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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Haus steht.«
    »Wie schön für ihn«, sagte Julie betont fröhlich und blickte ihre Freunde aufmunternd an. »Oh, hier kommt unser Essen.«
    Eine halbe Stunde später blickte Paul Julie und Katherine nach, die sich frischmachen wollten, Julies Lächeln war wieder echt, und auf dem Weg durch das Restaurant blieben die beiden Freundinnen häufig stehen, um sich mit Bekannten zu unterhalten. Er wandte seinen besorgten Blick von ihrem Rücken ab und schaute Ted an. »Was schätzt du - wieviel hat sie abgenommen?«
    »Zuviel auf jeden Fall. Aber sie lacht oft«, fügte er hinzu.
    »Sie hat eine unheimliche Willenskraft.«
    »Ja. Sie arbeitet wie eine Wahnsinnige.«
    »Das ist doch ein gutes Zeichen, meinst du nicht?«
    Ted seufzte ärgerlich. »Das heißt gar nichts, außer daß sie mit allen Mitteln versucht, ihre Erinnerungen zu verdrängen.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Unter anderem die nicht zu verleugnende Tatsache, daß sie furchtbar nervös ist. Du mußt wissen, wenn Julie unter Streß steht, räumt sie alles um und entwickelt einen regelrechten Aufräumfimmel. In den letzten sechs Wochen hat sie neben ihrer Arbeit in der Schule und mit den behinderten Kindern noch jede Menge Nachhilfestunden gegeben, sie sitzt in jedem kirchlichen und nicht-kirchlichen Komitee der Stadt, organisiert die Zweihundertjahrfeier - und hat ihre Wohnung neu tapeziert, jeden Schrank und jede Schublade umgeräumt und ihre Garage geweißelt. Zweimal. Jetzt ist sie dazu übergegangen, die Lebensmittel in alphabetischer Reihenfolge zu sortieren.«
    Paul lachte ungläubig. »Sie macht was?«
    »Du hast schon richtig gehört«, entgegnete Ted, lächelte aber nicht. »Und es ist überhaupt nicht komisch. Sie fordert sich bis zum Letzten, und ich bin sicher, es dauert nicht mehr lange, bis sie zusammenklappt. Und jetzt habe ich eine Frage an dich«, fügte er hinzu und lehnte sich über den Tisch. »Du und ich, wir haben sie in diesen Alptraum hineingeritten. Wir haben ihr so lange eingeredet, daß Benedict schuldig sei, bis sie es schließlich selber geglaubt hat. Du hast sie nach Mexico City geschleift wie ein Lamm auf die Schlachtbank, und ich habe dich dabei noch unterstützt. Ich nehme meinen Teil der Schuld auf mich. Willst du deinen abstreiten?«
    Paul schob sein leeres Dessertschälchen beiseite und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ted lehnte sich noch weiter vor und sagte kurz: »Dann schlage ich vor, wir beide lassen uns schnellstens etwas einfallen, um sie aus dem Schlamassel, in den wir sie reingeritten haben, wieder rauszuholen!«
    Paul nickte. »Laß uns nachher drüber reden, wenn ich Julie daheim abgesetzt habe.«

71
    Da Paul unmöglich bei Julie übernachten konnte, nicht einmal wenn sie es gewollt hätte, ohne sie noch mehr dem örtlichen Klatsch auszusetzen, als ihre Beziehung zu Benedict es sowieso schon getan hatte, wohnte er bei seinen Besuchen in Keaton inzwischen immer bei Ted und Katherine. Sie hatten ihm gesagt, daß ihr Gästezimmer in ihrer neuen Wohnung jederzeit zu seiner Verfügung stünde.
    Als er dort ankam, nachdem er Julie nach Hause gebracht hatte, war die Eingangstür nicht verschlossen, und Ted saß im Wohnzimmer und wartete ganz offensichtlich darauf, mit ihm zu reden. »Diese Angelegenheit zwischen Julie und Benedict muß endlich geklärt werden«, sagte Ted, sobald Paul ihm gegenüber Platz genommen hatte. »Mir persönlich wäre ja am liebsten, der Kerl würde auf immer vom Erdboden verschwinden, aber Katherine meint, daß Julie nicht eher zur Ruhe kommen wird, bevor sie nicht irgendwie mit ihm Frieden geschlossen hat. Und vorher wird sie auch keine neue Beziehung anfangen. Und darauf hoffst du doch, oder?«
    Von Teds Direktheit überrascht, zögerte Paul einen Moment, nickte dann aber. »Ich habe mich in sie verliebt.«
    »Katherine hat so was vermutet. Sie hat auch gesagt, daß Julies Gewissen sie innerlich auffrißt, obwohl ich finde, daß sie sich keine Vorwürfe zu machen braucht. Wenn das überhaupt jemand tun muß, dann doch wohl dieser Mistkerl Benedict. Julie hat ihm lediglich angeboten, ihn ein Stück mitzunehmen, weil sie dachte, er hätte ihren kaputten Reifen repariert. Und was hat sie davon? Zweihundert Millionen Menschen in diesem Land haben im Fernsehen gesehen, wie die mexikanische Polizei ihn zusammengeschlagen hat, und geben jetzt ihr die Schuld daran. Die gleichen Leute, die ihr zugejubelt und zu ihrem Mut gratuliert haben, als sie die Polizei verständigte, halten sie jetzt

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