Perfekt
kokette kleine Dame«, sagte er mit einem Blick auf das antike Teeservice aus Sevresporzellan, das seine Haushälterin vor kurzem auf dem Couchtisch abgestellt hatte. »Sie hatte mir fest versprochen, ihren Nachmittagstee bei mir zu trinken!«
»Du solltest Marissa nicht diese herrlichen Tassen in die Finger geben«, warnte Meredith. »Seit neuestem hat sie es sich angewöhnt, die Teetasse auf den Boden fallen zu lassen, wenn sie ausgetrunken hat.«
Während ihrer letzten Worte war Matt hereingeschlendert. Er wirkte ausgeruht, entspannt und klang amüsiert. »Das macht sie offenbar deshalb, weil ich ihr gesagt habe, sie sei eine Prinzessin. Was sie natürlich auch ist. Wo ist Joe?« fügte er hinzu. »Er soll für mich ...«
Wie auf ein Stichwort hin betrat der gutmütige Chauffeur, der eigentlich schon fast zur Familie gehörte, das Arbeitszimmer, doch er lächelte nicht. »Zack«, sagte er, »deine Haushälterin hat mich eben in der Diele aufgehalten. Scheint, als hättest du einen Besucher, der ihr eine Polizeimarke unter die Nase gehalten hat. Sie ist furchtbar aufgeregt. Der Kerl ist vom FBI. Heißt Paul Richardson. Sie hat ihn in die Bibliothek geführt.«
Leise fluchend, weil er nun wirklich keine Lust hatte, schon wieder mit einem FBI-Beamten zu reden, wollte Zack das Zimmer verlassen.
»Zack!« rief Matt ihm nach, und als er sich umdrehte, fragte sein Freund: »Willst du allein mit ihm sprechen? Oder lieber unter Zeugen?«
Zack zögerte einen Moment. »Unter Zeugen, wenn ihr nichts dagegen habt.«
»Bist du bereit mitzukommen?« erkundigte Matt sich bei Meredith.
Sie nickte; gemeinsam holten sie Zack ein und gingen mit ihm zusammen in die mahagonivertäfelte Bibliothek.
Den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann völlig ignorierend, der die Bücherwände studierte, wartete Zack, bis Matt und Meredith sich hingesetzt hatten, und nahm dann selbst hinter dem Schreibtisch Platz. »Na los, lassen Sie Ihre Legitimation sehen!« schnauzte er. Der FBI-Agent, den Zack sehr wohl wiedererkannt hatte, holte ein Lederetui aus der Innentasche seines Jacketts und hielt es ihm hin. Zack warf einen kurzen Blick darauf und musterte ihn dann. »Ein mieses Foto, aber es sieht Ihnen ähnlich.«
»Lassen wir doch die Spielchen«, konterte Paul ebenso unfreundlich; er mußte noch herausfinden, wie er seinen Gegner am besten packen konnte. »Sie wissen verdammt gut, wer ich bin. Wir haben uns in Mexiko doch lang genug gesehen.«
Benedict reagierte darauf nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken. »Wie auch immer, jedenfalls habe ich nicht die Absicht, mit Ihnen oder sonst jemand vom FBI zu sprechen, ohne daß meine Anwälte dabei sind.«
»Ich bin nicht beruflich hier, sondern privat. Und darüber hinaus brauchen Sie kein Wort zu sagen, sondern lediglich zuzuhören.«
Anstatt ihn zu bitten, sich zu setzen, deutete Benedict nur kaum merklich mit dem Kopf auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Paul unterdrückte sein Unbehagen über den Anfang der Unterhaltung, setzte sich, stellte seinen Aktenkoffer neben sich auf den Boden und ließ die Schlösser aufschnappen. »Eigentlich müßte ich es vorziehen, die Angelegenheit unter vier Augen zu besprechen ...«, sagte er, während er über seine Schulter auf den Mann und die Frau blickte, die ihn vom Sofa aus beobachteten. Da er sie auf den ersten Blick erkannt hatte, fuhr er fort: »... ohne daß Mr. und Mrs. Farrell dabei sind.«
»Was Sie >vorziehen würden<, interessiert mich nicht im geringsten«, erwiderte Benedict. Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, hob den goldenen Füllfederhalter auf, der neben einem Notizblick auf dem Schreibtisch lag, und rollte ihn ungeduldig zwischen seinen Fingern hin und her. »Also, lassen Sie hören, was Sie zu sagen haben.«
Paul verbarg seinen aufsteigenden Ärger hinter einer höflich-kühlen Fassade und begann: »Zuallererst möchte ich Sie daran erinnern, daß Sie sich in einer extrem schwachen Position befinden, was die Entführung von Julie Mathison betrifft. Sollte sie sich entscheiden, deshalb Anklage gegen Sie zu erheben, hat sie ausgezeichnete Chancen, Sie für das, was Sie ihr angetan haben, einige Zeit hinter Gitter zu bringen. Aus rein persönlichen Gründen«, fügte er freundlich hinzu, »würde es mir ein ausgesprochenes Vergnügen bereiten, diesen Fall weiterzuverfolgen.«
Er beobachtete Benedicts ausdruckslose Miene, und als er überhaupt keine Reaktion registrierte, versuchte er es zur Abwechslung mit
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