Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Performer, Styler, Egoisten

Performer, Styler, Egoisten

Titel: Performer, Styler, Egoisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Heinzelmaier
Vom Netzwerk:
Profit geht. Und so wird sich auch die Jugendfreizeit immer mehr in den Einflussbereich der Ökonomie verlagern, dorthin, wohin sich gegenwärtig alles zu verlagern scheint. Posttraditionelle Formen der Vergemeinschaftung und Netzwerke mit großer Offenheit und geringem Verbindlichkeitsgrad, die unter der Kontrolle von kommerziellen Marken stehen, werden wohl die Dominanten der zukünftigen Freizeit der Jugend sein.

Jugendliche Freizeitkulturen in der Risikogesellschaft
    Posttraditionale Formen der Vergemeinschaftung, Mediennutzung und Sport
    Die Risikogesellschaft als allgemeiner Rahmen des Freizeit(er)lebens von Jugendlichen
    Der Soziologe Ulrich Beck beschreibt unsere Gesellschaft als „Risikogesellschaft“. Das wesentliche Kennzeichen einer solchen Gesellschaft ist, dass sie nach der „Logik der Risikoproduktion“ funktioniert. Beck verweist hier vor allem auf gesellschaftlich produzierte Risiken, also Risiken, die unmittelbar aus den Produktionsverhältnissen, der Art und Weise, wie die Produktion von Gütern und ihre Verteilung in unserer Gesellschaft organisiert wird, hervorgehen (vgl. Beck 2007). Gesellschaften, die nach einer Logik der Risikoproduktion funktionieren, werfen für den Einzelnen die Frage nach dem individuellen Umgang mit gesellschaftlich produzierten Risiken auf. Insbesondere die Jugend ist von der neuen gesellschaftlichen Risikokultur betroffen. Aus traditionalen Gemeinschaften und Beziehungen freigesetzt, steht sie heute vielfach vor der Situation, dass sie gesellschaftlich produzierte Risiken im hohen Maße individuell, also auf sich alleine gestellt, zu bewältigen oder, neudeutsch gesagt, zu managen hat.
    Entsprechend ist das Urteil der Jugend über die Gesellschaft ein ambivalentes. Zum einen findet sie vieles von dem, was die postmoderne Wissens- und Erlebnisgesellschaft zu bieten hat, interessant und erstrebenswert, zum Beispiel hochwertige Konsumgüter, aber auch interessante berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, zum anderen steht sie einem immer verschulter und reglementierter werdenden Bildungssystem, der einseitigen Unterordnung von Ausbildungsgängen unter die Bedürfnisse der Wirtschaft und der damit verbundenen zunehmenden Entfremdung der Lernenden von ihren persönlichen Zielen, Wünschen und Bedürfnissen mit großer Skepsis gegenüber. Zudem wird die Arbeitswelt als risikoreich und ungerecht wahrgenommen. Man hat das Gefühl, alles richtig zu machen und dennoch dafür nicht entsprechend belohnt zu werden.
    Das Entfremdungsgefühl und die damit verbundene Angst, die eigenen Selbstverwirklichungsinteressen zugunsten von Anforderungen, die von äußeren Mächten auferlegt werden, zurückstellen oder gar aufgeben zu müssen, zeigt beispielhaft die Blitzumfrage „Uni-Proteste 2009“ (Institut für Jugendkulturforschung 2009b), in deren Rahmen die Protest-Elite im Umfeld des besetzten Audimax der Universität Wien zu ihren wichtigsten Handlungsmotiven befragt wurden. Ihre wichtigste Forderung war „Bildung statt Ausbildung“. Gemeint ist damit ein selbstbestimmtes Studium mit einem Curriculum, das nicht in erster Linie den Interessen der Wirtschaft unterworfen ist und individuellen Bildungsinteressen, vor allem aber der Persönlichkeitsbildung, mehr Raum gibt.
     
    Leben und Freizeitverhalten in der Burnout- und Stressgesellschaft
    In einer Gesellschaft wie in der unseren, in der das Leistungs- und Konkurrenzprinzip sich dermaßen verallgemeinert hat, bleibt auch die Freizeit von Druck- und Stresserfahrungen nicht ausgenommen. Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich in unserer Gesellschaft unter permanenten Druck gesetzt. Besonders intensiv wird der Druck in den Bereichen Arbeit, Studium und Schule empfunden. Fast 70 Prozent der 11-29-Jährigen geben an, in Arbeit und Ausbildung stark unter Druck zu stehen (Heinzlmaier 2007: 8).
    Was auffällt, ist, dass sich deutlich mehr weibliche Jugendliche und junge Erwachsene unter Druck fühlen als männliche Jugendliche und junge Erwachsene (weiblich: 71,2 Prozent, männlich: 60,9 Prozent). Im Altersgruppenvergleich zeigt sich, dass bei den unter Zwanzigjährigen, insbesondere in der Gruppe der 11-14-Jährigen, die Zahl derer, die sich stark unter Druck fühlen, am höchsten ist. In der Altersgruppe der 11-14-Jährigen fühlen sich 75 Prozent unter starkem Druck. Bei den 15-19-Jährigen sinkt der Anteil auf 66 Prozent, um schließlich bei den 25-29-Jährigen auf einem Tiefststand von 61 Prozent anzukommen. Es zeigt sich

Weitere Kostenlose Bücher