Perfekt
Kopf deutete sie auf einen hochgewachsenen Mann Ende Vierzig, der mit raschen Schritten auf den Pavillon zuging, der den Feierlichkeiten entsprechend mit zahllosen rot-weiß-blauen Fähnchen dekoriert war. »Und das in dem gelben Leinenkleid ist seine Frau Marian«, fügt sie hinzu, auf eine attraktive Frau weisend, die in einem ausgesprochen schicken Kleid mit Hut zwischen anderen Ehrengästen auf einer extra zu diesem Anlaß errichteten Tribüne neben dem Pavillon saß und zusah, wie ihr Mann sich auf seine Rede vorbereitete. »Bürgermeister Addleson war schon eine ganze Weile Witwer«, wurde Zack von Juli informiert, »als er Marian vor zwei Jahren kennenlernte. Sie arbeitete als Innenarchitektin in Dallas. Er hat sie hierhergeholt, und Daddy hat die beiden getraut. Sie wohnen momentan noch auf einer wunderschönen Ranch vor der Stadt, bauen sich jetzt aber ein Haus auf dem Hügel. Sie sind beide wirklich sehr nett.«
Zack legte von hinten seinen Arm um sie, zog sie an sich und vergrub, wie er das so gerne tat, sein Gesicht in ihrem duftigen Haar. »Und du fühlst dich wirklich auch sehr nett an.«
Sie lehnte sich an ihn, und ihm wurde heiß.
»Du aber auch.«
Zack schluckte und versuchte sich dadurch abzulenken, daß er sich auf Bürgermeister Addleson konzentrierte. Addlesons dichtes Haar zeigte jenes seltsame Graublond, das in Texas besonders häufig vorzukommen schien, und ganz offensichtlich teilte er die Vorliebe der meisten Politiker für Aufwand und Redefluß, denn er sprach fast eine halbe Stunde lang über die große Schlacht, die einst auf Keatons Boden stattgefunden hatte, und erläuterte wortreich die Geschichte der Stadt seit ihrer Gründung. Zack schaltete ab und überdachte die Stärken oder vielmehr Schwächen der Filmdrehbücher, die er in der vergangenen Woche gelesen hatte, bis ihm auffiel, daß der Bürgermeister seine Rede beendet hatte und jetzt über ihn sprach:
»Lassen Sie mich Ihre Aufmerksamkeit noch eine weitere Minute in Anspruch nehmen, bevor wir die Kanonen abfeuern und damit die Feierlichkeiten offiziell eröffnen. Ich möchte nämlich ein paar Worte über einen besonderen Mann sagen, der zur Zeit in unserer Stadt zu Gast ist. Es ist kein Geheimnis, daß Zack Benedict sich bei uns aufhält, um Julie Mathison zu besuchen. Und es ist auch kein Geheimnis, daß unser schönes Texas ihm in der Vergangenheit weder besonders viel Freundlichkeit erwiesen noch Glück gebracht hat. Ich weiß, wie sehr Sie alle darauf hoffen, ihn kennenzulernen, und wie erpicht Sie alle darauf sind, seine Meinung über uns Texaner zu ändern, aber lassen Sie mich Ihnen sagen, daß wir das am besten dadurch tun, daß wir ihm seinen Freiraum lassen und ihm Gelegenheit geben, uns auf seine eigene Art und Weise kennenzulernen. Sie alle wissen, was er durchgemacht hat, und Sie alle wissen auch, wie lästig es für einen Filmstar sein kann, von Autogrammjägern verfolgt zu werden. Wahrscheinlich gibt es keinen Ort auf dieser Welt, wo Zack sich wirklich entspannen kann und behandelt wird wie ein ganz normaler Bürger. Außer vielleicht hier. Ich möchte Sie bitten, ihm zu zeigen, wie es ist, wenn man eine Heimatstadt wie diese hat, wo die Menschen sich umeinander kümmern und füreinander da sind!«
Diese beschwörenden Worte wurden mit lautem Beifall begrüßt und von einem Trommelwirbel und dem freundlichen Grinsen mehrerer hundert Menschen begleitet, die Zack zuwinkten. Er erwiderte ihren Gruß mit einer höflichen Dankesgeste.
Zu Zacks freudiger Überraschung hielten sich die Keatoner an den Vorschlag ihres Bürgermeisters, und so genoß er trotz aller Öffentlichkeit den entspanntesten Tag, an den er sich innerhalb der letzten fünfzehn Jahre erinnern konnte. Und er konnte sich weder der festlichen Stimmung entziehen, die um ihn herum herrschte, noch dem einzigartig amerikanischen Flair dieser Zweihundertjahrfeier. Den ganzen Nachmittag und frühen Abend über amüsierte er sich prächtig bei so schlichten Vergnügungen wie dem Genuß von in Senf getunkten Hotdogs und dem Besuch von Ständen, an denen es von hausgemachter Marmelade bis hin zu liebevoll bestickten Tischdecken alles nur Erdenkliche zu kaufen gab. Abgesehen davon war er ja auch mit Julie zusammen, die -das hatte er bereits in Colorado entdeckt - die wunderbare Gabe besaß, selbst das Alltägliche in etwas Einmaliges und Zauberhaftes zu verwandeln.
Auch bei den Keatonern war sie überaus beliebt, und deren Zuneigung zu ihr schien sich
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