Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
Eltern und Brüder sind auf die Antworten bestimmt genauso gespannt wie Sie, und sie haben ein größeres Recht darauf als Sie. Wenn Sie also keine weiteren Einwände haben, hätte ich gerne, daß sie bei der Befragung jetzt anwesend sind.«
    »Und wenn ich etwas dagegen habe?« Seine hochgewachsene Erscheinung und das dunkle Haar erinnerten sie schmerzlich an Zack, und nach der anstrengenden Autofahrt war ihre Widerstandskraft erlahmt. Infolgedessen fiel das erschöpfte Lächeln, das sie ihm zuwarf, persönlicher aus als beabsichtigt. »Bitte versuchen Sie, nichts dagegen zu haben. Ich bin erschöpft und habe wirklich keine Lust, mich mit Ihnen zu streiten.«
    »Ich denke, Ihre Angehörigen können zuhören«, gab er nach und machte seinem mißbilligend blickenden Kollegen gegenüber eine beschwichtigende Geste. Julie merkte davon nichts, Ted jedoch und auch Carl sahen es.
    »Nun gut, Miß Mathison«, sagte Agent Ingram ohne weitere Umschweife, sobald sie Platz genommen hatten. »Fangen wir am besten ganz am Anfang an.« Julie fühlte ein wenig Panik in sich aufsteigen, als Richardson in seine Tasche griff, ein Tonbandgerät herausholte und es vor ihr auf den Tisch legte, doch dann erinnerte sie sich daran, daß Zack genau das vorausgesagt hatte.
    »Wo soll ich anfangen?« fragte sie und lächelte dabei dankbar ihre Mutter an, die ihr ein Glas Milch reichte.
    »Wir wissen bereits, daß Sie angeblich nach Amarillo gefahren sind, um den Großvater eines Schülers Ihrer Schule aufzusuchen«, begann Richardson.
    Julie fuhr herum. »Was meinen Sie damit - angeblich?«
    »Kein Grund zur Aufregung«, warf Ingram rasch in einem beruhigenden Tonfall ein. »Sie berichten uns einfach, was passiert ist. Am besten fangen Sie da an, wo Sie Zachary Benedict das erstemal gesehen haben.«
    Julie verschränkte die Arme auf dem Tisch und versuchte, alle Emotionen auszuschalten. »Ich hatte an einer Autobahnraststätte haltgemacht, um einen Kaffee zu trinken. Ich weiß nicht mehr, wie die Raststätte hieß, aber ich würde sie wiedererkennen. Als ich wieder rauskam, schneite es, und ein großer, dunkelhaariger Mann kniete neben einem Reifen meines Autos. Ich hatte einen Platten. Er erbot sich, den Reifen zu wechseln ...«
    »War Ihnen zu diesem Zeitpunkt schon klar, daß er bewaffnet war?«
    »Wenn ich bemerkt hätte, daß er eine Waffe bei sich trug, hätte ich ihm niemals angeboten, ihn ein Stück im Wagen mitzunehmen.«
    »Was hatte er an?« Die Fragen kamen von nun an wie Pistolenschüsse, kurz und hart und knapp, ohne ihr zwischendurch Zeit zum Nachdenken zu lassen, ohne Unterbrechung, Stunde um Stunde ...
    »Miß Mathison, Sie müssen sich doch noch an mehr Einzelheiten erinnern, was die Lage des Hauses angeht, das er als Versteck benutzt hat!« Das war Paul Richardson, der sie die ganze Zeit über beobachtet hatte, als sei sie ein Insekt unter dem Mikroskop eines Forschers. Der autoritäre Tonfall seiner Stimme erinnerte sie unwillkürlich an Zack, wenn er verärgert war, und in ihrem erschöpften Zustand fand sie das sogar direkt angenehm.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß er mir die Augen verbunden hatte. Und, bitte, nennen Sie mich Julie - das ist kürzer als Miß Mathison und spart Zeit.«
    »Während Sie mit Benedict zusammen waren, hatten Sie da Gelegenheit herauszufinden, wo er hinwollte?«
    Julie schüttelte den Kopf. Das hatten sie doch alles schon gefragt. »Er sagte, je weniger ich wüßte, desto sicherer sei es für ihn.«
    »Haben Sie denn versucht herauszufinden, wo er hinwollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. Diese Frage war neu.
    »Bitte antworten Sie laut für das Tonbandgerät.«
    »In Ordnung!« sagte Julie, die auf einmal merkte, daß er ganz und gar nicht wie Zack war - er war jünger und cooler und sah vielleicht sogar besser aus, aber er hatte nichts von Zacks Wärme. »Ich habe ihn nicht gefragt, wo er hinwollte, weil er mir bereits gesagt hatte, daß es um so sicherer für ihn sei, je weniger ich wüßte.«
    »Und Sie wollen, daß er möglichst sicher vor uns ist, nicht wahr?« hakte er nach, ihre Antwort ausnutzend. »Sie wollen nicht, daß er gefaßt wird, wie?«
    Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Richardson wartete, mit der Spitze seines Kugelschreibers auf die Tischplatte klopfend, während Julie aus dem Eßzimmerfenster nach draußen starrte, wo die Reporter den Vorgarten und die Straße bevölkerten. Wogen der Erschöpfung schlugen über ihr zusammen. »Ich habe Ihnen doch schon

Weitere Kostenlose Bücher