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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Zack tatsächlich das Gefühl, mit einem makabren Fluch behaftet zu sein, der allen, die ihm nahestanden, einen frühen Tod bescherte. Trotz seiner Verzweiflung war Zack sich bewußt, daß solche Gedanken gefährlich und verrückt waren. Aber andererseits hatte er gleichzeitig das Gefühl, seine Vernunft, sein Bezug zur Realität, nehme zusehends ab.
    Das kleine Bündel Kleider in der Hand, die sie gerade aus dem Trockner genommen hatte, lief Julie barfuß und mit nassen Haaren durch den leeren Wohnraum zu dem Zimmer, wo sie eine fast schlaflose Nacht verbracht hatte. Es war elf Uhr vormittags, und aus dem Geräusch laufenden Wassers im Nebenraum schloß sie, daß auch Zack lang geschlafen hatte und jetzt eben duschte.
    Sie blinzelte gegen einen pochenden Kopfschmerz an, fönte lustlos ihr Haar, bürstete es und schlüpfte in die Jeans und den Pullover, die sie vor drei Tagen auf ihrer Fahrt nach Amarillo getragen hatte. Seit jenem Morgen schienen Wochen vergangen, denn dieser Tag war der letzte gewesen, an dem alles normal verlief. Jetzt war überhaupt nichts mehr normal, am allerwenigsten ihr Gefühlsleben. Ein entflohener Sträfling hatte sie als Geisel genommen - ein Erlebnis, das jede normale, ordentliche, ehrliche Frau veranlaßt hätte, ihren Entführer zu hassen und alles, was er darstellte, zutiefst abzulehnen. Jede andere tugendhafte, respektable sechsundzwanzigjährige Frau hätte Zachary Benedict nach Kräften bekämpft und gleichzeitig versucht, seine Pläne zu vereiteln, aus seiner Gewalt zu entkommen und dafür zu sorgen, daß er wieder ergriffen und ins Gefängnis zurückgebracht wurde, wo er schließlich hingehörte! Genau das hätte eine gute, anständige, gottesfürchtige junge Frau getan.
    Und genau das war es nicht, was Julie Mathison getan hatte, dachte Julie bitter und von sich selbst angeekelt. Statt dessen hatte sie zugelassen, daß ihr Entführer sie küßte und berührte; schlimmer noch, sie hatte es genossen. Gestern abend hatte sie sich vorgemacht, daß sie schließlich nur einen unglücklichen Mann habe trösten wollen, daß sie lediglich so nett und fürsorglich gewesen war, wie man es ihr beigebracht hatte. Doch bei Tageslicht betrachtet, sah die Sache anders aus; sie wußte jetzt, daß sie sich nur selbst belogen hatte. Wäre Zachary Benedict ein häßlicher alter Mann gewesen, hätte sie sich nicht in seine Arme geworfen und ihr möglichstes getan, seine Traurigkeit wegzu küssen. Und sie wäre auch nicht so erpicht darauf gewesen, an seine Unschuld zu glauben! In Wahrheit hatte sie Zachary Benedicts lächerlichen Unschuldsbeteuerungen doch nur geglaubt, weil sie ihm glauben wollte, und dann hatte sie ihn »getröstet«, weil sie sich ekelhafterweise zu ihm hingezogen fühlte. Anstatt zu fliehen und für seine Verhaftung zu sorgen, hatte sie gestern früh auf dem Rastplatz im Schnee gelegen und ihn geküßt - und die sehr wahrscheinliche Möglichkeit ignoriert, daß der Fernfahrer mit Namen Pete bei einem Kampf kaum in Gefahr gewesen wäre.
    In Keaton hatte sie die Annäherungsversuche guter, ehrlicher Männer abgewiesen und sich dabei noch stolz gefühlt, weil sie dem hohen moralischen Standard ihrer Adoptiveltern so gerecht wurde. Jetzt jedoch erkannte sie die nackte, schmerzhafte Wahrheit: Zu keinem dieser aufrichtigen Männer hatte sie sich jemals hingezogen gefühlt, und jetzt kannte sie auch den Grund dafür: Nur ihresgleichen, nur gesellschaftliche Außenseiter wie Zack Benedict reizten sie. Anständigkeit und Ehrbarkeit turnten sie nicht an; Gewalt und Gefahr und verbotene Leidenschaft aber taten es ganz offensichtlich.
    Die nackte, ekelerregende Wahrheit war, daß Julie Mathison nach außen hin zwar ehrbar und anständig scheinen mochte, in ihrem Herzen aber noch immer Julie Smith war, das Straßenkind unbekannter Herkunft. Damals hatte ihr das gesellschaftliche Ethos nichts bedeutet, und offenbar war das auch jetzt der Fall. Mrs. Borowski, die Leiterin des LaSalle-Waisenhauses, hatte letztlich doch recht behalten. Julie warf die Haarbürste ärgerlich auf das Bett, während sie im Geist das unfreundliche, verächtlich verzerrte Gesicht der Frau vor sich sah und ihre eisige Stimme hörte: »Eine Katze kann das Mausen nicht lassen, und das gilt auch für dich, Julie Smith. Es mag dir gelungen sein, diese hochnäsige Psychiaterin hinters Licht zu führen, aber mich kannst du nicht täuschen. Du hast einen schlechten Charakter, genauso wie die in dem Film, den wir vorhin im

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