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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Fernsehen gesehen haben ... Aus der wird nie etwas Gescheites werden, denk an meine Worte ... Aus einem Stück Schweinsleder läßt sich kein Seidenschal hersteilen, und genau das bist du - ein Stück Schweinsleder: Gleich und gleich gesellt sich gern, und deshalb hängst du die ganze Zeit mit dreckigen Gassenkindern herum. Sie sind genau wie du ... NICHTS WERT.«
    Julie preßte die Augen zusammen, um die schmerzlichen Erinnerungen auszuschalten und sich auf den freundlichen Mann zu konzentrieren, der sie adoptiert hatte. »Du bist ein gutes Mädchen, Julie«, flüsterte er ihr jetzt zu, wie er es oft getan hatte, als seine Familie sie aufgenommen hatte. »Ein gutes, liebenswertes kleines Mädchen. Und eines Tages wirst du eine gute junge Frau sein. Eines Tages wirst du einen guten, gottesfürchtigen Mann heiraten, und dann wirst du eine wunderbare Frau und Mutter sein, so wie du jetzt eine wunderbare Tochter bist.«
    Erschüttert über sein ungerechtfertigtes Vertrauen in sie, stützte Julie ihre Arme auf die Frisierkommode und ließ den Kopf hängen. »Du hast dich geirrt ...«, flüsterte sie gebrochen. Sie kannte jetzt die häßliche Wahrheit: Sie fühlte sich zu guten, gottesfürchtigen Männern einfach nicht hingezogen, nicht einmal zu so gutaussehenden wie Greg Howley. Statt dessen zogen Männer wie Zack Benedict sie an, der sie vom ersten Augenblick an fasziniert hatte. Die grausame Wahrheit war, daß sie gestern abend mit ihm hatte schlafen wollen, und er hatte es bemerkt. Gleich und gleich gesellt sich gem. Und das war auch der wahre Grund, warum er so ärgerlich und böse geworden war, als sie das Liebesspiel unterbrach - er verachtete ihre Feigheit. Sie hatte von dem Moment an mit ihm ins Bett gehen wollen, in dem er anfing, sie zu küssen und zu berühren.
    Die Katze läßt das Mausen nicht. Mrs. Borowski hatte recht gehabt.
    Doch plötzlich fiel Julie wieder ein, daß Reverend Mathison dem widersprochen hatte. Als sie ihm gegenüber dieses Sprichwort erwähnte, hatte er nur leicht den Kopf geschüttelt und gesagt: »Tiere können sich nicht ändern, aber Menschen können es, Julie! Deshalb hat der Herr uns Verstand und einen freien Willen gegeben. Wenn du ein gutes kleines Mädchen sein willst, mußt du nichts weiter tun, als eben das zu sein. Entscheide dich einfach und verhalte dich dementsprechend!«
    Entscheide dich, Julie ...
    Langsam hob Julie den Kopf und starrte auf ihr Spiegelbild, während in ihrem Inneren eine neue Stärke, eine neue Kraft wuchs. Noch hatte sie nichts wirklich Unentschuldbares getan. Noch nicht.
    Und bevor sie etwas tat, was sich nicht wiedergutmachen ließ, würde sie sich aus Zachary Benedicts Anziehungskraft lösen! Heute. Sie mußte noch heute weg, so schnell wie möglich, bevor ihr schwacher Wille und ihr wankelmütiges Anstandsgefühl Zachary Benedicts gefährlichem Einfluß völlig erlagen. Wenn sie blieb, würde sie wahrhaftig seine Komplizin werden, und wenn das geschah, wäre ihr Sturz endgültig. Mit fast hysterischer Entschlossenheit gelobte Julie sich, noch heute zu entkommen.
    Sie ging zum Schlafzimmerfenster hinüber, zog die Vorhänge zurück und blickte in einen grauen, unheilverkündenden Morgen. Am Himmel ballten sich dicke Schneewolken, und ein eisiger Wind brauste durch die Kiefern und rüttelte an den Fensterläden. Als sie so dastand und im Geiste den Weg zurückverfolgte, den sie heraufgekommen waren, fielen die ersten Schneeflocken, und sie verzog das Gesicht. In den letzten beiden Tagen hatte sie so viel Schnee gesehen, daß es ihr für den Rest ihres Lebens reichte! Zwanzig Meter entfernt hatte jemand an einem Baum ein großes rundes Außenthermometer befestigt; es zeigte minus fünf Grad Celsius, doch dabei war der eisige Wind noch nicht berücksichtigt, der die Temperatur wohl auf minus fünfzehn bis zwanzig Grad sinken ließ.
    Überrascht hob sie den Kopf, als sie Radioklänge hörte. Der Mann, der für all ihr Elend verantwortlich war, hatte sich inzwischen offenbar angezogen und hielt sich im Wohnraum auf. Sie nahm an, daß er auf die nächste Nachrichtensendung wartete.
    Eine Minute lang spielte sie mit dem Gedanken, sich in diesem freundlichen warmen Raum einzuschließen, bis er seine Flucht endlich fortsetzen würde, doch das wäre ungeschickt und unpraktisch gewesen. Sie müßte nach wie vor essen, und selbst wenn sie die Tür verbarrikadierte, könnte er immer noch durch das Fenster eindringen. Und außer-dem: Je länger sie bei ihm blieb,

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