Perfekt
begleiten?« fragte er sie.
81
»Da sind wir«, sagte Julie, als sie eine halbe Stunde später vor dem einzigen Motel von Keaton anhielten. »Keatons vornehmstes Motel.« Ted und Katherine hatten sie bei Julies Haus abgesetzt, hatten Zacks Koffer und Aktentaschen geholt und waren dann mit Julies Auto weitergefahren.
Zack starrte ungläubig auf das langgestreckte, heruntergekommene Gebäude, das in regelmäßigen Abständen schwarze Türen aufwies, die Zack irgendwie an Zahnlücken erinnerten. Fast unmittelbar neben der Straße lag ein leerer Swimmingpool. Zack hob seinen Blick zu dem flimmernden Neonschild darüber und las laut: »The Rest Your Bones Motel. Das darf doch nicht wahr sein«, sagte er und wiederholte ungläubig: »Rest Your Bones. Das klingt ja direkt nach letzter Ruhestätte. Es muß doch noch ein anderes Motel hier im Ort geben?«
»Ich wünschte, das wäre der Fall«, sagte sie verhalten lachend.
Auf einem metallenen Klappstuhl vor dem Büro saß ein alter Mann mit einem Stetson auf dem Kopf und dem Mund voll Kautabak und genoß den milden Abend. Als Zack aus dem Auto stieg, erhob er sich. »Hallo, Julie!« rief er, da er sie durch die Windschutzscheibe erkannte.
Zacks letzte Hoffnungen, einen ruhigen, anonymen Ort gefunden zu haben, schwanden, und er betrat das Büro. Seine Stimmung hatte binnen weniger Sekunden von heiter auf sehr bewölkt gewechselt.
»Was dagegen, wenn ich das als Souvenir behalte?« fragte der Manager, nachdem Zack seinen Namen auf das Anmeldeformular gekritzelt und das Papier über die Theke geschoben hatte.
»Nein.«
»Zack Benedict«, las der Manager ehrfürchtig noch einmal. »Zack Benedict, hier bei uns, in meinem Motel. Wer hätte geglaubt, daß das jemals geschehen würde!«
»Ich nicht«, sagte Zack brüsk. »Ich nehme an, Sie haben keine Suite?«
»Wir haben eine Flitterwochen-Suite.«
»Sie machen Witze«, sagte Zack und warf einen Blick über seine Schulter auf das wenig einladende Gebäude; aber dann sah er Julie, die gegen die Bürotür gelehnt stand und über das ganze Gesicht grinste, und seine Laune hob sich augenblicklich.
»Die Flitterwochen-Suite hat eine Kochnische«, fügte der Manager hinzu.
»Wie romantisch. Ich nehme sie«, sagte Zack und hörte, wie Julie ihr Lachen zu unterdrücken suchte. »Gehen wir.« Mit Julie verließ er den Raum, während der Manager ihnen folgte, aber unter der Tür stehenblieb. »Irre ich mich«, fragte Zack, als er die Tür zur Flitterwochen-Suite aufsperrte und einen Schritt zurücktrat, um ihr den Vortritt zu lassen, »oder beobachtet uns dieser Kerl, um zu sehen, ob du mit rein kommst?«
»Er paßt auf, ob ich mit reingehe, ob wir die Tür zumachen oder nicht, und wie lange ich bleibe. Und morgen früh kennt ganz Keaton die Antworten auf diese drei Fragen.«
Zack schaltete das Licht ein, blickte sich in der Suite um und drehte das Licht sofort wieder aus. »Wie lange können wir uns in deinem Haus aufhalten, ohne daß die ganze Stadt morgen darüber spricht?«
Julie zögerte; sie sehnte sich danach, mit ihm allein zu sein und seine Pläne zu erfahren. »Das hängt ganz davon ab, was du vorhast.«
»Meine Absichten sind äußerst ehrenwert, aber ich werde damit wohl bis morgen warten müssen. Ich denke nicht daran, sie in einem Raum vorzubringen, in dem ein herzförmiges Bett aus rotem Plüsch und Polstersessel mit lila Bezug stehen.«
Julies Erleichterung äußerte sich in Form ungezähmter Heiterkeit, und Zack zog sie in seine Arme. Im Dunkeln nach ihrem Gesicht tastend, nahm er ihren Kopf zwischen seine Hände und lachte ebenfalls, bevor er sie küßte. Doch als sie sich an ihn preßte und ihn zurückküßte, schwand das Lachen. »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Du machst mich so glücklich. Du hast sogar meine Flucht nach Colorado zu einem Vergnügen gemacht. Du verwandelst diese grauenhafte Suite in eine wahre Liebeslaube. Sogar im Gefängnis, als ich dich gehaßt habe, träumte ich davon, wie du mich halb erfroren zum Haus zurückgeschleppt hast, wie du mit mir getanzt und mit mir geschlafen hast, und dann bin ich aufgewacht und habe dich begehrt.«
Sie berührte seine Lippen mit ihren Fingerspitzen und rieb ihre Wange an seiner Brust. »Würdest du mich bald einmal nach Südamerika mitnehmen, damit wir eine Zeitlang auf deinem Boot wohnen können? Ich habe so sehr davon geträumt, dort mit dir zusammen zu sein.« »Es war kein besonderes Boot. Früher hatte ich eine große Yacht. Ich werde wieder
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