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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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augenblicklich zu verlassen hätte. Natürlich wäre damit auch jede Chance auf ein späteres Interview mit Zack verscherzt. Diese drei absoluten Tabus waren: sein Gefängnisaufenthalt, seine verstorbene Frau, und Julie Mathison.
    Die Femsehreporterin von NBC blickte auf ihre Uhr, dann hielt sie nach ihrem Kameramann Ausschau und entdeckte ihn neben dem Swimmingpool; offensichtlich versuchte er, mit einem Starlet zu flirten, die ein Mikro-Minikleid mit einem Ausschnitt trug, der bis zum Nabel reichte. »Seine PR-Managerin hat versprochen, daß er jedem von uns ein zweiminütiges Interview geben wird, sofern wir uns ordentlich benehmen. Wenn er es nicht bald tut, kann ich das Band nicht mehr in den Zehn-Uhr-Nachrichten unterbringen.«
    Als hätte sie endlich ihr Dilemma erkannt, winkte Sally Morrison, die schon seit vielen Jahren Zacks Medienverhandlungen führte, den Presseleuten zu und bedeutete ihnen, sich zu gruppieren. Dann bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, um zu Zack zu gelangen, der gerade drei Produzenten lauschte, von denen jeder seine alleinige Aufmerksamkeit zu wecken versuchte, während Diana Copeland ihre Hand unter seinen rechten Arm geschoben hatte. Sally sprach kurz mit ihm, er nickte und blickte in Richtung der Reporter. Dann entschuldigte er sich bei der ihn umgebenden Gruppe und kam, Diana an seiner Seite, auf die Medienleute zu.

70
    »Was für ein schöner Abend«, sagte Katherine begeistert, als sie sich zu ihrem Mann, zu Julie und Paul Richardson an den Tisch setzte. In den sechs Wochen, seit Julie sich mit einer geradezu unheimlichen Entschlossenheit wieder ins Leben gestürzt hatte, war es ihnen zur lieben Gewohnheit geworden, jeden Samstag abend zusammen ins Kino zu gehen und dann anschließend bei Mandillos zu essen. »Findet ihr es nicht auch toll?« fragte sie und blickte in ihre strahlenden, lächelnden Gesichter.
    »Super«, sagte Ted.
    »Fantastisch«, gestand Paul.
    Er legte Julie den Arm um die Schultern: »Was meinst du?« neckte er sie. »Findest du es toll, super oder fantastisch, daß wir vier jedes Wochenende zusammen sind?«
    »Es ist wunderbar«, entschied Julie, ohne zu zögern. »Und habt ihr bemerkt, wie herrlich mild es heute abend draußen ist? Der Mai war schon immer mein Lieblingsmonat.«
    In den sechs Wochen seit Zacks Entlassung aus dem Gefängnis hatte sich nicht nur das Wetter verändert. Im vergangenen Monat hatten Ted und Katherine in aller Stille wieder geheiratet. Reverend Mathison hatte sie getraut. Paul Richardson war zur Hochzeit aus Dallas gekommen, und es hatte sich bald so ergeben, daß sie die anschließenden Wochenenden zu viert verbrachten. Julies Vater jedoch ließ seither immer wieder durchblicken, daß er sich sehr darüber freuen würde, noch eine weitere Trauung vorzunehmen, sobald Paul und sie dazu bereit wären. Paul war bereit. Julie war es nicht. Trotz ihrer äußerlich zur Schau getragenen Fröhlichkeit hatte sie im Grunde nur einen Zustand wohltuender emotionaler Betäubung erreicht, der sie daran hinderte, irgendwelche tieferen Gefühle zu empfinden. Aber es war ein Zustand, in dem sie sich wohl fühlte. Sie klammerte sich daran und tat ihr möglichstes, nichts daran zu verändern. Immerhin konnte sie lachen und lächeln, arbeiten und spielen und sich ... ganz gut fühlen. Nicht besser. Aber auch nicht schlechter. Ihr mühsam erlangtes und sorgsam gepflegtes seelisches Gleichgewicht war so stark ausgeprägt, daß sie selbst während Teds und Katherines Hochzeit nicht eine einzige sentimentale Träne vergossen hatte, obwohl sie sehr, sehr glücklich darüber gewesen war. Sie hatte zuviel geweint wegen Zack, und jetzt hatte sie eine Art seelischen Schutzwall um sich herum errichtet, den nichts und niemand zu durchdringen vermochte. Nichts konnte sie mehr verletzen.
    Die Bedienung bahnte sich ihren Weg durch das vollbesetzte Lokal und zog ihren Bestellblock heraus. »Wie immer, Leute?« fragte sie. »Vier New-York-Steaks, medium bis englisch, mit Folienkartoffeln?«
    »Klingt großartig, Millie«, sagte Ted.
    Julie stellte noch eine Frage nach ihrem Mann: »Wie gefällt Phil seine neue Arbeit in Oakdales Autowerkstatt?«
    »Ganz fantastisch, Julie. Vielen Dank, daß Sie dort ein gutes Wort für ihn eingelegt haben. Phil hat gesagt, wenn Sie das nicht vermittelt hätten, wäre ihm der Job durch die Lappen gegangen.«
    »Er ist ein ausgezeichneter Automechaniker«, erwiderte Julie. »Mein Auto hat mir das bestätigt. Ich habe damit viel

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