Perfekt
sämtliche Fingerabdrücke von dem Gewehr entfernt, bevor es auf den Tisch gelegt wurde«, erinnerte er sie. »Dieser Tatsache habe ich es unter anderem ja auch zu verdanken, daß sie mich ins Gefängnis geschickt haben.«
»Aber selbst wenn sie glauben, daß du das Gewehr abgewischt hast - sie können dich doch nicht für so dumm halten, daß du dann trotzdem einen Fingerabdruck darauf hinterläßt.«
»Es war auch kein richtiger Fingerabdruck, sondern nur ein sehr verwischter von meinem Zeigefinger, und er befand sich ganz am Ende des Laufes. Der Staatsanwalt konnte die Geschworenen davon überzeugen, daß ich diesen Teil der Waffe übersehen hatte, als ich sie abwischte.«
»Aber«, überlegte sie weiter, »in Wahrheit kam der Fingerabdruck zustande, als du das Gewehr ein Stückchen zur Seite geschoben hast, damit es nicht im Blickfeld der Kamera lag.«
Das war keine Frage, sie wiederholte lediglich das, was er ihr erzählt hatte, und sie tat es so, als sei es eine erwiesene Tatsache. Zack bewunderte das Vertrauen, das sie in ihn setzte. »Es hätte aber auch nichts genutzt, wenn niemand das Gewehr gesäubert oder wenn man darauf keine Fingerabdrücke von mir gefunden hätte. Sie hätten dann einfach gesagt, ich hätte Handschuhe getragen. Wenn ich es mir während der letzten Szene nicht anders überlegt hätte und Austin anstelle von Rachel erschossen worden wäre, hätten sie mich trotzdem für schuldig befunden. Weil es nämlich leider Gottes eine unumstößliche Tatsache war und ist, daß ich derjenige war, der ein echtes Motiv hatte, Austin oder Rachel umzubringen.« Zack bemerkte, wie sehr Julie sich anstrengte, ihre Sympathie und ihren Zorn nicht zu deutlich sichtbar werden zu lassen, und versuchte zuversichtlich zu lächeln, während er fortfuhr: »Genug Frustrierendes für heute? Können wir jetzt bitte aufhören und wenigstens den Rest des Tages genießen? Es ist schon fünf Uhr vorbei.«
»Ich weiß«, sagte Julie gedankenverloren. Sie hatte sämtliche Karteikarten auf dem Couchtisch ausgebreitet; die unterste Reihe, ihr am nächsten gelegen, bildeten die vier Karten, die den Leuten zugeordnet waren, zu denen sie noch Fragen hatte - weil sie sie für besonders verdächtig hielt. »Nur noch ein paar Minuten«, bat sie, und als er seinen Mund öffnete, um zu widersprechen, fügte sie flehend hinzu: »Zack, eine von diesen Karten hier auf dem Tisch trägt den Namen desjenigen, der den Mord begangen und dann untätig zugesehen hat, daß du dafür ins Gefängnis geschickt wurdest!«
Zack war sich dessen sehr wohl bewußt; also unterdrückte er seine Ungeduld und wartete geduldig darauf, was sie weiter sagen würde.
»Über Diana Copeland bin ich mir nicht ganz im klaren«, setzte Julie an, während sie gedankenversunken an ihm vorbei ins Leere starrte. »Ich glaube, sie war in dich verliebt.«
»Wie in Gottes Namen kommst du denn auf den Gedanken?« erwiderte er, halb amüsiert, halb verwundert.
»Das ist doch ziemlich offensichtlich.« Sie stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn auf ihre Hände und erklärte: »Du hast gesagt, daß sie am Morgen des Unglückstages nach Los Angeles hätte zurückfliegen sollen, daß sie aber statt dessen in Dallas geblieben und zum Drehort hinausgekommen ist. Sie selbst hat dir erklärt, daß sie dageblieben ist, weil sie gehört hätte, was am vorhergehenden Abend im Hotel passiert wäre, und weil sie dasein wollte, um dir, falls nötig, beistehen zu können. Ich glaube, sie war in dich verliebt und hat deshalb beschlossen, Rachel umzubringen.«
»Und dann läßt sie den Mann, den sie angeblich liebt, dafür ins Gefängnis wandern? Das scheint mir doch recht unwahrscheinlich«, spottete er. »Außerdem konnte Diana beim besten Willen nicht ahnen, daß ich vorhatte, Tony anstelle von Diana den Schuß abfeuern zu lassen. Und darüber hinaus bist du hoffnungslos naiv, was Liebe und Hollywood-Beziehungen angeht. In Wahrheit ist es nämlich so, daß jede Schauspielerin unentwegt die Bestätigung braucht, von aller Welt geliebt zu werden. Keine Schauspielerin verliebt sich einfach so mir nichts, dir nichts und gibt für irgendeinen Mann alles auf, geschweige denn, daß sie aus Liebe einen Mord begeht. Das einzige, was sie interessiert, ist das, was in einer Beziehung für sie rausspringt. Alle Schauspielerinnen sind unheimlich ehrgeizig und durch und durch egoistisch.«
»Ich bin sicher, es gibt Ausnahmen.«
»Mir persönlich ist keine bekannt«,
Weitere Kostenlose Bücher