Perfekt
immer bekommen könnten -, wenn Sie aber Angst davor hätten, daß die ganze Stadt Sie dafür auslachen würde? Und wenn Sie auch Angst davor hätten, daß Sie es bedauern könnten, wenn Sie es erst einmal haben?«
Diesmal klang Julies Lachen echter als beim letztenmal, und sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine schwierige Frage«, gab sie zu. »Wenn ich ohne diese Sache nicht glücklich wäre, dann würde ich, glaube ich, das Risiko eingehen, damit vielleicht doch glücklich zu werden.«
»Es ist ein Er, kein Es«, gestand Miß Flossie.
Julie hatte das aus der vorausgegangenen Unterhaltung bereits geschlossen. »Und wer ist es?« fragte sie, für den Fall, daß Miß Flossie sich ihr anvertrauen wollte. »Ich meine, wer ist er?«
»Oh, das ist ein Geheimnis.«
Nein, das ist es nicht, dachte Julie traurig. Und dann, weil sie nichts zu verlieren hatte, Flossie aber alles gewinnen konnte, sagte sie: »Ich finde, was Herman Henkleman braucht, ist eine gute Frau, die an ihn glaubt und zu ihm steht und ihm einen Grund gibt, stolz auf sie und auf sich zu sein. Natürlich«, fügte sie hinzu, als Miß Flossie äußerst beschämt dreinblickte, »natürlich wird Herman niemals das Risiko eingehen, die Frau, die er schon immer geliebt hat, zu fragen, ob sie es nicht mit ihm versuchen will. Nicht nach allem, was er in seinem Leben schon vermasselt hat. Die Frau wird den ersten Schritt machen müssen, und das erfordert eine ganze Menge Mut.«
Spontan beugte Julie sich vor und drückte der alten Frau einen Kuß auf die Stirn. »Gute Nacht«, sagte sie. Good-bye, dachte sie. Sechs der acht Tage, die Zack ihr genannt hatte, waren vorüber.
Auf ihrer eigenen Veranda angekommen, suchte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüsselbund, steckte den passenden Schlüssel ins Schloß, ging hinein und schloß die Tür hinter sich. Sie wollte gerade das Licht anknipsen, als eine männliche Stimme sagte: »Machen Sie kein Licht.« Der Schreckensschrei, den sie dabei war auszustoßen, unterblieb, als der Mann weitersprach: »Alles in Ordnung, ich bin ein Freund von Zack.«
»Woher soll ich wissen, ob Sie die Wahrheit sagen?« Ihre Stimme zitterte genauso wie ihre Hände.
»Aus dem einfachen Grund«, entgegnete Dominic Sandini lächelnd, »weil ich hergekommen bin, um nachzusehen, ob es irgend etwas gibt, was Sie daran hindern könnte, plötzlich zu verreisen - sofern Sie das Vorhaben.«
»Verdammt, Sie haben mir einen Mordsschrecken eingejagt!« sagte Julie halb verärgert und halb lachend, aber definitiv erleichtert.
»Tut mir leid.«
»Wie sind Sie hier reingekommen?« wollte sie wissen. Sie kam sich etwas komisch vor, wie sie so im Dunkeln stand und mit einem unsichtbaren Mann sprach.
»Durch die Hintertür, nachdem ich mich ein bißchen umgesehen habe. Sie haben einen Schatten, Ma'am.«
»Einen - einen was?«
Julie war so durcheinander, daß sie sich tatsächlich umdrehte, um nachzusehen, was er damit wohl meinen könnte. Aber er klärte sie sofort auf: »Sie werden beschattet. Ein blauer Kleinbus am Ende der Straße beobachtet das Haus, und ein schwarzer Pickup folgt Ihnen, wo immer Sie hinfahren. Das ist garantiert das FBI - die nehmen immer Autos, die es nicht zu klauen lohnt; immerhin sind sie verdammt viel cleverer als die Tölpel von der Polizei. Ich bin Spezialist für Autos«, fügte er stolz hinzu. »Nehmen wir Ihres zum Beispiel, Eins-Komma-fünf-Liter-Motor, wahrscheinlich normales Radio, kein Telefon, das heißt, es dürfte so schlappe 250 Dollar bringen, Extras separat.«
»Sie - Sie sind ein Gebrauchtwagenhändler?« fragte Julie, die das Problem der Beschattung für den Moment beiseite schob, weil sie einfach froh darüber war, mit jemand sprechen zu können, der sich als Zacks Freund bezeichnete.
»So könnte man es auch sagen«, antwortete er mit einem leisen Lachen. »Aber beim Verkauf waren sie nicht so ganz sauber, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Sie ... Sie ... haben Autos gestohlen?« erkundigte sich Julie etwas unsicher.
»Ja, aber jetzt nicht mehr«, erklärte er. »Ich habe mich gebessert.«
»Gut!« sagte sie mit Nachdruck. Daß es sich bei Zacks Freund um keinen noch aktiven Autodieb handelte, war immerhin beruhigend. Und möglicherweise war ihr gesichtsloser Besucher ja sogar in der Lage, sie auch ihrer anderen Sorgen zu entledigen. Rasch fragte sie: »Zack ist nicht in Los Angeles, oder? Er hat diese Leute doch nicht bedroht?«
»Ich weiß nicht, wo er ist oder was er gerade tut,
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