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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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neuen Freund, aber die Details waren nur bruchstückhaft aus ihr herauszubekommen, besonders wenn Maggys Stimme klang, als habe sie zu viel getrunken, so wie jetzt, obwohl es erst drei Uhr nachmittags war. »Und du bekommst einen Dienstwagen!«
    Das kam noch dazu. Eine der Anforderungen für den Job war, dass Helen den Führerschein machen musste. Wieder war Bob dagegen. »Du hast noch nie hinter dem Lenkrad gesessen«, gab er zu bedenken.
    »Ich kann es lernen«, konterte Helen hitzig. »Viele Frauen nehmen heutzutage Fahrstunden.«
    Das war eine Tatsache. Seit Mitte der Sechzigerjahre machten sich immer mehr Frauen in vielerlei Hinsicht unabhängiger, und der Führerschein war nur ein Beispiel dafür. Aber Bob hatte wohl das Gefühl, dies wäre eine weitere Bastion, die ihm genommen wurde. Er fing an, immer später von der Arbeit heimzukehren, und einmal hätte Helen schwören können, dass sein Hemd süßlich roch, obwohl er dies vehement bestritt.
    »Irgendwie«, schrieb sie Frank in Kuala Lumpur, »würde mir das nicht einmal etwas ausmachen. Vielmehr hätte ich dann einen Vorwand, um ganz neu zu beginnen, vor allem da ich nun eine feste Arbeit habe. Aber ich möchte den Kindern das Stigma ersparen, in Zukunft ohne Vater aufzuwachsen.«
    Ihr jüngerer Bruder stimmte ihr zu. Scheidung war keine Alternative in diesen Mittelschichtzeiten. Nicht, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Währenddessen hatte Frank auch Neuigkeiten. Obwohl er inzwischen mit einer schönen Chinesin verheiratet war und zwei Kinder hatte, hatte er vor kurzem erfahren, dass er einen weiteren Sohn hatte.
    »Sein Name ist Richard«, schrieb er, »und er ist neun Jahre alt. Erinnerst du dich, dass ich vor ungefähr zehn Jahren in Malaysia war? Ich hatte ein Verhältnis mit einer Einheimischen, wusste aber nichts von der Schwangerschaft. Sie hat mich schließlich über die englischen Arbeitgeber ihrer Mutter ausfindig gemacht, woraufhin ich meinen Sohn besucht habe. Er kommt äußerlich ganz nach den Macintyres, aber es gibt ein Problem. Als er noch klein war, suchte seine Mutter mit ihm eine Klinik auf, um ihn gegen Polio impfen zu lassen, nur leider war der Impfstoff ausgegangen, und man sagte ihr, sie solle in drei Monaten wiederkommen. In der Zwischenzeit erkrankte er an dem Virus und geht seitdem an Krücken. Ich habe ihn zu einem Spezialisten gebracht, der sein Möglichstes tut.«
    Das war typisch Frank! Helens kleiner Bruder, der immer entweder gut bei Kasse war oder abgebrannt, hatte seinen unehelichen Sohn in seiner Familie aufgenommen, obwohl seine chinesische Frau sicher nicht besonders glücklich darüber war. Währenddessen war Roger immer noch in Südafrika mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. So hatte nur Geoffrey mit seinen drei Kindern ein gutes Verhältnis zu Caroline, die er regelmäßig sah, aber ein weniger gutes zu Grace, weil sie jünger war. Genau das passierte, dachte Helen, wenn Familien auseinandergerissen wurden. Wieder ein Grund, sich weiter durchzuschleppen in ihrer Ehe mit Bob, da sie der Überzeugung war, dass sich der Impuls einer Generation auf die nächste und übernächste auswirkte. Sie musste versuchen, dieses Muster zu durchbrechen, oder es würde niemals aufhören.
    Es war daher nicht verwunderlich, dass Helen in der Angst lebte, dass ihre Töchter dieselben Fehler begingen wie sie. »Diese Angst haben alle Mütter«, sagte Maude zu ihr. »Aber wir können sie nicht daran hindern.«
    Nein? Caroline war zu einer etwas linkischen, leicht pummeligen Jugendlichen herangewachsen, die sich in ihrem Zimmer vergrub, wo sie malte oder las. Oder sie ging hinaus ins Grüne, ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass sie ihre eigene Gesellschaft der zunehmend beengten Atmosphäre in der Wohnung vorzog. Sie verbrachte außerdem viel Zeit mit Sandra, und sosehr Helen auch dagegen ankämpfte, schaffte sie es nicht, ihre Eifersucht zu unterdrücken. Und dann ging es los mit den Jungs.
    Es fing damit an, dass Carolines Klasse zu einem Tanzabend eingeladen wurde, den die hiesige Jungenschule veranstaltete. Helen nähte ihr ein Kleid: Sie hatte sich mithilfe von Schnittmustern in Frauenzeitschriften selbst das Schneidern beigebracht, was ihr großen Spaß machte, und sie freute sich darüber, dass Caroline sich von dem weißen Kleid begeistert zeigte, das sie ihr für den Ball genäht hatte. Aber als Caroline hinterher mit gerade einmal siebzehn Jahren erklärte, dass sie eine Verabredung mit einem Jungen habe, den sie

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