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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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dort kennengelernt hatte, war sowohl Helen als auch Bob entsetzt.
    »Was ist, wenn sie eine Dummheit macht?«, sagte Bob, als sie in ihren getrennten Betten nebeneinander auf dem Rücken lagen.
    »Du meinst, dass sie zum Beispiel vor der Ehe schwanger wird«, entgegnete Helen kühl.
    »Oder Drogen nimmt. Es sind so viele in Umlauf.«
    »Ich habe mit ihr geredet.«
    »Und, was hat sie gesagt?«
    »Sie ist knallrot geworden.«
    Helen fühlte sich sehr unwohl dabei, mit ihrem Mann darüber zu sprechen. Dieser Junge, Chris, machte einen ganz netten Eindruck, aber neulich Abend hatte Helen durch das Fenster gesehen, dass er ihre Tochter vor der Haustür küsste. Die Hand des Jungen fummelte an der Jacke ihrer Tochter, als versuchte er, die obersten zwei Knöpfe aufzumachen, und der Anblick hatte Helen mit Panik erfüllt.
    »Wir müssen etwas dagegen unternehmen«, sagte Bob und drehte sich auf die Seite, weg von ihr. »Du musst noch einmal mit ihr reden. Ich kann das nicht.«
    Genau, dachte Helen, während sie im Halbdunkel den Rücken in dem braun gestreiften Pyjama betrachtete. Gib die Verantwortung weiter. Ignoriere die Dinge im Leben, die dir lästig sind, wie zum Beispiel eine richtige Ehe zu führen, und mach doch, was du willst.
    Zu Helens Erleichterung schien die Sache mit Chris schnell im Sande zu verlaufen. Allmählich wurde das Leben wieder einfacher, zumal da Helen bald ihre Fahrprüfung machte. Sie hatte bereits mit ihrer neuen Arbeit begonnen, und sie war begeistert! Jeder sagte, dass sie einen tollen Draht zu den Kindern hatte, die als »Schulverweigerer« galten. Zu ihren Aufgaben gehörte es, zwischen dem betroffenen Kind, der Schule und den Eltern zu vermitteln, damit das Kind wieder am Unterricht teilnahm – manchmal geschah das, indem sie die Kinder aufforderte, mit Bildern das auszudrücken, wovor sie Angst hatten. Eines der Kinder hatte mit Helens Unterstützung einen Lehrer gezeichnet, der ein böses Gesicht machte, und Helen musste der Schule vorsichtig erklären, dass es möglich sei, dass dieser Lehrer dem Kind das Selbstvertrauen raubte. Sie wies außerdem darauf hin, dass das Kind nach ihrer Einschätzung malerisch begabt sei. Insgeheim hatte es in ihr das Bedürfnis geweckt, wieder an eigenen Skizzen zu arbeiten, wie sie das früher getan hatte, als sie selbst ein Kind war, aber sie hatte einfach nicht die Zeit dafür.
    Aber zuvor, wenn sie ihren Job behalten und die ganzen Schulen in ihrem Bereich abklappern wollte, musste sie diese verflixte Fahrprüfung bestehen. Dies würde ihr auch den Freiraum geben, den sie von Bob brauchte. Aber zu ihrer Bestürzung fiel sie bei der Prüfung durch, weil sie zu schnell abgebogen war. Nach ihrer Rückkehr setzte sie sich an den Küchentisch und ließ ihren Tränen freien Lauf, was Caroline sehr bekümmerte. Helen wusste, dass es an ihrem Küchentisch schon zu viele Tränen gegeben hatte, und das nicht nur wegen der Fahrprüfung. Sie musste versuchen, ihre Verzweiflung nicht zu zeigen. Insgeheim träumte sie bereits von dem Tag, an dem Grace auszog und sie endlich von Bob fortgehen konnte.
    Zielstrebig wiederholte Helen ihre Fahrprüfung ein paar Wochen später und bestand dieses Mal. Gleich am nächsten Tag kutschierte sie die ganze Familie nach Hampton Court. Bob war ein einziges Nervenbündel – er hatte etwas gegen Frauen am Steuer, ganz zu schweigen von seiner eigenen! Als sie durch eine schmale Gasse fuhren, duckte er sich sogar in den Fußraum und hielt sich die Augen zu. Dies löste bei Helen einen lauten Lachanfall aus, der Bob nur noch wütender machte und die Mädchen auf dem Rücksitz ängstigte.
    Wie erbärmlich, dachte Helen, während sie den Wagen souverän zwischen den geparkten Autoreihen durchlenkte. Was für einen Mann hatte sie da geheiratet?
    »Du musst etwas dagegen unternehmen«, hatte Frank gedrängt bei einem seiner Besuche »zu Hause«, wie er es nannte. Er quartierte sich immer in einem schicken Hotel in der Stadtmitte ein, das er als Treffpunkt benutzte, bevor er seine Schwester ausführte. Sie genoss es, sich mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen. Mit Mitte dreißig hatte er sich zu einem etwas schmaleren Abbild ihres Vaters entwickelt, das Ähnlichkeit hatte mit Clark Gable, und die Köpfe drehten sich automatisch nach ihm um, wenn sie ein Restaurant betraten.
    Eines Abends saßen sie an einem Tisch, als sich ein gut gekleidetes Paar näherte. »Helen?«, sagte der Mann, der einen weißen Schal um den Hals trug, was

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