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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Folglich lächelte sie, nickte, stieß sich von der Wand ab und wechselte in einen munteren Tennisjargon über: »Ich denke, der letzte Punkt, den du eben gemacht hast, bedeutet Spiel, Satz und Sieg. Und ich gestehe dir diesen verbalen Sieg genauso zu wie all die anderen.«
    Trotz ihrer scheinbaren Ungezwungenheit hatte Zack den unbestimmten Eindruck, ihre Gefühle verletzt zu haben. Hinter ihr verließ er das Schlafzimmer und trat neben sie an den Dielenschrank, wo sie gerade in den Schneeanzug schlüpfte, den sie gestern angehabt hatte. »An diesen Anzug hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht«, erklärte sie. »Darunter sind die Sachen recht gut geschützt. Ich habe dir den anderen aus meinem Schrank geholt«, fügte sie hinzu und deutete mit dem Kopf auf den größeren Schneeanzug, den sie an die Tür gehängt hatte.
    Während er ihn anzog, kam Zack zu dem Schluß, daß ihre Unterhaltung von vorhin noch einiger zusätzlicher Erklärungen bedürfe. »Schau«, sagte er mit ruhigem Emst, »ich will nicht mit dir streiten; das ist das letzte auf der Welt, was ich möchte. Und ich will auch nicht mit dir über meine Zukunftspläne oder meine momentanen Sorgen reden. Ich tue mein möglichstes, um sie zu verdrängen, und ich möchte nichts anderes, als das unerwartete Geschenk deiner Anwesenheit hier zu genießen. Bitte versuche, das zu verstehen. Die nächsten paar Tage hier in diesem Haus mit dir sind höchstwahrscheinlich die letzten >normalen< Tage in meinem Leben. Nicht, daß ich wirklich wüßte, was eigentlich >normal< wäre«, fügte er unverblümt hinzu. »Aber im Grunde geht es doch nur um eines: Obwohl wir beide wissen, daß das hier nur ein Traum ist, der ganz abrupt enden wird, würde ich so gerne daran festhalten. Ich würde so gerne Stunden hier mit dir verbringen, an die ich mich immer erinnern und von denen ich zehren kann. Ich will sie nicht dadurch verderben, daß ich an die Zukunft denke. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
    Julie verbarg das Mitgefühl und die Trauer, die seine Worte in ihr hervorriefen, hinter einem warmen Lächeln und nickte. »Darf ich wenigstens fragen, wie lange wir hier zusammen sein werden?«
    »Ich - ich habe mich noch nicht entschieden. Aber nicht länger als eine Woche.«
    Sie gab sich alle erdenkliche Mühe, nicht daran zu denken, wie wenig Zeit das war, und beschloß, genau das zu tun, worum er sie gebeten hatte. Doch vorher mußte sie noch die Frage loswerden, die sie seit ihrem Gespräch im Schlafzimmer beschäftigte. »Bevor wir das Thema endgültig fallenlassen, gibt es noch etwas, was ich dich fragen, ich meine -wirklich klären muß.«
    Zack sah zu, wie ihr eine bezaubernde Röte ins Gesicht stieg. Sie senkte hastig den Kopf und konzentrierte sich mit auffälligem Eifer darauf, ihre Haare unter eine blaue Strickmütze zu stecken. »Du hast gesagt, daß ich der Polizei alles erzählen soll. Aber du erwartest doch nicht wirklich, daß ich ihnen erzählen soll, daß wir ... du ... ich ...«
    »Jetzt hast du alle Pronomina aufgezählt«, neckte Zack sie, der genau wußte, worauf sie hinauswollte, »kannst du mir vielleicht auch ein Verb dazu nennen?«
    Sie zog ihre Handschuhe an, stemmte die Hände in die Taille und schickte ihm einen strafenden Blick. »Sie sind einfach widerlich zungenfertig, Mister Benedict.«
    »Anders kann man es mit Ihnen ja nicht aufnehmen, Miß Mathison.«
    Sie schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf und ging zur Hintertür. Zack, der sein schlechtes Timing, wenn auch nicht seine Antwort bereute, holte sie gerade ein, als sie ins Freie trat. Der Himmel war klar, wolkenlos blau, und es war kalt, aber erträglich; die Welt draußen sah aus wie eine arktische Bilderbuchlandschaft mit hohen Schneebergen. »Ich wollte deine letzte Frage nicht leichtfertig abtun«, sagte er, während er die Tür hinter sich schloß, seine Handschuhe anzog und vorsichtig einem von Windböen geschaffenen Pfad folgte, neben dem sich meterhohe Schneeberge türmten. Sie drehte sich um, wartete, bis er sie eingeholt hatte, und beim Anblick ihres sonnenbeschienenen Gesichts vergaß er alles, was er hatte sagen wollen. Das Haar unter der Wollmütze versteckt und bis auf einen Hauch Lippenstift völlig ungeschminkt, sah sie aus wie ein Engel - mit porzellanzarter Haut, riesigen saphirblauen Augen mit dunklen, dichten Wimpern und wunderbar geschwungenen Brauen. »Natürlich hatte ich nicht gemeint, daß du ihnen von dir aus erzählst, daß wir miteinander

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