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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Scotch holen?« fragte Julie und lachte nervös.
    Das Glas auf halbem Wege zum Mund, hielt Zack inne. Erst jetzt wurde ihm klar, daß sie tatsächlich vorgehabt hatte, ihm möglichst viel Wein einzuflößen, und daß sie ihn schon die ganze Zeit über so seltsam durchdringend angesehen hatte.
    »Meinst du, daß ich ihn brauche?«
    »Ich weiß nicht.«
    Mit einem unguten Vorgefühl beobachtete er, wie sie ihre Position änderte und sich so hinsetzte, daß sie ihm voll ins Gesicht sehen konnte. Ihre Eröffnungsfrage schien recht unschuldig und sogar amüsant: »Zack, würdest du nicht sagen, daß ich eine musterhafte Geisel bin?«
    »Eine vorbildliche«, stimmte er vorsichtig lächelnd zu.
    »Und würdest du nicht auch sagen, daß ich gehorsam, kooperativ, gefällig und ordentlich gewesen bin - und daß ich darüber hinaus mehr als meinen gerechten Anteil am Küchendienst erledigt habe?«
    »Ja, bis auf das >gehorsam< stimmt alles.«
    Darüber mußte sie lachen. »Und findest du nicht auch,
    daß ich als vorbildliche Geisel Anspruch auf ... nun ... auf einige Privilegien habe?«
    »Woran denkst du?«
    »An Antworten auf ein paar Fragen.«
    Julie sah, wie sein Gesichtsausdruck wachsam wurde.
    »Möglicherweise. Hängt von den Fragen ab.«
    Durch seine wenig ermutigende Antwort etwas verunsichert, gab Julie dennoch nicht auf: »Du hast doch vor, den wirklichen Mörder deiner Frau zu finden, oder?«
    »Stell eine andere Frage«, sagte er kurz.
    »Okay. Hast du irgendeine Vorstellung, wer der wirkliche Mörder sein könnte?«
    »Versuch's mit einem anderen Thema.«
    Seine Ablehnung tat ihr weh. Nicht nur weil sie ihn liebte, sondern auch weil Julie ehrlich glaubte, ein Anrecht darauf zu haben, daß er ihre Fragen beantwortete. Sie bemühte sich, ruhig und ernst zu reden: »Bitte fertige mich nicht so ab.«
    »Dann wähle du bitte ein anderes Thema.«
    »Würdest du aufhören, so schnodderig zu reagieren und mir bitte zuhören? Versuch doch zu verstehen - als dein Prozeß stattfand, war ich zu einem Studienaufenthalt im Ausland. Ich weiß nicht einmal genau, was passiert ist, und ich würde es sehr gerne wissen.«
    »Es steht alles in den Zeitungen. Wenn du wieder daheim bist, kannst du in die Bibliothek gehen und alles nachlesen.«
    Sarkasmus war etwas, was Julie nicht ausstehen konnte. »Ich will nicht lesen, was die Zeitungen geschrieben haben, verdammt noch mal! Ich will deine Version hören. Ich muß wissen, was damals geschehen ist - und zwar von dir.«
    »Da hast du Pech.« Er stand auf, stellte sein Glas ab und hielt ihr seine Hand hin.
    Julie stand ebenfalls auf und legte, da sie es für eine Geste der Versöhnung hielt, automatisch ihre Hand in seine.
    »Laß uns ins Bett gehen.«
    Verletzt und gekränkt riß sie ihre Hand zurück. »Nein! Das, worum ich dich bitte, ist verdammt wenig, verglichen mit dem, was du von mir verlangt hast, seit wir uns getroffen haben. Und das weißt du auch ganz genau!«
    »Ich werde diesen Tag nicht noch einmal minutiös durchgehen, weder für dich noch für irgend jemand anderen«, schnappte er. »Ich habe es viele hundert Male erzählt, der Polizei und meinen Anwälten. Es ist vorbei. Endgültig abgeschlossen.«
    »Aber ich möchte dir helfen. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Dein Blickpunkt und deine Erinnerungen könnten sich verändert haben. Ich habe gedacht, wir fangen damit an, daß du eine Liste erstellst, auf der die Namen von allen stehen, die an dem Tag, an dem der Mord passiert ist, am Schauplatz waren, und du könntest mir dann von jedem einzelnen berichten. Ich bin völlig unvoreingenommen, deshalb sehe ich alles mit anderen Augen. Vielleicht fällt mir etwas auf, was du bisher übersehen hast...«
    Sein sarkastisches Lachen unterbrach sie. »Wie willst denn ausgerechnet du mir helfen?«
    »Ich könnte es versuchen!«
    »Das ist doch lächerlich. Ich habe mehr als zwei Millionen Dollar für Anwälte und Privatdetektive ausgegeben, und keinem ist es gelungen, auch nur einen einzigen zweiten Verdächtigen zu finden.«
    »Aber ...«
    »Hör auf, Julie!«
    »Ich werde nicht aufhören! Ich habe ein Recht auf eine Erklärung!«
    »Du hast überhaupt kein Recht auf irgend etwas«, knurrte Zack. »Außerdem - ich brauche deine Hilfe nicht und lege auch keinerlei Wert darauf.«
    Julie fuhr zusammen, als habe er sie geschlagen, doch sie schaffte es, ihre Wut und ihre Verletztheit zu verbergen. »Ich verstehe.« Und sie verstand es auch - sie erkannte jetzt, daß er

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