte Muster und Übereinstimmungen – eine bestimmte Hieroglyphe, etwa die Darstellung eines Vogels, ähnelte einem demotischen Zeichen, bei dem der Vogel weniger realistisch als abstrakte Form dargestellt war. Mit seinem fotografischen Gedächtnis identifizierte er Hunderte solcher Äquivalenzen zwischen Zeichen, auch wenn er ihre Bedeutung nicht kannte. Es waren nach wie vor nur Bilder.
    Mit diesem Wissen startete er eine Großoffensive. Auf dem Rosettastein untersuchte er die Pharaonenkartusche, von der bereits bekannt war, dass sie den Namen Ptolemaios enthielt. Anhand der inzwischen zahlreichen Zeichen, deren Entsprechungen in Demotisch und Hieroglyphen er kannte, extrapolierte er das Aussehen der Hieroglyphen-Version des Namens Ptolemaios aus den demotischen Zeichen. Zu seiner Überraschung und Freude fand er tatsächlich ein solches Wort – und entzifferte damit als Erster eine Hieroglyphe. Er wusste, dass der Name wahrscheinlich in phonetischen Buchstaben geschrieben war (wie alle ausländischen Namen), leitete daraus die Lautentsprechungen für Ptolemaios im Demotischen und in Hieroglyphen ab und identifizierte so die Buchstaben P, T und L. Mithilfe dieser Buchstaben fand er eine weitere Kartusche in einem Papyrusdokument, die seiner Meinung nach den Namen Cleopatra enthielt, und fügte seinem Repertoire damit zwei weitere Buchstaben hinzu. Doch in den Namen Ptolemaios und Cleopatra wurden unterschiedliche Buchstaben für »T« verwendet. Champollion ließ sich dadurch aber nicht beirren, sondern er erkannte, dass es sich dabei um Homophone handeln musste – wie bei dem f -Laut

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