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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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Unvermögen wunderte, diese enormen Gehälter zu verdienen wie anscheinend all die anderen Väter. Auch Helen kam sich wie eine Außenseiterin vor, wenn sie hin und wieder bei einer der anderen Mütter eingeladen war. Ihre Eltern hatten früher noch dieses Leben mit dem Gin-Glas in der Hand geführt, aber die Umstände hatten sich geändert. Helen gehörte nicht mehr zur oberen Mittelschicht, sondern war auf der sozialen Skala etwas tiefer gerutscht, wenn auch nicht in die Arbeiterklasse. Zu ihrem Verdruss, schließlich hatte sie etwas gegen Snobismus, wurmte sie das.
    Währenddessen hatte sich in ihrer Ehe eine akzeptable häusliche Routine eingespielt, in der gelegentlich Probleme auftraten, hauptsächlich bedingt durch die Unfähigkeit ihres Mannes, eine Arbeitsstelle länger als ein, zwei Jahre zu behalten oder, wenn er Arbeit hatte, eine Spesenabrechnung richtig auszufüllen. Als Folge davon war das Geld ständig knapp, und Helen dachte oft daran, wieder arbeiten zu gehen, um ihre Einkünfte aufzubessern. Aber Bob war strikt dagegen, dass seine Frau arbeitete, da die Leute sonst denken könnten, er sei nicht in der Lage, seine Familie allein zu ernähren. Außerdem, fügte er hinzu, wer würde sich dann um Grace kümmern, wenn sie aus der Schule kam?
    Also hängte Helen stattdessen beim Zeitschriftenhändler einen Zettel auf, um sich als Tagesmutter anzubieten. Es kamen sehr schnell ein paar Anrufe, und als sie erwähnte, dass sie gelernte Krankenschwester sei, erhielt sie sofort den Auftrag, ein Baby zu betreuen, dessen Eltern einen Stand auf dem Wochenmarkt betrieben. Das Baby, das schon eher ein Kleinkind war, machte wenig Mühe, weil es erst gebracht wurde, nachdem Bob zur Arbeit gegangen war, und abgeholt wurde, bevor er wieder zurückkam. Die Mädchen schenkten dem Kleinen nur wenig Beachtung, als wäre ihnen das alles peinlich, aber die Lage war wirklich schlimm. Der Nebenverdienst tat der Haushaltskasse gut, und außerdem gefiel es Helen, dass sie etwas beisteuern konnte.
    Trotz allem war es großartig, ein eigenes Zuhause zu haben. Endlich eine Küche, in der sie nach Belieben schalten und walten konnte ohne eine Schwiegermutter, die ständig die Regale umräumte. Allerdings war die Wohnung klein. Sehr klein. Helen war beim Einzug der Ausdruck in Carolines Gesicht nicht entgangen. »Haben wir denn keinen Garten?«, hatte ihre Tochter gefragt, und Helens Herz hatte sich zusammengezogen bei dem Gedanken an die hübsche Wiese hinter Sandras Haus, der sie den Rücken gekehrt hatten, und an den knorrigen Apfelbaum ganz hinten im Garten, unter dem Caroline gerne saß zum Lesen oder Malen. Sie mussten auch die Schaukel zurücklassen, die Maggy vor Jahren Caroline zum neunten Geburtstag geschenkt hatte und die später an Grace übergegangen war. Stattdessen gab es nun auf der Vorderseite eine Gemeinschaftsanlage für die Anwohner der Sackgasse in Form eines Grünstreifens mit einem einsamen Weidenbaum in der Mitte, unter dem Helen in der ersten Woche mit den Mädchen ein Picknick machte, was sie aber wegen der missbilligenden Blicke ihrer neuen Nachbarn nicht wiederholten.
    Caroline und Grace mussten sich weiterhin ein Zimmer teilen, das, wie die anderen Räume der Maisonette-Wohnung, so die Bezeichnung des Maklers, über eine Treppe erreichbar war, die sich gleich hinter der Eingangstür befand. Es gab ein zweites kleines Schlafzimmer für Helen und Bob und ein etwas größeres, helles und luftiges Wohnzimmer, von dem aus man ins Grüne blickte. Auf dem Weg nach draußen befand sich an der Wand über der Treppe ein kleines Regal mit Avocadopflanzen, die Helen aus Kernen zog. Kleinigkeiten wie diese bereiteten ihr Freude, bis eines Tages Geoffrey und Penelope mittags zu Besuch kamen. Helen hatte eine Ewigkeit in der Küche verbracht, um Cottage Pie zuzubereiten, für den sie mit der Handkurbel Lammfleischreste durch den runden Fleischwolf aus Metall drehte. Es schmeckte recht gut, fand sie zumindest, auch wenn es ziemlich eng zuging an dem Esstisch von G-Plan, den sie immer noch abbezahlten. Dann nahm die Unterhaltung eine Wende, die alles verdarb.
    »Liebe Schwägerin«, sagte Penelope und ließ mit geschürzten Lippen den Blick schweifen. »Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie du es erträgst, in so beengten Verhältnissen zu leben. Du Arme!«
    Sie hatte es eigentlich gut gemeint, aber Helen war verstimmt, während Geoffrey, wie man ihm zugutehalten musste, verlegen reagierte. Ihr Bruder und seine

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