Perfekt
Hilfe der Fernbedienung die Sendung ab und ging dann ins Badezimmer, um sich zu übergeben. Rachel war tot, doch obwohl ihre Ehe alles andere als liebevoll gewesen war, obwohl sie vorgehabt hatte, sich wegen Tony von ihm scheiden zu lassen, kam er mit ihrem Tod einfach nicht klar. Die Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten des Senders ABC trafen Zack wie eine verbale Bombe: Der Sprecher verkündete, daß Rachel Evans Benedict dem Autopsiebericht zufolge in der sechsten Woche schwanger gewesen sei.
Zack sank auf das Sofa, schloß die Augen und kämpfte mit Übelkeit. Er hatte das Gefühl, Teil eines Hurrikans zu sein, der alles mit sich riß und ihn durch die Gegend wirbelte. Rachel war schwanger gewesen. Aber nicht von ihm. Er hatte seit Monaten nicht mehr mit ihr geschlafen.
Unrasiert und nicht in der Lage, etwas zu essen, tigerte er unruhig in seiner Hotelsuite auf und ab und fragte sich von Zeit zu Zeit, ob alle anderen in Haft genommen worden waren, und wenn nicht, warum dann niemand in sein Zimmer kam, um sich mit ihm zu unterhalten, ihm sein Beileid auszudrücken oder auch nur, um gemeinsam die Zeit totzuschlagen. Die Telefonzentrale des Hotels war mit Anrufen von Leuten aus Hollywood ausgelastet, die ihn zu sprechen wünschten. Die meisten, darüber war er sich im klaren, waren freilich mehr an schmutzigem Klatsch und Tratsch interessiert als daran, echtes Mitgefühl auszudrücken. Aus diesem Grund weigerte er sich, Anrufe entgegenzunehmen, es sei denn von Matt Farrell. Er verbrachte die Zeit damit, darüber nachzudenken, wer in Gottes Namen Rachel so gehaßt hatte, daß er sie umbringen wollte. Im Laufe der Stunden verdächtigte er jeden einzelnen, der sich am Drehort befunden hatte, doch irgendwie schien keiner Grund genug für diese Tat gehabt zu haben.
Natürlich war ihm auch der Gedanke gekommen, die Polizei könne möglicherweise ihn verdächtigen. Doch diese Überlegung war derart grotesk, derart abwegig, daß Zack sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, daß die Polizei das nicht auch merken würde.
Zwei Tage nach Rachels Tod öffnete Zack auf ein Klopfen hin die Tür seiner Suite und sah vor sich die beiden hochgewachsenen, ernst blickenden Polizisten, die ihn am Vortag befragt hatten. »Mr. Benedict«, begann einer von ihnen, aber Zacks Geduld war inzwischen erschöpft, seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
»Warum, verdammt noch mal, verschwendet ihr Kerle eure Zeit mit mir!« explodierte er. »Ich verlange jetzt endlich zu wissen, welche Fortschritte ihr dabei macht, den Mörder meiner Frau zu finden ...«
Er war so erbost, daß es ihn völlig überraschend traf, als einer der beiden, der bereits an ihm vorbei ins Zimmer getreten war, ihn plötzlich gegen die Wand stieß, seine Handgelenke packte und ihm die Hände hinter dem Rücken hochriß. Zack fühlte die Kälte der Handschellen im gleichen Moment, in dem der andere sagte: »Zachary Benedict, wir verhaften Sie wegen Mordes an Rachel Evans. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern, und Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können ...«
9
»Meine Damen und Herren Geschworenen, Sie haben die belastenden Aussagen gehört und die unwiderlegbaren Beweise geprüft ...« Alton Peterson, der Staatsanwalt, stand absolut ruhig da, während er seinen durchdringenden Blick langsam über die Gesichter der zwölf Geschworenen aus dem Verwaltungsbezirk Dallas gleiten ließ, die nun gleich über den Ausgang des Prozesses entscheiden würden. Aufgrund der skandalösen Enthüllungen, den Berichten über Ehebruch und Mord unter den Superstars von Hollywood wurde er landesweit mit größter Spannung verfolgt.
In den Gängen vor dem Gerichtssaal drängten sich Reporter aus allen Teilen der Welt, die hier darauf warteten, die neueste Entwicklung im Fall Zachary Benedict mitzubekommen. Früher hatte ihm die Presse zu Füßen gelegen, jetzt trat sie ihn mit Füßen und berichtete mit fast noch größerer Begeisterung jede noch so kleine Einzelheit von Zacks Sturz. Und voller Faszination verschlang ganz Amerika die saftigen Brocken, die von den Medien aus der Gerüchteküche in die Wohnküchen der Nation übermittelt und den Zuschauern meist gerade rechtzeitig zum Abendessen serviert wurden.
»Sie haben die Beweise geprüft«, ermahnte Peterson die Geschworenen erneut, und diesmal noch nachdrücklicher, weil er zu seinem Schlußplädoyer kam, »die unanfechtbaren Aussagen von Dutzenden von Zeugen gehört,
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