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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Dreißigjährigen an, der im Staatsgefängnis von Amarillo mit ihm die Zelle teilte und den er schon deshalb in seine Fluchtpläne eingeweiht hatte, weil er daran nicht unwesentlich beteiligt war. In eben diesen Plänen spielte nämlich Dominics Onkel - ein Buchmacher, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, aber wohl noch immer Verbindungen zur Las-Vegas-Mafia unterhielt - eine Hauptrolle. Zack hatte Enrico Sandini ein Vermögen bezahlt, damit dieser ihm im Anschluß an sein Entkommen aus der Haft den weiteren Fluchtweg ebnen würde. Er hatte es getan, weil Dominic ihm versichert hatte, sein Onkel sei »ein Ehrenmann«, doch besaß er keinerlei Anhaltspunkte, ob das Geld, das Matt Farrell auf seine Bitte hin auf Sandinis Schweizer Bankkonto überwiesen hatte, tatsächlich auch in guten Händen war. »Ich komme schon zurecht«, antwortete er.
    »Okay, wenn du >zurechtkommst<, dann vergiß nicht, daß du mir zehn Mäuse schuldest. Du erinnerst dich doch an unsere Wette von letzter Woche? Du hattest auf die Bears gesetzt und verloren.«
    »Ich zahle meine Schulden, sobald ich hier raus bin.« Und für den Fall, daß jemand zuhörte, fügte Zack hinzu: »Irgendwann.«
    Ein verschwörerisches Lächeln im Gesicht, lehnte Sandini sich zurück, öffnete mit dem Daumen den Brief, den er heute morgen erhalten hatte, schlug die Beine übereinander und begann schweigend zu lesen.
    Zehn lausige Dollar ... dachte Zack bitter und erinnerte sich an die Zeit, in der er jedem Laufburschen und Pagen zehn Dollar in die Hand gedrückt hatte, so als sei es Spielzeuggeld. In diesem gräßlichen Loch, in dem er die letzten fünf Jahre verbracht hatte, konnte man für zehn Dollar einen Mord bestellen. Für zehn Dollar bekam man alles, was es hier gab - eine Handvoll Marihuana-Zigaretten zum Beispiel, eine Handvoll Aufputschmittel oder Tranquilizer und Schundmagazine für jede Art von Perversität. Das waren nur ein paar der vielen »Luxusartikel«, die man sich als Wohlhabender hier leisten konnte. Normalerweise versuchte er, nicht daran zu denken, wie er früher gelebt hatte; das machte diese Drei-mal-vier-Meter-Zelle mit Waschbecken, Toilette und zwei Pritschen nur noch unerträglicher, doch jetzt, da er entschlossen war zu fliehen oder beim Fluchtversuch zu sterben, wollte er es sich ins Gedächtnis zurückrufen. Die Erinnerung daran würde ihn in seinem Entschluß, die Flucht um jeden Preis zu wagen, nur bestärken. Er versuchte die Wut Wiederaufleben zu lassen, die er an dem Tag empfunden hatte, an dem die Zellentür hinter ihm zugeschlagen wurde, dieselbe ohnmächtige, maßlose Wut, die ihn am darauffolgenden Tag dazu getrieben hatte, auf den kräftigsten der Gang von Schlägertypen loszugehen, die ihn im Gefängnishof umzingelt und höhnisch gespottet hatten: »Na was is', großer Fiiilmschtaaaar? Los, zeig schon, wie du alle deine Fiiilmkämpfe gewonnen hast!« Es waren blinde, kalte Wut und der unklare Wunsch gewesen, seinem Leben ein Ende zu setzen, hier und jetzt, so schnell wie möglich, aber nicht, ohne seinen Peinigern ebenfalls Schmerzen zuzufügen. Und das war ihm an jenem Tag gelungen. Er war gut in Form gewesen, und all die Bewegungen, die er für die gestellten Kämpfe in seinen Filmen gelernt und immer wieder geübt hatte, zahlten sich jetzt aus. Als die Wärter in den Kampf eingriffen, hatte Zack drei gebrochene Rippen und eine Nierenprellung, aber zwei seiner Gegner sahen noch wesentlich schlimmer aus.
    Sein Sieg hatte ihm eine Woche Einzelhaft eingebracht, aber danach hatte sich niemand mehr mit ihm angelegt. Es hieß, er sei ein Wahnsinniger, und selbst die schlimmsten Schlägertypen machten einen weiten Bogen um ihn. Schließlich war er ein Mörder, nicht irgendein hergelaufener Rabauke. Das hatte ihm auch einen gewissen Respekt verschafft. Drei Jahre hatte er gebraucht, sich schlau zu machen und herauszufinden, daß es am besten war, zu versuchen, in eine Vertrauensposition zu kommen. Das hieß, sich zusammenzureißen, sich zu benehmen und mitzuspielen, als sei er ein williger Soldat. Und genau das hatte er getan, er hatte sogar angefangen, einige seiner Mithäftlinge zu mögen, doch nicht ein Mal, nicht ein einziges Mal in all den Jahren hatte er einen Augenblick lang Frieden gefunden. Innerer Friede war nur dann möglich, wenn er sich mit seinem Schicksal abfand, doch keine Minute während seiner jahrelangen Haft, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde war es ihm möglich gewesen, das zu tun, was allen

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