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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Zu spät bemerkte er, daß sie kurz und hastig atmete und ihn ansah, als ob sie halb erwartete, daß er sich auf sie stürzen, ihr die Kleider vom Leib reißen und sie vergewaltigen würde. Sehr leise und sehr vorsichtig sagte er: »Haben Sie Angst vor mir, Julie?«
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete Julie kurz, doch im gleichen Moment merkte sie, daß das eine Lüge war. Zu Beginn hatte sie instinktiv geahnt, daß dieser Kuß für ihn sehr viel bedeutete, und das hatte sie ihm gerne gewährt. Doch jetzt, da ihr Verstand eben diesen Kuß als Forderung nach viel, viel mehr erkannte, hatte sie Angst. Weil sie genau das gleiche wollte. Sie wollte seine Hände auf ihrer nackten Haut spüren und seinen Körper an und in ihrem. Doch während der Sekunden, in denen sie schwieg, hatte sich seine Leidenschaft offensichtlich in Ärger verwandelt, denn seine Stimme klang nicht mehr freundlich oder gar sanft, sondern kühl, kurzangebunden und hart. »Wenn Sie keine Angst haben, was stört Sie dann? Oder ist es so, daß Sie einem entflohenen Sträfling zwar etwas Trost spenden, ihn aber ja nicht zu nahe kommen lassen wollen? Ist es das?«
    Aus Verärgerung über seine eingleisige Logik und ihre eigene Dummheit, überhaupt soweit gegangen zu sein, hätte Julie am liebsten mit dem Fuß auf den Boden gestampft. »Es ist nicht Abscheu oder Ekel, falls Sie das meinen.«
    Seine Stimme wurde schleppend. »Was ist es dann, oder sollte ich lieber nicht fragen?«
    »Sie sollten es wissen, ohne fragen zu müssen!« sagte sie, strich sich das Haar aus der Stirn und blickte sich unsicher nach irgend etwas um, suchte nach einer Möglichkeit, etwas Ordnung in eine Welt zu bringen, über die sie so völlig jegliche Kontrolle verloren hatte. »Ich bin schließlich kein Tier«, begann sie. Ihr Blick fiel auf ein Bild an der Wand neben ihr, das um den Bruchteil eines Zentimeters schief hing, und sie drehte sich um, um es zurechtzurücken.
    »Und für was halten Sie mich? Für eine wilde Bestie? Ist es das?«
    Von seinen Fragen in die Enge getrieben und durch seine Nähe verunsichert, blickte sie über seine Schulter und entdeckte ein auf dem Boden liegendes Sofakissen. »Ich halte Sie«, sagte Sie geradeheraus, während sie zu dem Kissen hinging, »für einen Mann, der fünf lange Jahre keine Frau gehabt hat.«
    »Das stimmt. Na und?«
    Sie legte das Kissen auf seinen Platz an der Sofalehne und fühlte sich etwas sicherer, da jetzt ein gewisser Abstand zwischen ihnen lag. »Und deshalb«, erklärte sie und brachte tatsächlich ein unpersönliches Lächeln zustande, »kann ich verstehen, daß jede Frau Ihnen als ... als ...«
    Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen, und seine Augen blickten unheilvoll, so daß sie sich hastig hinabbeugte und anfing, die anderen Kissen auf dem Sofa neu zu arrangieren. Dann fuhr sie mit ihrer Erklärung fort. »Nachdem Sie so lange im Gefängnis waren, ist jede Frau für Sie wie -ein Festessen für einen ausgehungerten Mann. Jede Frau«, betonte sie. »Ich meine, ich hatte nichts dagegen, daß Sie mich küssen, wenn Ihnen das geholfen hat, sich, nun ... besser zu fühlen.«
    Zack empfand die Erniedrigung, als ihm klar wurde, daß sie ihn für eine Art wildes Tier hielt, dem man ein paar Krumen menschliches Mitgefühl hinwarf, für einen ausgehungerten Bettler, dem sie zögernd einen kleinen Kuß zugestanden hatte. »Wie großzügig Sie sind, Miß Mathison«, spottete er und fuhr absichtlich grob fort: »Sie haben sich zweimal für mich geopfert. Aber entgegen Ihrer Meinung ist sogar ein Tier wie ich in der Lage, sich zu beherrschen und darüber hinaus kritisch zu urteilen. Kurz gesagt, Julie: Sie mögen sich für ein >Festessen< halten, doch dieser spezielle Mann, und mag er noch so ausgehungert sein, kann durchaus auf Sie verzichten.«
    Seine impulsive Verärgerung erschien Julie in ihrer momentanen Aufregung völlig unverständlich. Sie trat ein paar Schritte zurück und verschränkte die Arme, als wolle sie sich gegen die Verwundungen schützen, die er ihren aufgewühlten Gefühlen absichtlich beibrachte.
    Zack konnte alles in ihren ausdrucksvollen Augen lesen; zufrieden, den größtmöglichen Schaden angerichtet zu haben, machte er auf dem Absatz kehrt und ging zu einem Schrank neben dem Fernseher hinüber, wo er die Rückenschilder der zahlreichen Videokassetten zu studieren begann, die darin aufbewahrt wurden.
    Julie wußte, daß der

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