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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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geziemender Strafe seine Sünden sühnen und sich Gottes Gnade verdienen. Die jedoch ein so verhärtetes Herz haben, dass sie ihre Sünden nicht in der Furcht und im Schmerz der Reue anerkennen möchten und wollen, sondern in so großer Bosheit verharren, als ob Gott sie zu fürchten hätten, erlangen die Läuterung von ihren Sünden weder in diesem noch im künftigen Leben. Sie erhalten vielmehr die Strafen ohne den Trost auf Läuterung zum Leben.«
    Dann drehte Ida sich plötzlich um und sah mit milchigen Augen zu dem Platz, an dem Radulf von Braunshorn stand.
    »Du sollst Gott nicht versuchen, denn die Ihn versuchen,gehen zugrunde«, donnerte sie, nun mit tiefer Stimme. Einen Moment später brach sie zusammen.
    Nur einen kurzen Augenblick noch reflektierte die Sonne den Schein des nassglänzenden Bodens unter ihrem Leib, dann zogen sich die Wolken wieder zu.

4
    W ährend die anderen noch immer in Bestürzung verharrten, raffte Margarete das Wollhabit und eilte aus dem südlichen Portal hinaus auf den Kreuzgang.
    Es waren Hildegards Worte, die Ida soeben gesprochen hatte, die selige Prophetin hatte sich die blinde Nonne als ihr Sprachrohr erwählt, und die Botschaft war klar und deutlich.
    Sie, Margarete, würde nun dafür sorgen, dass der Kampf mit dem Teufel und dessen Versuchungen ein für alle Mal vorbei sein würde. Das Böse kam mit dem Pergament, das hatte sich heute noch bestätigt. Als dieser furchtbare süßlich-ranzige Geruch den Kirchensaal erfüllte, wusste sie, dass es anwesend war, denn es war eben dieser Geruch, den damals auch Adalbert verströmt hatte.
    Der Himmel war schwarz, in der Ferne erklang Donner. Im Donner lag das Feuer des Gerichts, Kälte und übler Geruch. Die Elemente brauten sich zusammen. Margarete musste sie beruhigen, ihnen ein Opfer bringen. Sie würde das Pergament nicht zur Priorin bringen, die dem Exorzisten zugetan war und ihm selbst ihre treueste Dienerin preisgab. Lieber wollte sie die Strafe für den Ungehorsam auf sich nehmen, als das gesamte Kloster ins Verderben zu stürzen.
    Margarete würde das Pergament unverzüglich vernichten und darauf hoffen, dass es über den Rauch des Feuers in den Himmel entfloh, um hoch oben bessere Dienste zu leisten.
    Der Weg über das Außengelände war morastig. Beinahe wäre Margarete gefallen, doch sie fand Halt und ging ruhiger weiter.
    Bei der Backstube griff sie mit gichtigen Fingern in die Mauerritze und stockte. Die Fuge war leer. Eine entsetzliche Welle der Angst rollte in ihr hoch. War jemand vor ihr da gewesen und hatte das Fragment entwendet? Rastlos wanderten ihre Augen über das Gemäuer. Ein Stück weiter zur rechten Seite, blitzte da nicht etwas Helles hervor?
    Tatsächlich! Margarete schüttelte den Kopf angesichts ihrer Verwirrtheit und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie das gefaltete Leinentuch in den Händen hielt. Für einen Augenblick zögerte sie und dachte an Elysa, die dem Pergament große Bedeutung zugemessen hatte. Doch wäre es dann nicht umso schrecklicher, wenn es in falsche Hände geriete?
    Entschlossen wandte Margarete sich um und ging den Weg zurück in Richtung Kirche, langsam, um sicher zu sein, dass dort niemand mehr zugegen war.
    Keine der anderen Nonnen bemerkte, wie Margarete über den Kreuzgang durch das südliche Portal in die Kirche schlüpfte, zu groß war die Aufregung über die Geschehnisse, die sie flüsternd zu besprechen suchten.
    Der Kirchensaal war leer, als Margarete sich vor den am Kreuz hängenden Christus verneigte, um gleich darauf das Leinentuch in der Kerzenflamme des großen Leuchters beim Altar zu entzünden und es mit spitzen Fingern zu halten, bis sich das Feuer durch das Tuch gefressen hatte und es fast vollständig verschlungen war. Dann erst ließ sie es fallen und beobachtete, wie auch das letzte Stück sanft zu Asche verglomm.
    Margarete lächelte. Sie war zufrieden.

5
    J utta hatte Ida die Hände auf Geheiß des Exorzisten mit geweihtem Wachs versiegelt und mit Tuch verbunden. Radulf hatte ihr verboten, die Versiegelung zu öffnen, um die Wunden mit Tinkturen zu bestreichen oder zu salben. Denn noch sei nichts entschieden. Erst die Schnelligkeit der Heilung war Gradmesser für das Urteil, nicht die Kraft, die sie in der Erfüllung der Aufgabe gezeigt hatte oder gar die Bedeutung des Lichtes, das nach der Prozedur über Idas Wunden und Gesicht gestrichen hatte.
    Ida lag regungslos auf einem der Krankenlager. Ab und an entfuhr ihr ein Wimmern.
    Elysa stand

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