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Performer, Styler, Egoisten

Performer, Styler, Egoisten

Titel: Performer, Styler, Egoisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Heinzelmaier
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dementsprechend einen relativ geringen Verpflichtungscharakter. Der Einzelne bleibt innerhalb solcher Netzwerke relativ ungebunden und damit handlungsfähig in Bezug auf die vielfältigen anderen Optionen, die das Leben in einer postmodernen Gesellschaft bietet.
    Freizeitinteressen von Jugendlichen
    Neben den gemeinsamen Unternehmungen mit FreundInnen in informellen szenischen Netzwerken dominieren in der Jugendkultur Freizeitformen, die mit der Nutzung von Medien zusammenhängen. Es sind diese das Hören von Musik und die Nutzung von Fernsehen, Videos und DVDs, Kino und Internet, die die Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren am meisten interessieren und fesseln. Aufgrund der Medienpalette, die den Alltag der Jugendlichen dominierend beeinflusst, muss die These „Freizeit von Jugendlichen ist Medienzeit“ aber modifiziert werden. Genauer gesagt ist Jugendfreizeit Bildmedienzeit. In unseren von Bildmedien bestimmten Jugendkulturen ist alles Ästhetische, alles sinnlich Unmittelbare von dominanter Bedeutung für das Denken und Handeln. In einer Welt, die vom Bild beherrscht wird, werden insbesondere die jungen Menschen mehr und mehr zu ästhetischen Wesen. Manch einer behauptet sogar, dass Jugendliche mit den Augen denken. Alles Sichtbare hat für sie bei Entscheidungen und Wahlakten des Alltags größte Relevanz. Nicht Diskurse und Argumentationen stehen im Mittelpunkt, sondern die Art und Weise, wie die Dinge arrangiert, verpackt, in Bilder übersetzt sind. Außerhalb der Arbeitswelt und der Bildungsinstitutionen möchte die Mehrheit der Jugendlichen nicht als rationales Wesen angesprochen werden, sondern unmittelbare ästhetische Lust erleben.
     
    Die Musik ist ein Schlüsselbereich des jugendlichen Freizeiterlebens. Große Teile der Freizeitaktivitäten von Jugendlichen sind rund um musikalische Erfahrungen gruppiert. Musik ist für Jugendliche ein relevantes Verständigungs- und Ausdrucksmedium (vgl. Müller-Bachmann 2002: 121). Mit Hilfe der Musik können nicht nur eigene Gefühle und Befindlichkeiten reguliert werden, sie eröffnet auch die Möglichkeit zu demonstrieren, wie man sich fühlt, wer man ist und zu welchen lebensstilistischen Strömungen und Gruppen man sich zugehörig fühlt. Wesentlich für die Bedeutung der Musik in der jugendlichen Freizeitkultur ist ihre Beschaffenheit als weitgehend nicht-diskursives, ästhetisches Medium. Musik erzeugt Stimmungen, richtet sich unmittelbar an die Sinne. Musik wird gefühlt und verstanden. Musik versucht nicht zu erklären. Gerade dadurch weist Musik eine hohe Kompatibilität zu den postmodernen Jugendkulturen auf, die sinnliche Kulturen des Empfindens und des Verstehens sind. Wie die Musik argumentieren sie nicht, sondern sie beschränken sich darauf, Stimmungen zu erzeugen und in Umlauf zu bringen.
    Musik ist ein flüchtiges, ereignishaftes und zudem emotionales, ja irrationales Medium. Sie begünstigt emotionale Begegnungen, schafft Anschlussfähigkeiten über reale und rationale gesellschaftliche, politische, soziale etc. Grenzen hinweg. „Die durch Musik transportierte Emotionalität, die gleichzeitig ggf. die individuellen Gefühle der einzelnen Jugendlichen verstärkt oder sie kanalisiert, und die Einstellungsmuster zu ganz unterschiedlichen Themenkreisen, befähigen den einzelnen Jugendlichen, einen Anschluss an die Gefühle und Einstellungen anderer Jugendlicher zu finden.“ (Ebd.: 126)
    Man kann sagen, dass die Musik das emotionale – und damit ein äußerst relevantes und wirksames – Bindungsmittel der Jugendkulturen ist. Der Musiknutzung liegen sowohl soziale als auch individuelle Motive zugrunde. Auf der individuellen Ebene benutzen Jugendliche Musik zur Modulation und Kontrolle ihrer Gefühle, auf der sozialen Ebene wird Musik verwendet, um sich jugendkulturell zu positionieren, um sich in bestehende Lebensstilgruppen zu inkludieren oder sich von diesen abzugrenzen.
    Perspektive – die Zukunft der Jugendfreizeit
    Denkt man über die Zukunft der Freizeit von jungen Menschen nach, so kommt uns als Erstes die zunehmende Bedeutung des kompensatorischen Charakters des Freizeitlebens in den Sinn. Mehr denn je wird, bei gleichbleibend steigendem Druck in den Bildungsinstitutionen und in der Arbeitswelt, der Freizeitgestaltung die Aufgabe zukommen, für den notwendigen Druckausgleich zu sorgen. Die Freizeit wird damit für die Reparatur der in den Bildungsinstitutionen und der Arbeitswelt erzeugten Schäden funktionalisiert. Wie die

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