Perfekt
beiwohnte, zum Teil, weil er das Ganze als sehr erniedrigend empfand, zum Teil auch, weil er nicht wollte, daß sein befleckter Ruf auf den berühmten Industriellen abfärbte. Da Matt bis gestern in Europa zu tun gehabt hatte, wo er ein Unternehmen kaufen wollte, war es für Zack leicht gewesen, während der Anrufe seines Freundes optimistisch zu klingen. Jetzt kostete es Zack nur einen einzigen Blick in das ernste Gesicht seines Freundes, um zu wissen, daß dieser die unschöne Wahrheit bereits erfahren hatte und vermutlich aus diesem Grund nach Dallas geflogen war.
»Überschlag dich nur nicht aus Freude, mich zu sehen«, sagte Matt trocken und betrat die Suite.
»Ich habe dir doch gesagt, daß überhaupt kein Grund dafür besteht, daß du herkommst«, konterte Zack, während er die Tür schloß. »Die Geschworenen beraten sich gerade. Es kommt alles in Ordnung.«
»In diesem Fall«, erwiderte Matt, der sich von Zacks wenig begeisterter Begrüßung nicht abschrecken ließ, »können wir uns ja die Zeit mit Pokern vertreiben. O'Hara bringt den Wagen weg und kümmert sich um unsere Zimmer«, fügte er hinzu, sich an seinen hinter ihm stehenden Chauffeur/Leibwächter wendend. Er legte den Mantel ab, musterte Zacks abgespannte Züge und griff nach dem Telefon. »Du siehst verdammt schlecht aus«, sagte er und bestellte ein riesiges Frühstück für drei Personen aufs Zimmer.
»Heute ist eindeutig mein Glückstag«, sagte Joe O'Hara sechs Stunden später, während er seinen Gewinn einstrich. Der kräftige Mann mit dem Gesicht eines Boxchampions und dem Körperbau eines Ringers verbarg seine Sorge um Zacks Zukunft hinter einem zur Schau gestellten Optimismus, der niemanden zu täuschen vermochte, die gespannte Atmosphäre in der Suite jedoch zumindest erträglicher machte.
»Erinnere mich dran, dein Gehalt zu kürzen«, sagte Matt ironisch und blickte auf den Haufen Geld, der sich neben dem Ellbogen seines Chauffeurs angesammelt hatte. »Eigentlich solltest du gar nicht so viel verdienen, daß du dich an einem Spiel mit so hohen Einsätzen beteiligen könntest.«
»Das sagst du immer, wenn ich dich und Zack beim Kartenspielen schlage«, erwiderte O'Hara fröhlich, während er die Karten mischte. »Das erinnert mich an die gute alte Zeit in Carmel, wo wir oft genug miteinander gepokert haben. Bloß war es da meistens nachts.«
Und Zacks Leben hing nicht an einem seidenen Faden ...
Dieser unausgesprochene Gedanke begleitete das folgende Schweigen, das vom plötzlichen schrillen Klingeln des Telefons unterbrochen wurde.
Zack nahm ab, horchte und stand auf. »Die Geschworenen sind zu einem Urteil gelangt. Ich muß los.«
»Ich komme mit dir«, sagte Matt.
»Ich hole das Auto.« O'Hara suchte in der Tasche seines Jacketts nach den Wagenschlüsseln.
»Das ist nicht nötig«, sagte Zack und versuchte, der aufsteigenden Panik Herr zu werden. »Meine Anwälte holen mich ab.« Er wartete, bis O'Hara ihm die Hand geschüttelt und das Zimmer verlassen hatte, dann blickte er Matt an und ging zum Schreibtisch hinüber. »Ich habe eine große Bitte an dich.« Er nahm ein offiziell aussehendes Dokument aus der Schublade und überreichte es seinem Freund. »Das habe ich vorbereiten lassen für den Fall, daß irgend etwas schiefgeht. Es ist eine notariell beglaubigte Vollmacht, die dir völlige Verfügungsgewalt über mein Vermögen gibt.«
Matt Farrell blickte auf das Papier, und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Dies war der Beweis dafür, daß Zack ernsthaft damit rechnete, verurteilt zu werden.
»Es ist eine reine Formalität - nur für den Fall des Falles. Ich bin sicher, daß du dich um nichts zu kümmern brauchst«, log Zack.
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Matt ebenso unaufrichtig.
Die beiden Männer sahen einander an. Sie waren fast gleich groß, gleich gebaut und bemühten sich um denselben Ausdruck absoluter Zuversicht. Als Zack nach seinem Mantel griff, räusperte sich Matt und sagte zögernd: »Falls ... falls ich gezwungen sein sollte, diese Vollmacht zu benutzen, wie soll ich dann handeln?«
Zack stand vor dem Spiegel und band sich die Krawatte. Achselzuckend und mit einem lahmen Versuch, witzig zu sein, antwortete er: »Versuch einfach, mich vor dem Bankrott zu bewahren.«
Eine Stunde später stand Zack neben seinen Anwälten im Gerichtssaal und beobachtete den Gerichtsdiener, der dem Richter den Urteilsspruch der Geschworenen überreichte. Wie aus weiter Entfernung hörte er den Richter
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